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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786.

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Aufenthalt bei ihr machte, ebenfalls immer über¬
drüssiger, und sagte ihm endlich, nachdem sie
dreivierteljahre lang Geduld gehabt hatte, die
Wohnung auf, mit dem wohlgemeinten Rathe,
daß er sich nun nach einem andern Logis umsehen
solle. -- Indes war der Rektor des Lyceums
abgegangen, und der neue Rektor S..., wel¬
cher an dessen Stelle gewählt wurde, war ein
guter Freund von dem Pastor M..., der nun
darauf dachte, Reisern bei diesem Mann ins
Haus zu bringen, und ihn im Voraus auf die
großen Vortheile aufmerksam machte, welche ihm
dadurch erwachsen würden, wenn er das Glück ha¬
ben sollte, von diesem Manne in sein Haus auf¬
genommen zu werden. -- Also bei dem Rektor
sollte nun Reiser ins Haus ziehen -- wie sehr
schmeichelte dieß seiner Eitelkeit! denn dachte er
sich, wenn es ihm glücken sollte, sich bei dem
Rektor beliebt zu machen, was für eine glänzende
Aussicht sich ihm dann eröfnete, da überdem
nun der Rektor sein Lehrer wurde, indem er nach
Endigung seines ersten Schuljahres gleich nach
Prima versetzt werden sollte, worin der Direktor
und der Rektor allein Unterricht gaben.

G

Aufenthalt bei ihr machte, ebenfalls immer uͤber¬
druͤſſiger, und ſagte ihm endlich, nachdem ſie
dreivierteljahre lang Geduld gehabt hatte, die
Wohnung auf, mit dem wohlgemeinten Rathe,
daß er ſich nun nach einem andern Logis umſehen
ſolle. — Indes war der Rektor des Lyceums
abgegangen, und der neue Rektor S..., wel¬
cher an deſſen Stelle gewaͤhlt wurde, war ein
guter Freund von dem Paſtor M..., der nun
darauf dachte, Reiſern bei dieſem Mann ins
Haus zu bringen, und ihn im Voraus auf die
großen Vortheile aufmerkſam machte, welche ihm
dadurch erwachſen wuͤrden, wenn er das Gluͤck ha¬
ben ſollte, von dieſem Manne in ſein Haus auf¬
genommen zu werden. — Alſo bei dem Rektor
ſollte nun Reiſer ins Haus ziehen — wie ſehr
ſchmeichelte dieß ſeiner Eitelkeit! denn dachte er
ſich, wenn es ihm gluͤcken ſollte, ſich bei dem
Rektor beliebt zu machen, was fuͤr eine glaͤnzende
Ausſicht ſich ihm dann eroͤfnete, da uͤberdem
nun der Rektor ſein Lehrer wurde, indem er nach
Endigung ſeines erſten Schuljahres gleich nach
Prima verſetzt werden ſollte, worin der Direktor
und der Rektor allein Unterricht gaben.

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[97/0107] Aufenthalt bei ihr machte, ebenfalls immer uͤber¬ druͤſſiger, und ſagte ihm endlich, nachdem ſie dreivierteljahre lang Geduld gehabt hatte, die Wohnung auf, mit dem wohlgemeinten Rathe, daß er ſich nun nach einem andern Logis umſehen ſolle. — Indes war der Rektor des Lyceums abgegangen, und der neue Rektor S..., wel¬ cher an deſſen Stelle gewaͤhlt wurde, war ein guter Freund von dem Paſtor M..., der nun darauf dachte, Reiſern bei dieſem Mann ins Haus zu bringen, und ihn im Voraus auf die großen Vortheile aufmerkſam machte, welche ihm dadurch erwachſen wuͤrden, wenn er das Gluͤck ha¬ ben ſollte, von dieſem Manne in ſein Haus auf¬ genommen zu werden. — Alſo bei dem Rektor ſollte nun Reiſer ins Haus ziehen — wie ſehr ſchmeichelte dieß ſeiner Eitelkeit! denn dachte er ſich, wenn es ihm gluͤcken ſollte, ſich bei dem Rektor beliebt zu machen, was fuͤr eine glaͤnzende Ausſicht ſich ihm dann eroͤfnete, da uͤberdem nun der Rektor ſein Lehrer wurde, indem er nach Endigung ſeines erſten Schuljahres gleich nach Prima verſetzt werden ſollte, worin der Direktor und der Rektor allein Unterricht gaben. G

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 2. Berlin, 1786, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser02_1786/107>, abgerufen am 27.11.2024.