Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.von der Leiter hinunter in die Grube gefallen Anton hörte aufmerksam zu, und bei dieser Noch muß ich etwas von seinen ersten Vorstel¬ Wenn oft der Himmel umwölkt, und der von der Leiter hinunter in die Grube gefallen Anton hoͤrte aufmerkſam zu, und bei dieſer Noch muß ich etwas von ſeinen erſten Vorſtel¬ Wenn oft der Himmel umwoͤlkt, und der <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0062" n="52"/> von der Leiter hinunter in die Grube gefallen<lb/> ſey, und ſich den Kopf zerſchmettert habe.</p><lb/> <p>Anton hoͤrte aufmerkſam zu, und bei dieſer<lb/> Kopfzerſchmetterung dachte er ſich auf einmal<lb/> ein gaͤnzliches Aufhoͤren von Denken und Em¬<lb/> pfinden, und eine Art von Vernichtung und<lb/> Ermangelung ſeiner ſelbſt, die ihn mit Grauen<lb/> und Entſetzen erfuͤllte, ſo oft er wieder lebhaft<lb/> daran dachte. Seit der Zeit hatte er auch eine<lb/> ſtarke Furcht vor dem Tode, die ihm manche<lb/> traurige Stunde machte.</p><lb/> <p>Noch muß ich etwas von ſeinen erſten Vorſtel¬<lb/> lungen, die er ſich ebenfalls ohngefaͤhr im zehn¬<lb/> ten Jahre von Gott und der Welt machte, ſagen.<lb/></p> <p>Wenn oft der Himmel umwoͤlkt, und der<lb/> Horizont kleiner war, fuͤhlte er eine Art von<lb/> Bangigkeit, daß die ganze Welt wiederum mit<lb/> eben ſo einer Decke umſchloſſen ſey, wie die<lb/> Stube, worin er wohnte, und wenn er dann<lb/> mit ſeinen Gedanken uͤber dieſe gewoͤlbte Decke<lb/> hinausging, ſo kam ihm dieſe Welt an ſich viel<lb/> zu klein vor, und es daͤuchte ihm, als muͤſſe ſie<lb/> wiederum in einer andern eingeſchloſſen ſeyn,<lb/> und das immer ſo fort.</p><lb/> </body> </text> </TEI> [52/0062]
von der Leiter hinunter in die Grube gefallen
ſey, und ſich den Kopf zerſchmettert habe.
Anton hoͤrte aufmerkſam zu, und bei dieſer
Kopfzerſchmetterung dachte er ſich auf einmal
ein gaͤnzliches Aufhoͤren von Denken und Em¬
pfinden, und eine Art von Vernichtung und
Ermangelung ſeiner ſelbſt, die ihn mit Grauen
und Entſetzen erfuͤllte, ſo oft er wieder lebhaft
daran dachte. Seit der Zeit hatte er auch eine
ſtarke Furcht vor dem Tode, die ihm manche
traurige Stunde machte.
Noch muß ich etwas von ſeinen erſten Vorſtel¬
lungen, die er ſich ebenfalls ohngefaͤhr im zehn¬
ten Jahre von Gott und der Welt machte, ſagen.
Wenn oft der Himmel umwoͤlkt, und der
Horizont kleiner war, fuͤhlte er eine Art von
Bangigkeit, daß die ganze Welt wiederum mit
eben ſo einer Decke umſchloſſen ſey, wie die
Stube, worin er wohnte, und wenn er dann
mit ſeinen Gedanken uͤber dieſe gewoͤlbte Decke
hinausging, ſo kam ihm dieſe Welt an ſich viel
zu klein vor, und es daͤuchte ihm, als muͤſſe ſie
wiederum in einer andern eingeſchloſſen ſeyn,
und das immer ſo fort.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |