Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Griechenland strömten die Flüsse Acheron und
Kocytus, welche diese Nahmen würklich führten;
auch war es in dieser Gegend, wo Theseus und
Pirithous zu den Schatten stiegen. -- Weiter
westwärts übers Meer an den Küsten Italiens
dachte man sich bei dem Gift aushauchenden
See Avernus, über den kein Vogel fliegen
konnte, einen Eingang in die Unterwelt; zuletzt
ließ man bis an die Wohnung der Nacht, am west-
lichsten Ufer des Oceans, das weite Reich des
Pluto grenzen; -- gleichsam, als ob man gern
an die Vorstellung vom Sonnenuntergang, auch
die Ideen des Aufhörens und Verschwindens
knüpfte.

Pluto.

Der König der Unterwelt hieß bei den Grie-
chen Ades oder Aides, der Unsichtbare, Unbe-
kannte; -- selbst sein Nahme bezeichnete das
Dunkel, in welches noch kein sterbliches Auge
blickte. -- Er hieß auch der unterirdische oder
stygische Jupiter; weil ihn die bildende Kunst
dem Jupiter ähnlich, nur mit finstrerm Blick
darstellte. Er hielt einen zweizackigten Zepter von
Ebenholz in der Hand, und trug auf dem Haupte
eine eiserne Krone; sein Helm machte unsichtbar,
wen er bedeckte. Zum öftern ward er auch mit
einem Getreidemaaß auf dem Haupte, als [ - 3 Zeichen fehlen]

B b 2

Griechenland ſtroͤmten die Fluͤſſe Acheron und
Kocytus, welche dieſe Nahmen wuͤrklich fuͤhrten;
auch war es in dieſer Gegend, wo Theſeus und
Pirithous zu den Schatten ſtiegen. — Weiter
weſtwaͤrts uͤbers Meer an den Kuͤſten Italiens
dachte man ſich bei dem Gift aushauchenden
See Avernus, uͤber den kein Vogel fliegen
konnte, einen Eingang in die Unterwelt; zuletzt
ließ man bis an die Wohnung der Nacht, am weſt-
lichſten Ufer des Oceans, das weite Reich des
Pluto grenzen; — gleichſam, als ob man gern
an die Vorſtellung vom Sonnenuntergang, auch
die Ideen des Aufhoͤrens und Verſchwindens
knuͤpfte.

Pluto.

Der Koͤnig der Unterwelt hieß bei den Grie-
chen Ades oder Aides, der Unſichtbare, Unbe-
kannte; — ſelbſt ſein Nahme bezeichnete das
Dunkel, in welches noch kein ſterbliches Auge
blickte. — Er hieß auch der unterirdiſche oder
ſtygiſche Jupiter; weil ihn die bildende Kunſt
dem Jupiter aͤhnlich, nur mit finſtrerm Blick
darſtellte. Er hielt einen zweizackigten Zepter von
Ebenholz in der Hand, und trug auf dem Haupte
eine eiſerne Krone; ſein Helm machte unſichtbar,
wen er bedeckte. Zum oͤftern ward er auch mit
einem Getreidemaaß auf dem Haupte, als [ – 3 Zeichen fehlen]

B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0461" n="387"/>
Griechenland &#x017F;tro&#x0364;mten die Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Acheron</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Kocytus,</hi> welche die&#x017F;e Nahmen wu&#x0364;rklich fu&#x0364;hrten;<lb/>
auch war es in die&#x017F;er Gegend, wo <hi rendition="#fr">The&#x017F;eus</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Pirithous</hi> zu den Schatten &#x017F;tiegen. &#x2014; Weiter<lb/>
we&#x017F;twa&#x0364;rts u&#x0364;bers Meer an den Ku&#x0364;&#x017F;ten Italiens<lb/>
dachte man &#x017F;ich bei dem Gift aushauchenden<lb/>
See <hi rendition="#fr">Avernus,</hi> u&#x0364;ber den kein Vogel fliegen<lb/>
konnte, einen Eingang in die Unterwelt; zuletzt<lb/>
ließ man bis an die Wohnung der Nacht, am we&#x017F;t-<lb/>
lich&#x017F;ten Ufer des Oceans, das weite Reich des<lb/>
Pluto grenzen; &#x2014; gleich&#x017F;am, als ob man gern<lb/>
an die Vor&#x017F;tellung vom <hi rendition="#fr">Sonnenuntergang,</hi> auch<lb/>
die Ideen des Aufho&#x0364;rens und Ver&#x017F;chwindens<lb/>
knu&#x0364;pfte.</p><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Pluto</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Der Ko&#x0364;nig der Unterwelt hieß bei den Grie-<lb/>
chen <hi rendition="#fr">Ades</hi> oder <hi rendition="#fr">Aides,</hi> der Un&#x017F;ichtbare, Unbe-<lb/>
kannte; &#x2014; &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ein Nahme bezeichnete das<lb/>
Dunkel, in welches noch kein &#x017F;terbliches Auge<lb/>
blickte. &#x2014; Er hieß auch der unterirdi&#x017F;che oder<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;tygi&#x017F;che</hi> Jupiter; weil ihn die bildende Kun&#x017F;t<lb/>
dem Jupiter a&#x0364;hnlich, nur mit fin&#x017F;trerm Blick<lb/>
dar&#x017F;tellte. Er hielt einen zweizackigten Zepter von<lb/>
Ebenholz in der Hand, und trug auf dem Haupte<lb/>
eine ei&#x017F;erne Krone; &#x017F;ein Helm machte <hi rendition="#fr">un&#x017F;ichtbar,</hi><lb/>
wen er bedeckte. Zum o&#x0364;ftern ward er auch mit<lb/>
einem Getreidemaaß auf dem Haupte, als <gap unit="chars" quantity="3"/><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0461] Griechenland ſtroͤmten die Fluͤſſe Acheron und Kocytus, welche dieſe Nahmen wuͤrklich fuͤhrten; auch war es in dieſer Gegend, wo Theſeus und Pirithous zu den Schatten ſtiegen. — Weiter weſtwaͤrts uͤbers Meer an den Kuͤſten Italiens dachte man ſich bei dem Gift aushauchenden See Avernus, uͤber den kein Vogel fliegen konnte, einen Eingang in die Unterwelt; zuletzt ließ man bis an die Wohnung der Nacht, am weſt- lichſten Ufer des Oceans, das weite Reich des Pluto grenzen; — gleichſam, als ob man gern an die Vorſtellung vom Sonnenuntergang, auch die Ideen des Aufhoͤrens und Verſchwindens knuͤpfte. Pluto. Der Koͤnig der Unterwelt hieß bei den Grie- chen Ades oder Aides, der Unſichtbare, Unbe- kannte; — ſelbſt ſein Nahme bezeichnete das Dunkel, in welches noch kein ſterbliches Auge blickte. — Er hieß auch der unterirdiſche oder ſtygiſche Jupiter; weil ihn die bildende Kunſt dem Jupiter aͤhnlich, nur mit finſtrerm Blick darſtellte. Er hielt einen zweizackigten Zepter von Ebenholz in der Hand, und trug auf dem Haupte eine eiſerne Krone; ſein Helm machte unſichtbar, wen er bedeckte. Zum oͤftern ward er auch mit einem Getreidemaaß auf dem Haupte, als ___ B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/461
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/461>, abgerufen am 22.11.2024.