Die hohen blendenden Reitze der mächtigen Liebesgöttin, vervielfältigen sich in den Grazien oder Charitinnen, und wurden wohlthätig, sanft und milde. Vom Himmel senkten die drei Huld- göttinnen zu den Sterblichen sich hernieder, um die schönen Empfindungen der Dankbarkeit und des wechselseitigen Wohlwollens in jeden Bu- sen einzuflößen. Auch waren sie es, welche vor allen andern Göttern, den Menschen die süße Gabe zu gefallen ertheilten.
Sie hießen mit ihren besondern Nahmen Aglaia, Thalia, und Euphrosyne, und waren vom Jupiter mit der Eurynome, der schönen Tochter des Oceans, erzeugt, die unter den alten Gottheiten in den Dichtungen schon mit aufge- treten ist.
Den Grazien waren allenthalben Tempel und Altäre errichtet; -- um ihre Gunst flehte jedes Alter und jeder Stand; -- ihnen huldigten Kün- ste und Wissenschaften; -- auf ihren Altären zün- dete man täglich Weihrauch an; -- bei jedem fro- hen Gastmahl waren sie die Losung, und man nannte mit Ehrfurcht ihre Nahmen.
Dem Amor und den Musen wurden die Gra- zien zugesellt; oft hatten sie mit dem Amor, öfter noch mit den Musen, gemeinschaftlich einen Tem-
Grazien.
Die hohen blendenden Reitze der maͤchtigen Liebesgoͤttin, vervielfaͤltigen ſich in den Grazien oder Charitinnen, und wurden wohlthaͤtig, ſanft und milde. Vom Himmel ſenkten die drei Huld- goͤttinnen zu den Sterblichen ſich hernieder, um die ſchoͤnen Empfindungen der Dankbarkeit und des wechſelſeitigen Wohlwollens in jeden Bu- ſen einzufloͤßen. Auch waren ſie es, welche vor allen andern Goͤttern, den Menſchen die ſuͤße Gabe zu gefallen ertheilten.
Sie hießen mit ihren beſondern Nahmen Aglaia, Thalia, und Euphroſyne, und waren vom Jupiter mit der Eurynome, der ſchoͤnen Tochter des Oceans, erzeugt, die unter den alten Gottheiten in den Dichtungen ſchon mit aufge- treten iſt.
Den Grazien waren allenthalben Tempel und Altaͤre errichtet; — um ihre Gunſt flehte jedes Alter und jeder Stand; — ihnen huldigten Kuͤn- ſte und Wiſſenſchaften; — auf ihren Altaͤren zuͤn- dete man taͤglich Weihrauch an; — bei jedem fro- hen Gaſtmahl waren ſie die Loſung, und man nannte mit Ehrfurcht ihre Nahmen.
Dem Amor und den Muſen wurden die Gra- zien zugeſellt; oft hatten ſie mit dem Amor, oͤfter noch mit den Muſen, gemeinſchaftlich einen Tem-
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Grazien.
Die hohen blendenden Reitze der maͤchtigen
Liebesgoͤttin, vervielfaͤltigen ſich in den Grazien
oder Charitinnen, und wurden wohlthaͤtig, ſanft
und milde. Vom Himmel ſenkten die drei Huld-
goͤttinnen zu den Sterblichen ſich hernieder, um
die ſchoͤnen Empfindungen der Dankbarkeit und
des wechſelſeitigen Wohlwollens in jeden Bu-
ſen einzufloͤßen. Auch waren ſie es, welche vor
allen andern Goͤttern, den Menſchen die ſuͤße
Gabe zu gefallen ertheilten.
Sie hießen mit ihren beſondern Nahmen
Aglaia, Thalia, und Euphroſyne, und waren
vom Jupiter mit der Eurynome, der ſchoͤnen
Tochter des Oceans, erzeugt, die unter den alten
Gottheiten in den Dichtungen ſchon mit aufge-
treten iſt.
Den Grazien waren allenthalben Tempel und
Altaͤre errichtet; — um ihre Gunſt flehte jedes
Alter und jeder Stand; — ihnen huldigten Kuͤn-
ſte und Wiſſenſchaften; — auf ihren Altaͤren zuͤn-
dete man taͤglich Weihrauch an; — bei jedem fro-
hen Gaſtmahl waren ſie die Loſung, und man
nannte mit Ehrfurcht ihre Nahmen.
Dem Amor und den Muſen wurden die Gra-
zien zugeſellt; oft hatten ſie mit dem Amor, oͤfter
noch mit den Muſen, gemeinſchaftlich einen Tem-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/371>, abgerufen am 22.12.2024.
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