Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.unschuldigsten Freuden seiner Jugend verbitterte, Dies beständige Hin- und Herschwanken ist Mit Anton war es anfänglich ziemlich gut Er las darauf irgendwo, wie unnütz und Sein Vater reiste diesen Sommer wieder unſchuldigſten Freuden ſeiner Jugend verbitterte, Dies beſtaͤndige Hin- und Herſchwanken iſt Mit Anton war es anfaͤnglich ziemlich gut Er las darauf irgendwo, wie unnuͤtz und Sein Vater reiſte dieſen Sommer wieder <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0084" n="74"/> unſchuldigſten Freuden ſeiner Jugend verbitterte,<lb/> und es doch in dem andern nie weit brachte.</p><lb/> <p>Dies beſtaͤndige Hin- und Herſchwanken iſt<lb/> zugleich ein Bild von dem ganzen Lebenslaufe<lb/> ſeines Vaters, dem es im funfzigſten Jahre<lb/> ſeines Lebens noch nicht beſſer ging, und der<lb/> doch immer noch das Rechte zu finden hoffte,<lb/> wornach er ſo lange vergeblich geſtrebt hatte.</p><lb/> <p>Mit Anton war es anfaͤnglich ziemlich gut<lb/> gegangen: allein ſeitdem er kein Latein mehr<lb/> lernen ſollte, litte ſeine Froͤmmigkeit einen<lb/> großen Stoß; ſie war nichts, als ein aͤngſtli¬<lb/> ches, gezwungenes Weſen, und es wollte nie<lb/> recht mit ihm fort.</p><lb/> <p>Er las darauf irgendwo, wie unnuͤtz und<lb/> ſchaͤdlich das Selbſtbeſſern ſey, und daß man<lb/> ſich bloß leidend verhalten, und die goͤttliche<lb/> Gnade in ſich wuͤrken laſſen muͤſſe: er betete<lb/> daher oft ſehr aufrichtig: Herr bekehre du mich,<lb/> ſo werde ich bekehret! aber alles war vergeblich.</p><lb/> <p>Sein Vater reiſte dieſen Sommer wieder<lb/> nach P., und Anton ſchrieb ihm, wie ſchlecht<lb/> es mit dem Selbſtbeſſern vorwaͤrts ginge, und<lb/></p> </body> </text> </TEI> [74/0084]
unſchuldigſten Freuden ſeiner Jugend verbitterte,
und es doch in dem andern nie weit brachte.
Dies beſtaͤndige Hin- und Herſchwanken iſt
zugleich ein Bild von dem ganzen Lebenslaufe
ſeines Vaters, dem es im funfzigſten Jahre
ſeines Lebens noch nicht beſſer ging, und der
doch immer noch das Rechte zu finden hoffte,
wornach er ſo lange vergeblich geſtrebt hatte.
Mit Anton war es anfaͤnglich ziemlich gut
gegangen: allein ſeitdem er kein Latein mehr
lernen ſollte, litte ſeine Froͤmmigkeit einen
großen Stoß; ſie war nichts, als ein aͤngſtli¬
ches, gezwungenes Weſen, und es wollte nie
recht mit ihm fort.
Er las darauf irgendwo, wie unnuͤtz und
ſchaͤdlich das Selbſtbeſſern ſey, und daß man
ſich bloß leidend verhalten, und die goͤttliche
Gnade in ſich wuͤrken laſſen muͤſſe: er betete
daher oft ſehr aufrichtig: Herr bekehre du mich,
ſo werde ich bekehret! aber alles war vergeblich.
Sein Vater reiſte dieſen Sommer wieder
nach P., und Anton ſchrieb ihm, wie ſchlecht
es mit dem Selbſtbeſſern vorwaͤrts ginge, und
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