annahm; und unter dessen Leitung auch Herkules seine edle Laufbahn antrat.
Als Jason zu den Jünglingsjahren gekommen war, und schon der männliche Muth in seiner Brust erwachte, gieng er, nach dem Ausspruch des Orakels, mit der Haut des Leoparden über seinen Schultern, und mit zwei Lanzen bewafnet, nach Jolkos an des Pelias Hof.
Dem Pelias aber war geweißagt, er solle vor dem sich hüten, der einst mit einem Schuh, und mit dem andern Fuß entblößt vor ihm erscheinen würde. -- Als nun Jason auf dem Wege nach Jolkos über den Fluß Anaurus zu gehen im Be- griff war, erschien ihm Juno in der Gestalt einer alten Frau, und bat, sie über den Fluß zu tra- gen. -- Als Jason sie hinübertrug, blieb ihm der eine Schuh im Schlamme stecken, und nun erschien er also mit dem einen Fuße entblößt in Jolkos vor dem Pallaste des Pelias, der bei seinem An- blick mit Schrecken und Bestürzung an den Aus- spruch des Orakels dachte.
Auf die Frage, wer er sey, forderte Jason nun vor allem Volke vom Peltas die Krone wie- der, die dieser dem Aeson, Jasons Vater, un- rechtmäßiger Weise entrissen hatte. -- Die Ein- künfte des Reichs sollten dem Pelias dennoch blei- ben, nur der Oberherrschaft solle er sich begeben!
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annahm; und unter deſſen Leitung auch Herkules ſeine edle Laufbahn antrat.
Als Jaſon zu den Juͤnglingsjahren gekommen war, und ſchon der maͤnnliche Muth in ſeiner Bruſt erwachte, gieng er, nach dem Ausſpruch des Orakels, mit der Haut des Leoparden uͤber ſeinen Schultern, und mit zwei Lanzen bewafnet, nach Jolkos an des Pelias Hof.
Dem Pelias aber war geweißagt, er ſolle vor dem ſich huͤten, der einſt mit einem Schuh, und mit dem andern Fuß entbloͤßt vor ihm erſcheinen wuͤrde. — Als nun Jaſon auf dem Wege nach Jolkos uͤber den Fluß Anaurus zu gehen im Be- griff war, erſchien ihm Juno in der Geſtalt einer alten Frau, und bat, ſie uͤber den Fluß zu tra- gen. — Als Jaſon ſie hinuͤbertrug, blieb ihm der eine Schuh im Schlamme ſtecken, und nun erſchien er alſo mit dem einen Fuße entbloͤßt in Jolkos vor dem Pallaſte des Pelias, der bei ſeinem An- blick mit Schrecken und Beſtuͤrzung an den Aus- ſpruch des Orakels dachte.
Auf die Frage, wer er ſey, forderte Jaſon nun vor allem Volke vom Peltas die Krone wie- der, die dieſer dem Aeſon, Jaſons Vater, un- rechtmaͤßiger Weiſe entriſſen hatte. — Die Ein- kuͤnfte des Reichs ſollten dem Pelias dennoch blei- ben, nur der Oberherrſchaft ſolle er ſich begeben!
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annahm; und unter deſſen Leitung auch Herkules
ſeine edle Laufbahn antrat.
Als Jaſon zu den Juͤnglingsjahren gekommen
war, und ſchon der maͤnnliche Muth in ſeiner
Bruſt erwachte, gieng er, nach dem Ausſpruch
des Orakels, mit der Haut des Leoparden uͤber
ſeinen Schultern, und mit zwei Lanzen bewafnet,
nach Jolkos an des Pelias Hof.
Dem Pelias aber war geweißagt, er ſolle vor
dem ſich huͤten, der einſt mit einem Schuh, und
mit dem andern Fuß entbloͤßt vor ihm erſcheinen
wuͤrde. — Als nun Jaſon auf dem Wege nach
Jolkos uͤber den Fluß Anaurus zu gehen im Be-
griff war, erſchien ihm Juno in der Geſtalt einer
alten Frau, und bat, ſie uͤber den Fluß zu tra-
gen. — Als Jaſon ſie hinuͤbertrug, blieb ihm der
eine Schuh im Schlamme ſtecken, und nun erſchien
er alſo mit dem einen Fuße entbloͤßt in Jolkos
vor dem Pallaſte des Pelias, der bei ſeinem An-
blick mit Schrecken und Beſtuͤrzung an den Aus-
ſpruch des Orakels dachte.
Auf die Frage, wer er ſey, forderte Jaſon
nun vor allem Volke vom Peltas die Krone wie-
der, die dieſer dem Aeſon, Jaſons Vater, un-
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ben, nur der Oberherrſchaft ſolle er ſich begeben!
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/313>, abgerufen am 25.11.2024.
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