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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792.

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schien es als wollten sie blos die in dem jüdischen Religions- und Moralsystem eingeschlichenen Mißbräuche abschaffen. Dieses mußte aber nothwendig eine völlige Abschaffung des ganzen Systems nach sich ziehn.

Die Hauptsachen, die sie angriffen, waren 1) der Mißbrauch der Rabbinischen Gelehrsamkeit, die, anstatt die Gesetze so viel als möglich zu simplifiziren, und jedem kenntlich zu machen, dieselben immer noch mehr verwirrt und unbestimmt seyn läßt; die ferner sich blos mit dem Studium der Gesetze beschäftigt (daher ihr das Studium derjenigen Gesetze, die jetzt von keinem Gebrauche sind (der Opfer, der Reinigung u. dergl.), eben so wichtig, als derjenigen ist, wovon noch Gebrauch gemacht wird), statt daß sie hauptsächlich sich mit der Ausübung derselben beschäftigen sollte, indem das Studium selbst nicht Zweck, sondern blos Mittel zur Ausübung ist; und die endlich bei der Ausübung selbst blos auf das äußere Zeremoniel, und nicht auf den moralischen Zweck Rücksicht nimmt.

2) Der Mißbrauch der Frömmigkeit der sogenannten Bußfertigen. Diese befleißigen sich zwar der Ausübung der Tugend, da aber


schien es als wollten sie blos die in dem juͤdischen Religions- und Moralsystem eingeschlichenen Mißbraͤuche abschaffen. Dieses mußte aber nothwendig eine voͤllige Abschaffung des ganzen Systems nach sich ziehn.

Die Hauptsachen, die sie angriffen, waren 1) der Mißbrauch der Rabbinischen Gelehrsamkeit, die, anstatt die Gesetze so viel als moͤglich zu simplifiziren, und jedem kenntlich zu machen, dieselben immer noch mehr verwirrt und unbestimmt seyn laͤßt; die ferner sich blos mit dem Studium der Gesetze beschaͤftigt (daher ihr das Studium derjenigen Gesetze, die jetzt von keinem Gebrauche sind (der Opfer, der Reinigung u. dergl.), eben so wichtig, als derjenigen ist, wovon noch Gebrauch gemacht wird), statt daß sie hauptsaͤchlich sich mit der Ausuͤbung derselben beschaͤftigen sollte, indem das Studium selbst nicht Zweck, sondern blos Mittel zur Ausuͤbung ist; und die endlich bei der Ausuͤbung selbst blos auf das aͤußere Zeremoniel, und nicht auf den moralischen Zweck Ruͤcksicht nimmt.

2) Der Mißbrauch der Froͤmmigkeit der sogenannten Bußfertigen. Diese befleißigen sich zwar der Ausuͤbung der Tugend, da aber

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[69/0069] schien es als wollten sie blos die in dem juͤdischen Religions- und Moralsystem eingeschlichenen Mißbraͤuche abschaffen. Dieses mußte aber nothwendig eine voͤllige Abschaffung des ganzen Systems nach sich ziehn. Die Hauptsachen, die sie angriffen, waren 1) der Mißbrauch der Rabbinischen Gelehrsamkeit, die, anstatt die Gesetze so viel als moͤglich zu simplifiziren, und jedem kenntlich zu machen, dieselben immer noch mehr verwirrt und unbestimmt seyn laͤßt; die ferner sich blos mit dem Studium der Gesetze beschaͤftigt (daher ihr das Studium derjenigen Gesetze, die jetzt von keinem Gebrauche sind (der Opfer, der Reinigung u. dergl.), eben so wichtig, als derjenigen ist, wovon noch Gebrauch gemacht wird), statt daß sie hauptsaͤchlich sich mit der Ausuͤbung derselben beschaͤftigen sollte, indem das Studium selbst nicht Zweck, sondern blos Mittel zur Ausuͤbung ist; und die endlich bei der Ausuͤbung selbst blos auf das aͤußere Zeremoniel, und nicht auf den moralischen Zweck Ruͤcksicht nimmt. 2) Der Mißbrauch der Froͤmmigkeit der sogenannten Bußfertigen. Diese befleißigen sich zwar der Ausuͤbung der Tugend, da aber

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 2. Berlin, 1792, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0902_1792/69>, abgerufen am 24.11.2024.