Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Raub des Grabes werden sollte, kam sie dem Ur-
theil schnell zuvor, und gab mit dem Strange sich
selbst den Tod.

Hämon, Kreons Sohn, welcher sie zärtlich
liebte, stieß verzweiflungsvoll sein Schwerdt sich
in die Brust, da er Antigonen, als ein Opfer
von seines Vaters Grausamkeit, in ihrem Kerker
todt fand.

Hämons Mutter überlebte den Verlust ihres
Sohnes nicht; und verwaißt stand nun Kreon
da, und klagte verzweiflungsvoll sich selber und
sein Verhängniß an.

Adrastus hatte indeß den Theseus um Bei-
stand angefleht, und dieser kam vor Theben, schlug
die Thebaner, und zwang sie, die Leichname der Ge-
bliebnen von des Adrastus Heere zum Begräbniß
auszuliefern.

Alle die Unglücksfälle, womit dieser Krieg
begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung
ausgelöscht, welche zehn Jahre nachher bei den
Söhnen der Erschlagnen zu einem zweiten Kriege
ausbrach, der, weil ihn die Nachkommen der
vorigen Feldherren führten, der Krieg der Epi-
gonen
hieß.

Ein Sohn des Eteokles war Laodamas, der
nach dem Kreon über Theben herrschte. -- Ther-
sander,
des Polynices Sohn, unterstützt von
den Söhnen der erschlagnen Feldherren, und dem

Raub des Grabes werden ſollte, kam ſie dem Ur-
theil ſchnell zuvor, und gab mit dem Strange ſich
ſelbſt den Tod.

Haͤmon, Kreons Sohn, welcher ſie zaͤrtlich
liebte, ſtieß verzweiflungsvoll ſein Schwerdt ſich
in die Bruſt, da er Antigonen, als ein Opfer
von ſeines Vaters Grauſamkeit, in ihrem Kerker
todt fand.

Haͤmons Mutter uͤberlebte den Verluſt ihres
Sohnes nicht; und verwaißt ſtand nun Kreon
da, und klagte verzweiflungsvoll ſich ſelber und
ſein Verhaͤngniß an.

Adraſtus hatte indeß den Theſeus um Bei-
ſtand angefleht, und dieſer kam vor Theben, ſchlug
die Thebaner, und zwang ſie, die Leichname der Ge-
bliebnen von des Adraſtus Heere zum Begraͤbniß
auszuliefern.

Alle die Ungluͤcksfaͤlle, womit dieſer Krieg
begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung
ausgeloͤſcht, welche zehn Jahre nachher bei den
Soͤhnen der Erſchlagnen zu einem zweiten Kriege
ausbrach, der, weil ihn die Nachkommen der
vorigen Feldherren fuͤhrten, der Krieg der Epi-
gonen
hieß.

Ein Sohn des Eteokles war Laodamas, der
nach dem Kreon uͤber Theben herrſchte. — Ther-
ſander,
des Polynices Sohn, unterſtuͤtzt von
den Soͤhnen der erſchlagnen Feldherren, und dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0430" n="360"/>
Raub des Grabes werden &#x017F;ollte, kam &#x017F;ie dem Ur-<lb/>
theil &#x017F;chnell zuvor, und gab mit dem Strange &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t den Tod.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Ha&#x0364;mon,</hi> Kreons Sohn, welcher &#x017F;ie za&#x0364;rtlich<lb/>
liebte, &#x017F;tieß verzweiflungsvoll &#x017F;ein Schwerdt &#x017F;ich<lb/>
in die Bru&#x017F;t, da er Antigonen, als ein Opfer<lb/>
von &#x017F;eines Vaters Grau&#x017F;amkeit, in ihrem Kerker<lb/>
todt fand.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Ha&#x0364;mons</hi> Mutter u&#x0364;berlebte den Verlu&#x017F;t ihres<lb/>
Sohnes nicht; und verwaißt &#x017F;tand nun <hi rendition="#fr">Kreon</hi><lb/>
da, und klagte verzweiflungsvoll &#x017F;ich &#x017F;elber und<lb/>
&#x017F;ein Verha&#x0364;ngniß an.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Adra&#x017F;tus</hi> hatte indeß den <hi rendition="#fr">The&#x017F;eus</hi> um Bei-<lb/>
&#x017F;tand angefleht, und die&#x017F;er kam vor Theben, &#x017F;chlug<lb/>
die Thebaner, und zwang &#x017F;ie, die Leichname der Ge-<lb/>
bliebnen von des Adra&#x017F;tus Heere zum Begra&#x0364;bniß<lb/>
auszuliefern.</p><lb/>
            <p>Alle die Unglu&#x0364;cksfa&#x0364;lle, womit die&#x017F;er Krieg<lb/>
begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung<lb/>
ausgelo&#x0364;&#x017F;cht, welche zehn Jahre nachher bei den<lb/>
So&#x0364;hnen der Er&#x017F;chlagnen zu einem zweiten Kriege<lb/>
ausbrach, der, weil ihn die <hi rendition="#fr">Nachkommen</hi> der<lb/>
vorigen Feldherren fu&#x0364;hrten, der Krieg der <hi rendition="#fr">Epi-<lb/>
gonen</hi> hieß.</p><lb/>
            <p>Ein Sohn des Eteokles war <hi rendition="#fr">Laodamas,</hi> der<lb/>
nach dem Kreon u&#x0364;ber Theben herr&#x017F;chte. &#x2014; <hi rendition="#fr">Ther-<lb/>
&#x017F;ander,</hi> des Polynices Sohn, unter&#x017F;tu&#x0364;tzt von<lb/>
den So&#x0364;hnen der er&#x017F;chlagnen Feldherren, und dem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0430] Raub des Grabes werden ſollte, kam ſie dem Ur- theil ſchnell zuvor, und gab mit dem Strange ſich ſelbſt den Tod. Haͤmon, Kreons Sohn, welcher ſie zaͤrtlich liebte, ſtieß verzweiflungsvoll ſein Schwerdt ſich in die Bruſt, da er Antigonen, als ein Opfer von ſeines Vaters Grauſamkeit, in ihrem Kerker todt fand. Haͤmons Mutter uͤberlebte den Verluſt ihres Sohnes nicht; und verwaißt ſtand nun Kreon da, und klagte verzweiflungsvoll ſich ſelber und ſein Verhaͤngniß an. Adraſtus hatte indeß den Theſeus um Bei- ſtand angefleht, und dieſer kam vor Theben, ſchlug die Thebaner, und zwang ſie, die Leichname der Ge- bliebnen von des Adraſtus Heere zum Begraͤbniß auszuliefern. Alle die Ungluͤcksfaͤlle, womit dieſer Krieg begleitet war, hatten dennoch nicht die Erbittrung ausgeloͤſcht, welche zehn Jahre nachher bei den Soͤhnen der Erſchlagnen zu einem zweiten Kriege ausbrach, der, weil ihn die Nachkommen der vorigen Feldherren fuͤhrten, der Krieg der Epi- gonen hieß. Ein Sohn des Eteokles war Laodamas, der nach dem Kreon uͤber Theben herrſchte. — Ther- ſander, des Polynices Sohn, unterſtuͤtzt von den Soͤhnen der erſchlagnen Feldherren, und dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/430
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/430>, abgerufen am 22.12.2024.