Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite


des Hutes klein, läßt die Vorderspitze wie ein Schif sich über das Auge hinstrecken, den Hut selbst vorne auf der Nasenwurzel ruhen, und hinten in die Höhe steigen. Auf Universitäten, wo so manches Genie, mancher Dogmatiker, Renomist, mancher Schulfuchs unter einander läuft, möchte ich Chodowieckische Tafeln von Köpfen und Hüten zeichnen! H-- und J-- ist der Sitz der renomistischen --, L-- hingegen der kleinen Geniehütchen, und es wäre wohl keine possirlichere Grouppe von Hogarthschen Karikaturen zu bilden, als eine Verwechselung der Hüte! -- Der H-- mächtige Renomist auf das ausgedörrte Köpfchen so manchen L-- Städtsöhnchens: und das kleine L-- Geniehütchen auf den stieren Nacken und Kopf eines H-- Studierenden. --

Der Handwerksbursche, der des Sonntags auf sein Bierhaus gehet, läßt die Hinterkrempe auf dem Zopfe auf- und niederschlagen, und wie eine Flagge hin- und herwehen. Manchen Reisenden -- Bettler, fragt nur diesen, seine Charakteristik trügt ihn gewiß nicht, wenn er jemanden mit auf ein Auge gesetztem Hute und schleichenden Schritten herbeikommen sieht. --

Der Sanguiniker, Choleriker, Boeotier, jeder trägt seinen Arm, seine Hände anders, schwenkt sie, hebt sie, giebt sie anders. Der sich selbst genüg-


des Hutes klein, laͤßt die Vorderspitze wie ein Schif sich uͤber das Auge hinstrecken, den Hut selbst vorne auf der Nasenwurzel ruhen, und hinten in die Hoͤhe steigen. Auf Universitaͤten, wo so manches Genie, mancher Dogmatiker, Renomist, mancher Schulfuchs unter einander laͤuft, moͤchte ich Chodowieckische Tafeln von Koͤpfen und Huͤten zeichnen! H— und J— ist der Sitz der renomistischen —, L— hingegen der kleinen Geniehuͤtchen, und es waͤre wohl keine possirlichere Grouppe von Hogarthschen Karikaturen zu bilden, als eine Verwechselung der Huͤte! — Der H— maͤchtige Renomist auf das ausgedoͤrrte Koͤpfchen so manchen L— Staͤdtsoͤhnchens: und das kleine L— Geniehuͤtchen auf den stieren Nacken und Kopf eines H— Studierenden. —

Der Handwerksbursche, der des Sonntags auf sein Bierhaus gehet, laͤßt die Hinterkrempe auf dem Zopfe auf- und niederschlagen, und wie eine Flagge hin- und herwehen. Manchen Reisenden — Bettler, fragt nur diesen, seine Charakteristik truͤgt ihn gewiß nicht, wenn er jemanden mit auf ein Auge gesetztem Hute und schleichenden Schritten herbeikommen sieht. —

Der Sanguiniker, Choleriker, Boeotier, jeder traͤgt seinen Arm, seine Haͤnde anders, schwenkt sie, hebt sie, giebt sie anders. Der sich selbst genuͤg-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0042" n="42"/><lb/>
des Hutes klein, la&#x0364;ßt die Vorderspitze wie ein Schif sich u&#x0364;ber                         das Auge hinstrecken, den Hut selbst vorne auf der Nasenwurzel ruhen, und                         hinten in die Ho&#x0364;he steigen. Auf Universita&#x0364;ten, wo so manches Genie, mancher                         Dogmatiker, Renomist, mancher Schulfuchs unter einander la&#x0364;uft, mo&#x0364;chte ich                         Chodowieckische Tafeln von Ko&#x0364;pfen und Hu&#x0364;ten zeichnen! H&#x2014; und J&#x2014; ist der Sitz                         der renomistischen &#x2014;, L&#x2014; hingegen der kleinen Geniehu&#x0364;tchen, und es wa&#x0364;re wohl                         keine possirlichere Grouppe von Hogarthschen Karikaturen zu bilden, als eine                         Verwechselung der Hu&#x0364;te! &#x2014; Der H&#x2014; ma&#x0364;chtige Renomist auf das ausgedo&#x0364;rrte                         Ko&#x0364;pfchen so manchen L&#x2014; Sta&#x0364;dtso&#x0364;hnchens: und das kleine L&#x2014; Geniehu&#x0364;tchen auf                         den stieren Nacken und Kopf eines H&#x2014; Studierenden. &#x2014; </p>
            <p>Der Handwerksbursche, der des Sonntags auf sein Bierhaus gehet, la&#x0364;ßt die                         Hinterkrempe auf dem Zopfe auf- und niederschlagen, und wie eine Flagge hin-                         und herwehen. Manchen Reisenden &#x2014; Bettler, fragt nur diesen, seine                         Charakteristik tru&#x0364;gt ihn gewiß nicht, wenn er jemanden mit auf ein Auge                         gesetztem Hute und schleichenden Schritten herbeikommen sieht. &#x2014; </p>
            <p>Der Sanguiniker, Choleriker, Boeotier, jeder tra&#x0364;gt seinen Arm, seine Ha&#x0364;nde                         anders, schwenkt sie, hebt sie, giebt sie anders. Der sich selbst genu&#x0364;g-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[42/0042] des Hutes klein, laͤßt die Vorderspitze wie ein Schif sich uͤber das Auge hinstrecken, den Hut selbst vorne auf der Nasenwurzel ruhen, und hinten in die Hoͤhe steigen. Auf Universitaͤten, wo so manches Genie, mancher Dogmatiker, Renomist, mancher Schulfuchs unter einander laͤuft, moͤchte ich Chodowieckische Tafeln von Koͤpfen und Huͤten zeichnen! H— und J— ist der Sitz der renomistischen —, L— hingegen der kleinen Geniehuͤtchen, und es waͤre wohl keine possirlichere Grouppe von Hogarthschen Karikaturen zu bilden, als eine Verwechselung der Huͤte! — Der H— maͤchtige Renomist auf das ausgedoͤrrte Koͤpfchen so manchen L— Staͤdtsoͤhnchens: und das kleine L— Geniehuͤtchen auf den stieren Nacken und Kopf eines H— Studierenden. — Der Handwerksbursche, der des Sonntags auf sein Bierhaus gehet, laͤßt die Hinterkrempe auf dem Zopfe auf- und niederschlagen, und wie eine Flagge hin- und herwehen. Manchen Reisenden — Bettler, fragt nur diesen, seine Charakteristik truͤgt ihn gewiß nicht, wenn er jemanden mit auf ein Auge gesetztem Hute und schleichenden Schritten herbeikommen sieht. — Der Sanguiniker, Choleriker, Boeotier, jeder traͤgt seinen Arm, seine Haͤnde anders, schwenkt sie, hebt sie, giebt sie anders. Der sich selbst genuͤg-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/42
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 3. Berlin, 1792, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0903_1792/42>, abgerufen am 22.11.2024.