Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

den stärksten Eindruck machten, gegeben werden
mußten. --

Dieß hatte nun auch so sehr alle seine Ge¬
danken eingenommen, daß er alle Morgen den
Komödienzettel gleichsam verschlang, und alles
auch das der Anfang ist präcise um halb sechs
Uhr
, und der Schauplatz ist auf dem könig¬
lichen Schloßtheater
gewissenhaft mitlaß --
Und für einen vorzüglichen Schauspieler, den er
etwa auf der Straße erblicke, fast so viel Ehr¬
furcht, wie ehemals gegen den Pastor P. . . in
B. . . empfand. -- Alles, was zum Theater
gehörte, war ihm ehrwürdig, und er hätte viel
darum gegeben, nur mit dem Lichtputzer Be¬
kanntschaft zu haben. --

Vor zwei Jahren hatte er schon den Herku¬
les auf dem Oeta, den Grafen von Olsbach,
und die Pamela spielen sehen, wo Eckhof, Böck,
Günther, Hensel, Brandes nebst seiner
Frau
, und die Seilerin die vorzüglichsten Rollen
spielten, und schon von jener Zeit her, schwebten
die rührendsten Scenen aus diesen Stücken noch
seinem Gedächtniß vor, worunter Günther als
Herkules, Böck als Graf von Olsbach, und die

den ſtaͤrkſten Eindruck machten, gegeben werden
mußten. —

Dieß hatte nun auch ſo ſehr alle ſeine Ge¬
danken eingenommen, daß er alle Morgen den
Komoͤdienzettel gleichſam verſchlang, und alles
auch das der Anfang iſt praͤciſe um halb ſechs
Uhr
, und der Schauplatz iſt auf dem koͤnig¬
lichen Schloßtheater
gewiſſenhaft mitlaß —
Und fuͤr einen vorzuͤglichen Schauſpieler, den er
etwa auf der Straße erblicke, faſt ſo viel Ehr¬
furcht, wie ehemals gegen den Paſtor P. . . in
B. . . empfand. — Alles, was zum Theater
gehoͤrte, war ihm ehrwuͤrdig, und er haͤtte viel
darum gegeben, nur mit dem Lichtputzer Be¬
kanntſchaft zu haben. —

Vor zwei Jahren hatte er ſchon den Herku¬
les auf dem Oeta, den Grafen von Olsbach,
und die Pamela ſpielen ſehen, wo Eckhof, Boͤck,
Guͤnther, Henſel, Brandes nebſt ſeiner
Frau
, und die Seilerin die vorzuͤglichſten Rollen
ſpielten, und ſchon von jener Zeit her, ſchwebten
die ruͤhrendſten Scenen aus dieſen Stuͤcken noch
ſeinem Gedaͤchtniß vor, worunter Guͤnther als
Herkules, Boͤck als Graf von Olsbach, und die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <p><pb facs="#f0174" n="164"/>
den &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Eindruck machten, gegeben werden<lb/>
mußten. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Dieß hatte nun auch &#x017F;o &#x017F;ehr alle &#x017F;eine Ge¬<lb/>
danken eingenommen, daß er alle Morgen den<lb/>
Komo&#x0364;dienzettel gleich&#x017F;am ver&#x017F;chlang, und alles<lb/>
auch das der Anfang i&#x017F;t <hi rendition="#fr">pra&#x0364;ci&#x017F;e um halb &#x017F;echs<lb/>
Uhr</hi>, und der <hi rendition="#fr">Schauplatz i&#x017F;t auf dem ko&#x0364;nig¬<lb/>
lichen Schloßtheater</hi> gewi&#x017F;&#x017F;enhaft mitlaß &#x2014;<lb/>
Und fu&#x0364;r einen vorzu&#x0364;glichen Schau&#x017F;pieler, den er<lb/>
etwa auf der Straße erblicke, fa&#x017F;t &#x017F;o viel Ehr¬<lb/>
furcht, wie ehemals gegen den Pa&#x017F;tor P. . . in<lb/>
B. . . empfand. &#x2014; Alles, was zum Theater<lb/>
geho&#x0364;rte, war ihm ehrwu&#x0364;rdig, und er ha&#x0364;tte viel<lb/>
darum gegeben, nur mit dem Lichtputzer Be¬<lb/>
kannt&#x017F;chaft zu haben. &#x2014;</p><lb/>
      <p>Vor zwei Jahren hatte er &#x017F;chon den Herku¬<lb/>
les auf dem Oeta, den Grafen von Olsbach,<lb/>
und die Pamela &#x017F;pielen &#x017F;ehen, wo <hi rendition="#fr">Eckhof</hi>, <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;ck</hi>,<lb/><hi rendition="#fr">Gu&#x0364;nther</hi>, <hi rendition="#fr">Hen&#x017F;el</hi>, <hi rendition="#fr">Brandes neb&#x017F;t &#x017F;einer<lb/>
Frau</hi>, und die <hi rendition="#fr">Seilerin</hi> die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Rollen<lb/>
&#x017F;pielten, und &#x017F;chon von jener Zeit her, &#x017F;chwebten<lb/>
die ru&#x0364;hrend&#x017F;ten Scenen aus die&#x017F;en Stu&#x0364;cken noch<lb/>
&#x017F;einem Geda&#x0364;chtniß vor, worunter <hi rendition="#fr">Gu&#x0364;nther</hi> als<lb/>
Herkules, <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;ck</hi> als Graf von Olsbach, und die<lb/></p>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0174] den ſtaͤrkſten Eindruck machten, gegeben werden mußten. — Dieß hatte nun auch ſo ſehr alle ſeine Ge¬ danken eingenommen, daß er alle Morgen den Komoͤdienzettel gleichſam verſchlang, und alles auch das der Anfang iſt praͤciſe um halb ſechs Uhr, und der Schauplatz iſt auf dem koͤnig¬ lichen Schloßtheater gewiſſenhaft mitlaß — Und fuͤr einen vorzuͤglichen Schauſpieler, den er etwa auf der Straße erblicke, faſt ſo viel Ehr¬ furcht, wie ehemals gegen den Paſtor P. . . in B. . . empfand. — Alles, was zum Theater gehoͤrte, war ihm ehrwuͤrdig, und er haͤtte viel darum gegeben, nur mit dem Lichtputzer Be¬ kanntſchaft zu haben. — Vor zwei Jahren hatte er ſchon den Herku¬ les auf dem Oeta, den Grafen von Olsbach, und die Pamela ſpielen ſehen, wo Eckhof, Boͤck, Guͤnther, Henſel, Brandes nebſt ſeiner Frau, und die Seilerin die vorzuͤglichſten Rollen ſpielten, und ſchon von jener Zeit her, ſchwebten die ruͤhrendſten Scenen aus dieſen Stuͤcken noch ſeinem Gedaͤchtniß vor, worunter Guͤnther als Herkules, Boͤck als Graf von Olsbach, und die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/174
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/174>, abgerufen am 25.11.2024.