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Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785.

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glaubte, er träume, wenn er schon wirklich
wachte, weil der Stift, woran er sonst, immer des
Morgens, beym Erwachen, die Ideen vom vo¬
rigen Tage sowohl als von seinem vorigen Leben
anknüpfte, und wodurch sie erst Zusammenhang
und Wahrheit erhielten, nun gleichsam ver¬
rückt war; weil die Idee des Ortes nicht mehr
dieselbe war.

Ist es also wohl zu verwundern, wenn die
Veränderung des Orts oft so vieles beiträgt, uns
dasjenige, was wir uns nicht gern als wirklich
denken, wie einen Traum vergessen zu machen?

In spätern Jahren, und insbesondre, wenn
man viel gereist ist, verliert sich diß Anschließen
der Ideen an den Ort in etwas. Wo man hin¬
kömmt, sieht man entweder Dächer, Fenster, Thü¬
ren, Steinpflaster, Kirchen und Thürme, oder
man sieht Wiese, Wald, Acker, oder Heide. --
Die auffallenden Unterschiede verschwinden; die
Erde wird sich überall gleich. --

Wenn Anton in B. . . auf der Straße ging,
so war es ihm besonders des Abends im Anfange
der Dämmerung, manchmal plötzlich wie im
Traume. -- Auch pflegte sich diß bei ihm zu er¬

eig¬

glaubte, er traͤume, wenn er ſchon wirklich
wachte, weil der Stift, woran er ſonſt, immer des
Morgens, beym Erwachen, die Ideen vom vo¬
rigen Tage ſowohl als von ſeinem vorigen Leben
anknuͤpfte, und wodurch ſie erſt Zuſammenhang
und Wahrheit erhielten, nun gleichſam ver¬
ruͤckt war; weil die Idee des Ortes nicht mehr
dieſelbe war.

Iſt es alſo wohl zu verwundern, wenn die
Veraͤnderung des Orts oft ſo vieles beitraͤgt, uns
dasjenige, was wir uns nicht gern als wirklich
denken, wie einen Traum vergeſſen zu machen?

In ſpaͤtern Jahren, und insbeſondre, wenn
man viel gereiſt iſt, verliert ſich diß Anſchließen
der Ideen an den Ort in etwas. Wo man hin¬
koͤmmt, ſieht man entweder Daͤcher, Fenſter, Thuͤ¬
ren, Steinpflaſter, Kirchen und Thuͤrme, oder
man ſieht Wieſe, Wald, Acker, oder Heide. —
Die auffallenden Unterſchiede verſchwinden; die
Erde wird ſich uͤberall gleich. —

Wenn Anton in B. . . auf der Straße ging,
ſo war es ihm beſonders des Abends im Anfange
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Traume. — Auch pflegte ſich diß bei ihm zu er¬

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[142/0152] glaubte, er traͤume, wenn er ſchon wirklich wachte, weil der Stift, woran er ſonſt, immer des Morgens, beym Erwachen, die Ideen vom vo¬ rigen Tage ſowohl als von ſeinem vorigen Leben anknuͤpfte, und wodurch ſie erſt Zuſammenhang und Wahrheit erhielten, nun gleichſam ver¬ ruͤckt war; weil die Idee des Ortes nicht mehr dieſelbe war. Iſt es alſo wohl zu verwundern, wenn die Veraͤnderung des Orts oft ſo vieles beitraͤgt, uns dasjenige, was wir uns nicht gern als wirklich denken, wie einen Traum vergeſſen zu machen? In ſpaͤtern Jahren, und insbeſondre, wenn man viel gereiſt iſt, verliert ſich diß Anſchließen der Ideen an den Ort in etwas. Wo man hin¬ koͤmmt, ſieht man entweder Daͤcher, Fenſter, Thuͤ¬ ren, Steinpflaſter, Kirchen und Thuͤrme, oder man ſieht Wieſe, Wald, Acker, oder Heide. — Die auffallenden Unterſchiede verſchwinden; die Erde wird ſich uͤberall gleich. — Wenn Anton in B. . . auf der Straße ging, ſo war es ihm beſonders des Abends im Anfange der Daͤmmerung, manchmal ploͤtzlich wie im Traume. — Auch pflegte ſich diß bei ihm zu er¬ eig¬

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Anton Reiser. Bd. 1. Berlin, 1785, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_reiser01_1785/152>, abgerufen am 23.11.2024.