Schlössern und Thürmen, oder mitten im wil¬ den Kriegsgetümmel sich befand.
Mit einer Art von wehmüthiger Freude laß er nun, wenn Helden fielen, es schmerzte ihn zwar, aber doch däuchte ihm, sie mußten fallen. Dieß mochte auch wohl einen großen Einfluß auf seine kindischen Spiele haben. Ein Fleck voll hochgewachsener Nesseln oder Disteln waren ihm so viele feindliche Köpfe, unter denen er manchmal grausam wüthete, und sie mit seinem Stabe einen nach dem andern herunter hieb.
Wenn er auf der Wiese ging, so machte er eine Scheidung, und ließ in seinen Gedanken zwey Heere gelber oder weißer Blumen gegen¬ einander anrücken. Den größten unter ihnen gab er Namen von seinen Helden, und eine benannte er auch wohl von sich selber. Dann stellte er eine Art von blinden Fatum vor, und mit zugemachten Augen hieb er mit seinem Stabe, wohin er traf.
Wenn er dann seine Augen wieder eröffnete, so sah er die schreckliche Zerstörung, hier lag ein Held und dort einer auf den Boden hingestreckt, und oft erblickte er mit einer sonderbaren weh¬
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Schloͤſſern und Thuͤrmen, oder mitten im wil¬ den Kriegsgetuͤmmel ſich befand.
Mit einer Art von wehmuͤthiger Freude laß er nun, wenn Helden fielen, es ſchmerzte ihn zwar, aber doch daͤuchte ihm, ſie mußten fallen. Dieß mochte auch wohl einen großen Einfluß auf ſeine kindiſchen Spiele haben. Ein Fleck voll hochgewachſener Neſſeln oder Diſteln waren ihm ſo viele feindliche Koͤpfe, unter denen er manchmal grauſam wuͤthete, und ſie mit ſeinem Stabe einen nach dem andern herunter hieb.
Wenn er auf der Wieſe ging, ſo machte er eine Scheidung, und ließ in ſeinen Gedanken zwey Heere gelber oder weißer Blumen gegen¬ einander anruͤcken. Den groͤßten unter ihnen gab er Namen von ſeinen Helden, und eine benannte er auch wohl von ſich ſelber. Dann ſtellte er eine Art von blinden Fatum vor, und mit zugemachten Augen hieb er mit ſeinem Stabe, wohin er traf.
Wenn er dann ſeine Augen wieder eroͤffnete, ſo ſah er die ſchreckliche Zerſtoͤrung, hier lag ein Held und dort einer auf den Boden hingeſtreckt, und oft erblickte er mit einer ſonderbaren weh¬
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Schloͤſſern und Thuͤrmen, oder mitten im wil¬
den Kriegsgetuͤmmel ſich befand.
Mit einer Art von wehmuͤthiger Freude laß
er nun, wenn Helden fielen, es ſchmerzte ihn
zwar, aber doch daͤuchte ihm, ſie mußten fallen.
Dieß mochte auch wohl einen großen Einfluß
auf ſeine kindiſchen Spiele haben. Ein Fleck
voll hochgewachſener Neſſeln oder Diſteln waren
ihm ſo viele feindliche Koͤpfe, unter denen er
manchmal grauſam wuͤthete, und ſie mit ſeinem
Stabe einen nach dem andern herunter hieb.
Wenn er auf der Wieſe ging, ſo machte er
eine Scheidung, und ließ in ſeinen Gedanken
zwey Heere gelber oder weißer Blumen gegen¬
einander anruͤcken. Den groͤßten unter ihnen
gab er Namen von ſeinen Helden, und eine
benannte er auch wohl von ſich ſelber. Dann
ſtellte er eine Art von blinden Fatum vor, und
mit zugemachten Augen hieb er mit ſeinem
Stabe, wohin er traf.
Wenn er dann ſeine Augen wieder eroͤffnete,
ſo ſah er die ſchreckliche Zerſtoͤrung, hier lag ein
Held und dort einer auf den Boden hingeſtreckt,
und oft erblickte er mit einer ſonderbaren weh¬
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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/45>, abgerufen am 27.07.2024.
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