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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

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bedeckte. -- Sie näherte sich dem männlich
Großen,
und weiblicher Zärtlichkeit war ihr Bu-
sen ganz verschlossen.

Der Mangel an weiblicher Zärtlichkeit aber ist
mit Zerstörungssucht verknüpft, welche stets mit
jenem in gleichem Grade zunimmt. -- Es ist die
sanfte Venus, die nur aus Liebe zum Adonis mit
ihm die Rehe verfolgt; die kältere Diana findet
an der Jagd und an der Zerstörung selbst schon
ihre Lust, indeß sie doch zuweilen noch mit ver-
stohlner Zärtlichkeit sich an Endymions Schönheit
weidet.

Der kalten jungfräulichen Minerva aber ist
jedes Gefühl von Zärtlichkeit und schmachtender
Sehnsucht fremd; -- sie findet daher auch gleich
dem Kriegesgott am Schlachtgetümmel und an zer-
störten Städten ihr Ergötzen, nur daß sie nicht
von jenem die rauhe Wildheit hat, weil sie zugleich
die friedlichen Künste schützt.

Zurückschreckende Kälte macht den Haupt-
zug in dem Wesen dieser erhabenen Götterbildung
aus, wodurch sie zur grausamen Zerstörung,
und zur mühsamen Arbeit des Webens, zur
Erfindung nützlicher Künste, und zur Lenkung
der aufgebrachten Gemüther der Helden, gleich
fähig ist.

Als Achill im Begriff war gegen den Aga-
memnon sein Schwerdt zu ziehen, so stand plötz-

bedeckte. — Sie naͤherte ſich dem maͤnnlich
Großen,
und weiblicher Zaͤrtlichkeit war ihr Bu-
ſen ganz verſchloſſen.

Der Mangel an weiblicher Zaͤrtlichkeit aber iſt
mit Zerſtoͤrungsſucht verknuͤpft, welche ſtets mit
jenem in gleichem Grade zunimmt. — Es iſt die
ſanfte Venus, die nur aus Liebe zum Adonis mit
ihm die Rehe verfolgt; die kaͤltere Diana findet
an der Jagd und an der Zerſtoͤrung ſelbſt ſchon
ihre Luſt, indeß ſie doch zuweilen noch mit ver-
ſtohlner Zaͤrtlichkeit ſich an Endymions Schoͤnheit
weidet.

Der kalten jungfraͤulichen Minerva aber iſt
jedes Gefuͤhl von Zaͤrtlichkeit und ſchmachtender
Sehnſucht fremd; — ſie findet daher auch gleich
dem Kriegesgott am Schlachtgetuͤmmel und an zer-
ſtoͤrten Staͤdten ihr Ergoͤtzen, nur daß ſie nicht
von jenem die rauhe Wildheit hat, weil ſie zugleich
die friedlichen Kuͤnſte ſchuͤtzt.

Zuruͤckſchreckende Kaͤlte macht den Haupt-
zug in dem Weſen dieſer erhabenen Goͤtterbildung
aus, wodurch ſie zur grauſamen Zerſtoͤrung,
und zur muͤhſamen Arbeit des Webens, zur
Erfindung nuͤtzlicher Kuͤnſte, und zur Lenkung
der aufgebrachten Gemuͤther der Helden, gleich
faͤhig iſt.

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memnon ſein Schwerdt zu ziehen, ſo ſtand ploͤtz-

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[122/0156] bedeckte. — Sie naͤherte ſich dem maͤnnlich Großen, und weiblicher Zaͤrtlichkeit war ihr Bu- ſen ganz verſchloſſen. Der Mangel an weiblicher Zaͤrtlichkeit aber iſt mit Zerſtoͤrungsſucht verknuͤpft, welche ſtets mit jenem in gleichem Grade zunimmt. — Es iſt die ſanfte Venus, die nur aus Liebe zum Adonis mit ihm die Rehe verfolgt; die kaͤltere Diana findet an der Jagd und an der Zerſtoͤrung ſelbſt ſchon ihre Luſt, indeß ſie doch zuweilen noch mit ver- ſtohlner Zaͤrtlichkeit ſich an Endymions Schoͤnheit weidet. Der kalten jungfraͤulichen Minerva aber iſt jedes Gefuͤhl von Zaͤrtlichkeit und ſchmachtender Sehnſucht fremd; — ſie findet daher auch gleich dem Kriegesgott am Schlachtgetuͤmmel und an zer- ſtoͤrten Staͤdten ihr Ergoͤtzen, nur daß ſie nicht von jenem die rauhe Wildheit hat, weil ſie zugleich die friedlichen Kuͤnſte ſchuͤtzt. Zuruͤckſchreckende Kaͤlte macht den Haupt- zug in dem Weſen dieſer erhabenen Goͤtterbildung aus, wodurch ſie zur grauſamen Zerſtoͤrung, und zur muͤhſamen Arbeit des Webens, zur Erfindung nuͤtzlicher Kuͤnſte, und zur Lenkung der aufgebrachten Gemuͤther der Helden, gleich faͤhig iſt. Als Achill im Begriff war gegen den Aga- memnon ſein Schwerdt zu ziehen, ſo ſtand ploͤtz-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/156>, abgerufen am 24.11.2024.