Nachdem das Menschengeschlecht nun einmal da war, so schien es unvertilgbar zu seyn. -- Jupiter schickte vergeblich seine Sündfluth; -- es wuchs aus Kieselsteinen, und keimte aus Drachenzähnen wieder auf. -- Dem Schlamm der feuchten Erde entsproßten Menschen, und Menschen entstamm- ten den Eichen des Waldes, der ihnen Nah- rung gab.
Allein das goldene Zeitalter war entflohen, und noch waren die Künste nicht erfunden, die das harte Leben der Menschen sanft und erträglich machen. -- Des Feuers beraubt, war dieß Geschlecht nun das unseeligste unter allen, und mußte durch manche Noth sein unverschuldetes Daseyn büßen. --
Bis selbst, durch diese Noth gedrungen, der langverborgene Götterfunken sich endlich in den Tiefgesunkenen wieder regte, und sie aus eigener
Die neue Bildung des Menſchengeſchlechts.
Nachdem das Menſchengeſchlecht nun einmal da war, ſo ſchien es unvertilgbar zu ſeyn. — Jupiter ſchickte vergeblich ſeine Suͤndfluth; — es wuchs aus Kieſelſteinen, und keimte aus Drachenzaͤhnen wieder auf. — Dem Schlamm der feuchten Erde entſproßten Menſchen, und Menſchen entſtamm- ten den Eichen des Waldes, der ihnen Nah- rung gab.
Allein das goldene Zeitalter war entflohen, und noch waren die Kuͤnſte nicht erfunden, die das harte Leben der Menſchen ſanft und ertraͤglich machen. — Des Feuers beraubt, war dieß Geſchlecht nun das unſeeligſte unter allen, und mußte durch manche Noth ſein unverſchuldetes Daſeyn buͤßen. —
Bis ſelbſt, durch dieſe Noth gedrungen, der langverborgene Goͤtterfunken ſich endlich in den Tiefgeſunkenen wieder regte, und ſie aus eigener
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[89/0115]
Die neue Bildung
des
Menſchengeſchlechts.
Nachdem das Menſchengeſchlecht nun einmal da
war, ſo ſchien es unvertilgbar zu ſeyn. — Jupiter
ſchickte vergeblich ſeine Suͤndfluth; — es wuchs
aus Kieſelſteinen, und keimte aus Drachenzaͤhnen
wieder auf. — Dem Schlamm der feuchten Erde
entſproßten Menſchen, und Menſchen entſtamm-
ten den Eichen des Waldes, der ihnen Nah-
rung gab.
Allein das goldene Zeitalter war entflohen, und
noch waren die Kuͤnſte nicht erfunden, die das harte
Leben der Menſchen ſanft und ertraͤglich machen. —
Des Feuers beraubt, war dieß Geſchlecht nun das
unſeeligſte unter allen, und mußte durch manche
Noth ſein unverſchuldetes Daſeyn buͤßen. —
Bis ſelbſt, durch dieſe Noth gedrungen, der
langverborgene Goͤtterfunken ſich endlich in den
Tiefgeſunkenen wieder regte, und ſie aus eigener
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/115>, abgerufen am 27.11.2024.
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