Nymphe mit schwarzen Augen und blühenden Wan- gen, und halb ein ungeheurer Drache; mit dieser erzeugte Typhaon, ein heulender Sturmwind:
Den dreiköpfigten Hund Cerberus;
Den zweiköpfigten Hund Orthrus;
Die Lernäische Schlange;
Die feuerspeiende Chimära, mit dem Ant- litz des Löwen, dem Leib der Ziege, und dem Schweif des Drachen, -- und zuletzt gebahr die Echidna, nachdem sie sich mit dem Orthrus be- gattet hatte,
Den nemäischen Löwen, und
Die räthselhafte Sphinx mit dem jungfräuli- chen Antlitz und den Löwenklauen.
Dieß ist die Nachkommenschaft des Phorkys und der schönen Ceto. -- Die Erzeugung der Un- geheuer endigt sich mit der Geburt des Geheim- nißvollen und Räthselhaften, worin die alten Aussprüche und dunkeln Sagen der Vorzeit gehül- let sind. --
Und so wie die Nacht die Mutter des Ver- borgenen, Unbekannten ist, wie z. B. der Hespe- riden, die an den entferntesten Ufern des Oceans die goldnen Aepfel bewahren; so läßt die Phan- tasie die Ungeheuer, wie z. B. den Drachen, der diese goldene Frucht bewacht, dem Meer ent- stammen.
Nymphe mit ſchwarzen Augen und bluͤhenden Wan- gen, und halb ein ungeheurer Drache; mit dieſer erzeugte Typhaon, ein heulender Sturmwind:
Den dreikoͤpfigten Hund Cerberus;
Den zweikoͤpfigten Hund Orthrus;
Die Lernaͤiſche Schlange;
Die feuerſpeiende Chimaͤra, mit dem Ant- litz des Loͤwen, dem Leib der Ziege, und dem Schweif des Drachen, — und zuletzt gebahr die Echidna, nachdem ſie ſich mit dem Orthrus be- gattet hatte,
Den nemaͤiſchen Loͤwen, und
Die raͤthſelhafte Sphinx mit dem jungfraͤuli- chen Antlitz und den Loͤwenklauen.
Dieß iſt die Nachkommenſchaft des Phorkys und der ſchoͤnen Ceto. — Die Erzeugung der Un- geheuer endigt ſich mit der Geburt des Geheim- nißvollen und Raͤthſelhaften, worin die alten Ausſpruͤche und dunkeln Sagen der Vorzeit gehuͤl- let ſind. —
Und ſo wie die Nacht die Mutter des Ver- borgenen, Unbekannten iſt, wie z. B. der Heſpe- riden, die an den entfernteſten Ufern des Oceans die goldnen Aepfel bewahren; ſo laͤßt die Phan- taſie die Ungeheuer, wie z. B. den Drachen, der dieſe goldene Frucht bewacht, dem Meer ent- ſtammen.
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Nymphe mit ſchwarzen Augen und bluͤhenden Wan-
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erzeugte Typhaon, ein heulender Sturmwind:
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Die feuerſpeiende Chimaͤra, mit dem Ant-
litz des Loͤwen, dem Leib der Ziege, und dem
Schweif des Drachen, — und zuletzt gebahr die
Echidna, nachdem ſie ſich mit dem Orthrus be-
gattet hatte,
Den nemaͤiſchen Loͤwen, und
Die raͤthſelhafte Sphinx mit dem jungfraͤuli-
chen Antlitz und den Loͤwenklauen.
Dieß iſt die Nachkommenſchaft des Phorkys
und der ſchoͤnen Ceto. — Die Erzeugung der Un-
geheuer endigt ſich mit der Geburt des Geheim-
nißvollen und Raͤthſelhaften, worin die alten
Ausſpruͤche und dunkeln Sagen der Vorzeit gehuͤl-
let ſind. —
Und ſo wie die Nacht die Mutter des Ver-
borgenen, Unbekannten iſt, wie z. B. der Heſpe-
riden, die an den entfernteſten Ufern des Oceans
die goldnen Aepfel bewahren; ſo laͤßt die Phan-
taſie die Ungeheuer, wie z. B. den Drachen, der
dieſe goldene Frucht bewacht, dem Meer ent-
ſtammen.
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Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/101>, abgerufen am 22.11.2024.
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