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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Kammer war, die daran stieß, und wo man,
statt der ausgehobenen Thüre, eine wollene De¬
cke angebracht hatte, die zum Vorhang dienen
mußte; und obgleich das ganze Auditorium, nur
aus dem Wirth des Hauses, der ein Töpfer war,
nebst dessen Frau und seinen Gesellen bestand,
und die ganze Erleuchtung nur mit Pfennig¬
lichtern bewerkstelligt wurde, die auf kleinen an
die Wand geklebten Stücken von nassen Leimen
brannten. --

Zum Nachspiele wurde aus Millers historisch¬
moralischen Schilderungen der sterbende So¬
krates
gegeben, worin Reiser nur einen Freund
des Sokrates, und der eine von seinen Mitschü¬
lern Nahmens G... den sterbenden Sokrates
selbst machte, welcher denn ordentlich den Gift¬
becher leerte, und zuletzt unter Zuckungen auf
einem Bette, daß in die Stube gesetzt war, ver¬
schied. --

Dieß letzte Nachspiel war es nun, was Rei¬
sern nachher fast seine ganzen Schuljahre verbit¬
tert hat. --

Die andren Primaner hatten nehmlich erfah¬
ren, daß außer der ihrigen, von denen, welchen sie

Kammer war, die daran ſtieß, und wo man,
ſtatt der ausgehobenen Thuͤre, eine wollene De¬
cke angebracht hatte, die zum Vorhang dienen
mußte; und obgleich das ganze Auditorium, nur
aus dem Wirth des Hauſes, der ein Toͤpfer war,
nebſt deſſen Frau und ſeinen Geſellen beſtand,
und die ganze Erleuchtung nur mit Pfennig¬
lichtern bewerkſtelligt wurde, die auf kleinen an
die Wand geklebten Stuͤcken von naſſen Leimen
brannten. —

Zum Nachſpiele wurde aus Millers hiſtoriſch¬
moraliſchen Schilderungen der ſterbende So¬
krates
gegeben, worin Reiſer nur einen Freund
des Sokrates, und der eine von ſeinen Mitſchuͤ¬
lern Nahmens G... den ſterbenden Sokrates
ſelbſt machte, welcher denn ordentlich den Gift¬
becher leerte, und zuletzt unter Zuckungen auf
einem Bette, daß in die Stube geſetzt war, ver¬
ſchied. —

Dieß letzte Nachſpiel war es nun, was Rei¬
ſern nachher faſt ſeine ganzen Schuljahre verbit¬
tert hat. —

Die andren Primaner hatten nehmlich erfah¬
ren, daß außer der ihrigen, von denen, welchen ſie

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[125/0135] Kammer war, die daran ſtieß, und wo man, ſtatt der ausgehobenen Thuͤre, eine wollene De¬ cke angebracht hatte, die zum Vorhang dienen mußte; und obgleich das ganze Auditorium, nur aus dem Wirth des Hauſes, der ein Toͤpfer war, nebſt deſſen Frau und ſeinen Geſellen beſtand, und die ganze Erleuchtung nur mit Pfennig¬ lichtern bewerkſtelligt wurde, die auf kleinen an die Wand geklebten Stuͤcken von naſſen Leimen brannten. — Zum Nachſpiele wurde aus Millers hiſtoriſch¬ moraliſchen Schilderungen der ſterbende So¬ krates gegeben, worin Reiſer nur einen Freund des Sokrates, und der eine von ſeinen Mitſchuͤ¬ lern Nahmens G... den ſterbenden Sokrates ſelbſt machte, welcher denn ordentlich den Gift¬ becher leerte, und zuletzt unter Zuckungen auf einem Bette, daß in die Stube geſetzt war, ver¬ ſchied. — Dieß letzte Nachſpiel war es nun, was Rei¬ ſern nachher faſt ſeine ganzen Schuljahre verbit¬ tert hat. — Die andren Primaner hatten nehmlich erfah¬ ren, daß außer der ihrigen, von denen, welchen ſie

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/135>, abgerufen am 28.11.2024.