Als nun die Argonauten in Lemnos landen wollten, so widersetzten sich ihnen zuerst die Wei- ber, weil sie glaubten, es wären ihre aus Thra- cien rückkehrende Männer, welche den Tod der Ermordeten rächen wollten. Sobald sie aber ihren Irrthum einsahen, nahmen sie die Fremden mit offnen Armen auf, welche nun zwei Jahr auf dieser Insel blieben, wo Jason mit der Hypsipyle zwei Söhne, den Thoas und den Euneus er- zeugte.
Von Lemnos segelten die Argonauten nach Samothracien, wo die Einweihung in die Ge- heimnisse den Helden zu ihrer gefahrvollen Unter- nehmung neuen Muth gab. Als sie bei Troas landeten, wurden sie von dem Herkules, der den Hylas suchte, und von dem Telamon, dem Ge- fährten des Herkules, verlassen.
Am Fuße des Dindymus lag die Stadt Zyzikus, in welcher ein König gleiches Nahmens herrschte, der die Argonauten, als sie hier lande- ten, gütig aufnahm, und mit Geschenken sie ent- ließ. Da nun in der Nacht ein Sturm das Schiff wieder in den Hafen trieb, hielt Cycikus aus Irr- thum die Landenden für Feinde, und wurde, da er sie angriff, von Jason im Gefecht erschlagen, der zur Aussöhnung dieser, obgleich unvorsetzlichen That, der Mutter der Götter auf dem Berge Dindy- mus Opfer brachte, und ihr einen Tempel baute.
Als nun die Argonauten in Lemnos landen wollten, ſo widerſetzten ſich ihnen zuerſt die Wei- ber, weil ſie glaubten, es waͤren ihre aus Thra- cien ruͤckkehrende Maͤnner, welche den Tod der Ermordeten raͤchen wollten. Sobald ſie aber ihren Irrthum einſahen, nahmen ſie die Fremden mit offnen Armen auf, welche nun zwei Jahr auf dieſer Inſel blieben, wo Jaſon mit der Hypſipyle zwei Soͤhne, den Thoas und den Euneus er- zeugte.
Von Lemnos ſegelten die Argonauten nach Samothracien, wo die Einweihung in die Ge- heimniſſe den Helden zu ihrer gefahrvollen Unter- nehmung neuen Muth gab. Als ſie bei Troas landeten, wurden ſie von dem Herkules, der den Hylas ſuchte, und von dem Telamon, dem Ge- faͤhrten des Herkules, verlaſſen.
Am Fuße des Dindymus lag die Stadt Zyzikus, in welcher ein Koͤnig gleiches Nahmens herrſchte, der die Argonauten, als ſie hier lande- ten, guͤtig aufnahm, und mit Geſchenken ſie ent- ließ. Da nun in der Nacht ein Sturm das Schiff wieder in den Hafen trieb, hielt Cycikus aus Irr- thum die Landenden fuͤr Feinde, und wurde, da er ſie angriff, von Jaſon im Gefecht erſchlagen, der zur Ausſoͤhnung dieſer, obgleich unvorſetzlichen That, der Mutter der Goͤtter auf dem Berge Dindy- mus Opfer brachte, und ihr einen Tempel baute.
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Als nun die Argonauten in Lemnos landen
wollten, ſo widerſetzten ſich ihnen zuerſt die Wei-
ber, weil ſie glaubten, es waͤren ihre aus Thra-
cien ruͤckkehrende Maͤnner, welche den Tod der
Ermordeten raͤchen wollten. Sobald ſie aber
ihren Irrthum einſahen, nahmen ſie die Fremden
mit offnen Armen auf, welche nun zwei Jahr auf
dieſer Inſel blieben, wo Jaſon mit der Hypſipyle
zwei Soͤhne, den Thoas und den Euneus er-
zeugte.
Von Lemnos ſegelten die Argonauten nach
Samothracien, wo die Einweihung in die Ge-
heimniſſe den Helden zu ihrer gefahrvollen Unter-
nehmung neuen Muth gab. Als ſie bei Troas
landeten, wurden ſie von dem Herkules, der den
Hylas ſuchte, und von dem Telamon, dem Ge-
faͤhrten des Herkules, verlaſſen.
Am Fuße des Dindymus lag die Stadt
Zyzikus, in welcher ein Koͤnig gleiches Nahmens
herrſchte, der die Argonauten, als ſie hier lande-
ten, guͤtig aufnahm, und mit Geſchenken ſie ent-
ließ. Da nun in der Nacht ein Sturm das Schiff
wieder in den Hafen trieb, hielt Cycikus aus Irr-
thum die Landenden fuͤr Feinde, und wurde, da
er ſie angriff, von Jaſon im Gefecht erſchlagen,
der zur Ausſoͤhnung dieſer, obgleich unvorſetzlichen
That, der Mutter der Goͤtter auf dem Berge Dindy-
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/319>, abgerufen am 26.11.2024.
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