Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

vertheidigt ohne unüberwindlichen Heldenmuth
nicht zu erstreiten war.

Theseus begleitete den Herkules auf diesem
Zuge, und am Flusse Thermodon begann die
Schlacht, wo Herkules über die Bundesgenossen
der Amazonen siegte, die Königin selbst gefangen
nahm, und, nachdem er auf diesem Wege noch
manche andre große That vollführt, das kostbare
Wehrgehenk dem Eurystheus brachte.

Der Stall des Augias.

Augias, der in Elis herrschte, und ein
Sohn der Sonne hieß, war wegen der vielen
Heerden, die er besaß, einer der reichsten Fürsten
seiner Zeit.

Und weil man damals den Reichthum nach
dem Besitz von vielen Heerden schätzte, so waren
auch die Beschäftigungen, welche hierauf Be-
zug hatten, noch nicht erniedrigend; und einen
Stall zu reinigen, war damals noch keine so un-
würdige Beschäftigung, wie wir sie uns jetzt nach
unsern Begriffen denken.

Augias hatte nemlich nach der Dichtung, die
den Helden die Arbeiten gern so schwer wie mög-
lich macht, dreitausend Rinder in seinen Ställen
stehen, und diese Ställe waren seit dreißig Jahren
nicht gereinigt. --

vertheidigt ohne unuͤberwindlichen Heldenmuth
nicht zu erſtreiten war.

Theſeus begleitete den Herkules auf dieſem
Zuge, und am Fluſſe Thermodon begann die
Schlacht, wo Herkules uͤber die Bundesgenoſſen
der Amazonen ſiegte, die Koͤnigin ſelbſt gefangen
nahm, und, nachdem er auf dieſem Wege noch
manche andre große That vollfuͤhrt, das koſtbare
Wehrgehenk dem Euryſtheus brachte.

Der Stall des Augias.

Augias, der in Elis herrſchte, und ein
Sohn der Sonne hieß, war wegen der vielen
Heerden, die er beſaß, einer der reichſten Fuͤrſten
ſeiner Zeit.

Und weil man damals den Reichthum nach
dem Beſitz von vielen Heerden ſchaͤtzte, ſo waren
auch die Beſchaͤftigungen, welche hierauf Be-
zug hatten, noch nicht erniedrigend; und einen
Stall zu reinigen, war damals noch keine ſo un-
wuͤrdige Beſchaͤftigung, wie wir ſie uns jetzt nach
unſern Begriffen denken.

Augias hatte nemlich nach der Dichtung, die
den Helden die Arbeiten gern ſo ſchwer wie moͤg-
lich macht, dreitauſend Rinder in ſeinen Staͤllen
ſtehen, und dieſe Staͤlle waren ſeit dreißig Jahren
nicht gereinigt. —

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0281" n="231"/>
vertheidigt ohne unu&#x0364;berwindlichen Heldenmuth<lb/>
nicht zu er&#x017F;treiten war.</p><lb/>
          <p>The&#x017F;eus begleitete den Herkules auf die&#x017F;em<lb/>
Zuge, und am Flu&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Thermodon</hi> begann die<lb/>
Schlacht, wo Herkules u&#x0364;ber die Bundesgeno&#x017F;&#x017F;en<lb/>
der Amazonen &#x017F;iegte, die Ko&#x0364;nigin &#x017F;elb&#x017F;t gefangen<lb/>
nahm, und, nachdem er auf die&#x017F;em Wege noch<lb/>
manche andre große That vollfu&#x0364;hrt, das ko&#x017F;tbare<lb/>
Wehrgehenk dem Eury&#x017F;theus brachte.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Stall des Augias</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Augias, der in Elis herr&#x017F;chte, und ein<lb/>
Sohn der Sonne hieß, war wegen der vielen<lb/>
Heerden, die er be&#x017F;aß, einer der reich&#x017F;ten Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;einer Zeit.</p><lb/>
          <p>Und weil man damals den Reichthum nach<lb/>
dem Be&#x017F;itz von vielen Heerden &#x017F;cha&#x0364;tzte, &#x017F;o waren<lb/>
auch die Be&#x017F;cha&#x0364;ftigungen, welche hierauf Be-<lb/>
zug hatten, noch nicht erniedrigend; und einen<lb/>
Stall zu reinigen, war damals noch keine &#x017F;o un-<lb/>
wu&#x0364;rdige Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung, wie wir &#x017F;ie uns jetzt nach<lb/>
un&#x017F;ern Begriffen denken.</p><lb/>
          <p>Augias hatte nemlich nach der Dichtung, die<lb/>
den Helden die Arbeiten gern &#x017F;o &#x017F;chwer wie mo&#x0364;g-<lb/>
lich macht, dreitau&#x017F;end Rinder in &#x017F;einen Sta&#x0364;llen<lb/>
&#x017F;tehen, und die&#x017F;e Sta&#x0364;lle waren &#x017F;eit dreißig Jahren<lb/>
nicht gereinigt. &#x2014;</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0281] vertheidigt ohne unuͤberwindlichen Heldenmuth nicht zu erſtreiten war. Theſeus begleitete den Herkules auf dieſem Zuge, und am Fluſſe Thermodon begann die Schlacht, wo Herkules uͤber die Bundesgenoſſen der Amazonen ſiegte, die Koͤnigin ſelbſt gefangen nahm, und, nachdem er auf dieſem Wege noch manche andre große That vollfuͤhrt, das koſtbare Wehrgehenk dem Euryſtheus brachte. Der Stall des Augias. Augias, der in Elis herrſchte, und ein Sohn der Sonne hieß, war wegen der vielen Heerden, die er beſaß, einer der reichſten Fuͤrſten ſeiner Zeit. Und weil man damals den Reichthum nach dem Beſitz von vielen Heerden ſchaͤtzte, ſo waren auch die Beſchaͤftigungen, welche hierauf Be- zug hatten, noch nicht erniedrigend; und einen Stall zu reinigen, war damals noch keine ſo un- wuͤrdige Beſchaͤftigung, wie wir ſie uns jetzt nach unſern Begriffen denken. Augias hatte nemlich nach der Dichtung, die den Helden die Arbeiten gern ſo ſchwer wie moͤg- lich macht, dreitauſend Rinder in ſeinen Staͤllen ſtehen, und dieſe Staͤlle waren ſeit dreißig Jahren nicht gereinigt. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/281
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/281>, abgerufen am 28.11.2024.