Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.B. J., dessen Einbildung durch diese Beschreibungen aufs Höchste gespannt wurde, und der folglich nichts so sehnlich wünschte, als das Glück zu haben, Mitglied dieser ehrwürdigen Gesellschaft zu werden, beschloß eine Reise nach M. zu unternehmen, wo sich der hohe Obere B. befand. Er erwartete also die Endigung seiner Dienstzeit (welche nur noch einige Wochen dauerte) mit der größten Ungedult. So bald diese zu Ende war, und er seinen Lohn erhalten hatte, trat er, anstatt nach Hause (das nur zwei Meilen von da entfernt war) zu reisen, seine Pilgerschaft an. Diese Reise dauerte einige Wochen. Endlich kam er glücklich in M. an. Nachdem er von seiner Reise ausgeruht hatte, gieng er nach dem Hause des hohen Obern, in der Meinung, ihm gleich vorgestellt werden zu können. Aber man sagte ihm, daß er denselben noch nicht sprechen könne, daß er aber auf den Schabath mit den andern Fremden, die ihn zu besuchen hieher gekommen wären, bei ihm zu Tische invitirt sey; bei welcher Gelegenheit er das Glück haben würde, diesen heiligen Mann von Angesicht zu Angesicht zu sehn, und die erhabensten Lehren aus seinem Munde zu hören, so daß er (B. J.) dieses öffentliche Entrevue, dennoch, wegen des Jndividuellen sich blos auf ihn Beziehenden, das er darin bemerken würde, als eine partikuläre Audienz betrachten könnte. B. J., dessen Einbildung durch diese Beschreibungen aufs Hoͤchste gespannt wurde, und der folglich nichts so sehnlich wuͤnschte, als das Gluͤck zu haben, Mitglied dieser ehrwuͤrdigen Gesellschaft zu werden, beschloß eine Reise nach M. zu unternehmen, wo sich der hohe Obere B. befand. Er erwartete also die Endigung seiner Dienstzeit (welche nur noch einige Wochen dauerte) mit der groͤßten Ungedult. So bald diese zu Ende war, und er seinen Lohn erhalten hatte, trat er, anstatt nach Hause (das nur zwei Meilen von da entfernt war) zu reisen, seine Pilgerschaft an. Diese Reise dauerte einige Wochen. Endlich kam er gluͤcklich in M. an. Nachdem er von seiner Reise ausgeruht hatte, gieng er nach dem Hause des hohen Obern, in der Meinung, ihm gleich vorgestellt werden zu koͤnnen. Aber man sagte ihm, daß er denselben noch nicht sprechen koͤnne, daß er aber auf den Schabath mit den andern Fremden, die ihn zu besuchen hieher gekommen waͤren, bei ihm zu Tische invitirt sey; bei welcher Gelegenheit er das Gluͤck haben wuͤrde, diesen heiligen Mann von Angesicht zu Angesicht zu sehn, und die erhabensten Lehren aus seinem Munde zu hoͤren, so daß er (B. J.) dieses oͤffentliche Entrevue, dennoch, wegen des Jndividuellen sich blos auf ihn Beziehenden, das er darin bemerken wuͤrde, als eine partikulaͤre Audienz betrachten koͤnnte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0079" n="79"/><lb/> <p><hi rendition="#b">B. J.,</hi> dessen Einbildung durch diese Beschreibungen aufs Hoͤchste gespannt wurde, und der folglich nichts so sehnlich wuͤnschte, als das Gluͤck zu haben, Mitglied dieser ehrwuͤrdigen Gesellschaft zu werden, beschloß eine Reise nach M. zu unternehmen, wo sich der hohe Obere B. befand. Er erwartete also die Endigung seiner Dienstzeit (welche nur noch einige Wochen dauerte) mit der groͤßten Ungedult. So bald diese zu Ende war, und er seinen Lohn erhalten hatte, trat er, anstatt nach Hause (das nur zwei Meilen von da entfernt war) zu reisen, seine Pilgerschaft an. Diese Reise dauerte einige Wochen.</p> <p>Endlich kam er gluͤcklich in M. an. Nachdem er von seiner Reise ausgeruht hatte, gieng er nach dem Hause des hohen Obern, in der Meinung, ihm gleich vorgestellt werden zu koͤnnen. Aber man sagte ihm, daß er denselben noch nicht sprechen koͤnne, daß er aber auf den Schabath mit den andern Fremden, die ihn zu besuchen hieher gekommen waͤren, bei ihm zu Tische invitirt sey; bei welcher Gelegenheit er das Gluͤck haben wuͤrde, diesen heiligen Mann von Angesicht zu Angesicht zu sehn, und die erhabensten Lehren aus seinem Munde zu hoͤren, so daß er <hi rendition="#b">(B. J.)</hi> dieses oͤffentliche Entrevue, dennoch, wegen des Jndividuellen sich blos auf ihn Beziehenden, das er darin bemerken wuͤrde, als eine partikulaͤre Audienz betrachten koͤnnte.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0079]
B. J., dessen Einbildung durch diese Beschreibungen aufs Hoͤchste gespannt wurde, und der folglich nichts so sehnlich wuͤnschte, als das Gluͤck zu haben, Mitglied dieser ehrwuͤrdigen Gesellschaft zu werden, beschloß eine Reise nach M. zu unternehmen, wo sich der hohe Obere B. befand. Er erwartete also die Endigung seiner Dienstzeit (welche nur noch einige Wochen dauerte) mit der groͤßten Ungedult. So bald diese zu Ende war, und er seinen Lohn erhalten hatte, trat er, anstatt nach Hause (das nur zwei Meilen von da entfernt war) zu reisen, seine Pilgerschaft an. Diese Reise dauerte einige Wochen.
Endlich kam er gluͤcklich in M. an. Nachdem er von seiner Reise ausgeruht hatte, gieng er nach dem Hause des hohen Obern, in der Meinung, ihm gleich vorgestellt werden zu koͤnnen. Aber man sagte ihm, daß er denselben noch nicht sprechen koͤnne, daß er aber auf den Schabath mit den andern Fremden, die ihn zu besuchen hieher gekommen waͤren, bei ihm zu Tische invitirt sey; bei welcher Gelegenheit er das Gluͤck haben wuͤrde, diesen heiligen Mann von Angesicht zu Angesicht zu sehn, und die erhabensten Lehren aus seinem Munde zu hoͤren, so daß er (B. J.) dieses oͤffentliche Entrevue, dennoch, wegen des Jndividuellen sich blos auf ihn Beziehenden, das er darin bemerken wuͤrde, als eine partikulaͤre Audienz betrachten koͤnnte.
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