Die Ino verfolgte der Zorn der Juno, weil sie den jungen Bachus säugte. -- Sie war mit dem Athamas vermählt. -- Diesen ergriff eine rasende Wuth, in welcher er ihren ersten Sohn Learchus an einem Felsen zerschmetterte; und da sie mit ihrem jüngsten Sohn Melicertes vor ihm flohe, bis an eine Felsenspitze am Meere sie verfolgte. Hier stürzte Ino sich mit ihrem Sohn herab, und ward sammt ihm von den Wellen emporgetra- gen. -- Beide wurden unter die Meergötter auf- genommen, -- und Ino ward unter dem Nah- men Leukothea verehrt.
Autonoe, die vierte Tochter des Kadmus, vermählte sich mit dem Aristäus, der den Aktäon mit ihr erzeugte, dessen schon gedacht ist, wie ihn seine eignen Hunde zerrissen, als Diana, die er im Bade erblickte, um seinen Frevel zu strafen, ihn in einen Hirsch verwandelt hatte.
Dieß sind die Schicksale der Töchter des Kad- mus, welche ein feindseliges Verhängniß und den Haß der Juno, der auf ihres Vaters Hause ruhte, mehr oder weniger tragen mußten.
Kadmus selber begab sich in seinem Alter nach Illyrien, wo, nach der Fabel, seine Verwand- lung vorging. -- Die Herrschaft über Theben überließ er seinem Sohn, dem Polydor, welcher den Labdakus erzeugte, der ihm wieder in der Regierung folgte. Labdakus vermählte sich mit
Die Ino verfolgte der Zorn der Juno, weil ſie den jungen Bachus ſaͤugte. — Sie war mit dem Athamas vermaͤhlt. — Dieſen ergriff eine raſende Wuth, in welcher er ihren erſten Sohn Learchus an einem Felſen zerſchmetterte; und da ſie mit ihrem juͤngſten Sohn Melicertes vor ihm flohe, bis an eine Felſenſpitze am Meere ſie verfolgte. Hier ſtuͤrzte Ino ſich mit ihrem Sohn herab, und ward ſammt ihm von den Wellen emporgetra- gen. — Beide wurden unter die Meergoͤtter auf- genommen, — und Ino ward unter dem Nah- men Leukothea verehrt.
Autonoe, die vierte Tochter des Kadmus, vermaͤhlte ſich mit dem Ariſtaͤus, der den Aktaͤon mit ihr erzeugte, deſſen ſchon gedacht iſt, wie ihn ſeine eignen Hunde zerriſſen, als Diana, die er im Bade erblickte, um ſeinen Frevel zu ſtrafen, ihn in einen Hirſch verwandelt hatte.
Dieß ſind die Schickſale der Toͤchter des Kad- mus, welche ein feindſeliges Verhaͤngniß und den Haß der Juno, der auf ihres Vaters Hauſe ruhte, mehr oder weniger tragen mußten.
Kadmus ſelber begab ſich in ſeinem Alter nach Illyrien, wo, nach der Fabel, ſeine Verwand- lung vorging. — Die Herrſchaft uͤber Theben uͤberließ er ſeinem Sohn, dem Polydor, welcher den Labdakus erzeugte, der ihm wieder in der Regierung folgte. Labdakus vermaͤhlte ſich mit
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Die Ino verfolgte der Zorn der Juno, weil
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Learchus an einem Felſen zerſchmetterte; und da
ſie mit ihrem juͤngſten Sohn Melicertes vor ihm
flohe, bis an eine Felſenſpitze am Meere ſie verfolgte.
Hier ſtuͤrzte Ino ſich mit ihrem Sohn herab, und
ward ſammt ihm von den Wellen emporgetra-
gen. — Beide wurden unter die Meergoͤtter auf-
genommen, — und Ino ward unter dem Nah-
men Leukothea verehrt.
Autonoe, die vierte Tochter des Kadmus,
vermaͤhlte ſich mit dem Ariſtaͤus, der den Aktaͤon
mit ihr erzeugte, deſſen ſchon gedacht iſt, wie ihn
ſeine eignen Hunde zerriſſen, als Diana, die er
im Bade erblickte, um ſeinen Frevel zu ſtrafen,
ihn in einen Hirſch verwandelt hatte.
Dieß ſind die Schickſale der Toͤchter des Kad-
mus, welche ein feindſeliges Verhaͤngniß und den
Haß der Juno, der auf ihres Vaters Hauſe ruhte,
mehr oder weniger tragen mußten.
Kadmus ſelber begab ſich in ſeinem Alter nach
Illyrien, wo, nach der Fabel, ſeine Verwand-
lung vorging. — Die Herrſchaft uͤber Theben
uͤberließ er ſeinem Sohn, dem Polydor, welcher
den Labdakus erzeugte, der ihm wieder in der
Regierung folgte. Labdakus vermaͤhlte ſich mit
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/419>, abgerufen am 22.12.2024.
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