Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.
Jch komme zu B. J. Geschichte zurück. Er hatte noch in seinem vorigen Logis (bei dem armen Kleiderflicker) einige Kleinigkeiten zurückgelassen. Er gieng also hin, um diese abzuhohlen. Der arme Kleiderflicker, seine Frau und der Kamerad des B. J. die schon von der glücklichen Veränderung, die mit dem B. J. vorgegangen war, gehört hatten, erwarteten ihn mit Ungeduld. Dieser kam. Eine rührende Szene! Der Mann, der vor drei Tagen in dieser armen Hütte ganz entkräftet, halb nackend und baarfuß, anlangte, den die armen Bewohner dieses Hauses als einen Auswurf der Natur betrachteten, und dessen Kamerad in dem leinwandnen Kittel mit Spott und Verachtung auf denselben herabsahe, dieser Mann kommt nun (sein Ruf gieng vor ihm) mit einem heitern Gesichte, als ein Oberrabbiner gekleidet, in einer ehrwürdigen Gestalt in eben diese Hütte. Sie bezeugten alle ihre Freude und Verwunderung über diese Transformation. Die arme Frau nahm ihren Säugling auf die Arme, und bat für ihn, mit thränenden Augen, um den Seegen. Sein Kamerad bat ihn sehr rührend um Verzeihung wegen seiner rohen Behandlung; er sagte,
Jch komme zu B. J. Geschichte zuruͤck. Er hatte noch in seinem vorigen Logis (bei dem armen Kleiderflicker) einige Kleinigkeiten zuruͤckgelassen. Er gieng also hin, um diese abzuhohlen. Der arme Kleiderflicker, seine Frau und der Kamerad des B. J. die schon von der gluͤcklichen Veraͤnderung, die mit dem B. J. vorgegangen war, gehoͤrt hatten, erwarteten ihn mit Ungeduld. Dieser kam. Eine ruͤhrende Szene! Der Mann, der vor drei Tagen in dieser armen Huͤtte ganz entkraͤftet, halb nackend und baarfuß, anlangte, den die armen Bewohner dieses Hauses als einen Auswurf der Natur betrachteten, und dessen Kamerad in dem leinwandnen Kittel mit Spott und Verachtung auf denselben herabsahe, dieser Mann kommt nun (sein Ruf gieng vor ihm) mit einem heitern Gesichte, als ein Oberrabbiner gekleidet, in einer ehrwuͤrdigen Gestalt in eben diese Huͤtte. Sie bezeugten alle ihre Freude und Verwunderung uͤber diese Transformation. Die arme Frau nahm ihren Saͤugling auf die Arme, und bat fuͤr ihn, mit thraͤnenden Augen, um den Seegen. Sein Kamerad bat ihn sehr ruͤhrend um Verzeihung wegen seiner rohen Behandlung; er sagte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0065" n="63"/><lb/> faͤhr in dem sechs und dreißigsten Jahre seines Alters gestorben sey. Nie konnte <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> ohne die tiefste Ruͤhrung von diesem goͤttlichen Manne sprechen.</p> <p>Jch komme zu <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> Geschichte zuruͤck. Er hatte noch in seinem vorigen Logis (bei dem armen Kleiderflicker) einige Kleinigkeiten zuruͤckgelassen. Er gieng also hin, um diese abzuhohlen. Der arme Kleiderflicker, seine Frau und der Kamerad des <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> die schon von der gluͤcklichen Veraͤnderung, die mit dem <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0003"><note type="editorial">Maimon, Salomon</note>B. J.</persName></hi> vorgegangen war, gehoͤrt hatten, erwarteten ihn mit Ungeduld. Dieser kam.</p> <p>Eine ruͤhrende Szene! Der Mann, der vor drei Tagen in dieser armen Huͤtte ganz entkraͤftet, halb nackend und baarfuß, anlangte, den die armen Bewohner dieses Hauses als einen Auswurf der Natur betrachteten, und dessen Kamerad in dem leinwandnen Kittel mit Spott und Verachtung auf denselben herabsahe, dieser Mann kommt nun (sein Ruf gieng vor ihm) mit einem heitern Gesichte, als ein Oberrabbiner gekleidet, in einer ehrwuͤrdigen Gestalt in eben diese Huͤtte.</p> <p>Sie bezeugten alle ihre Freude und Verwunderung uͤber diese Transformation. Die arme Frau nahm ihren Saͤugling auf die Arme, und bat fuͤr ihn, mit thraͤnenden Augen, um den Seegen. Sein Kamerad bat ihn sehr ruͤhrend um Verzeihung wegen seiner rohen Behandlung; er sagte,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0065]
faͤhr in dem sechs und dreißigsten Jahre seines Alters gestorben sey. Nie konnte B. J. ohne die tiefste Ruͤhrung von diesem goͤttlichen Manne sprechen.
Jch komme zu B. J. Geschichte zuruͤck. Er hatte noch in seinem vorigen Logis (bei dem armen Kleiderflicker) einige Kleinigkeiten zuruͤckgelassen. Er gieng also hin, um diese abzuhohlen. Der arme Kleiderflicker, seine Frau und der Kamerad des B. J. die schon von der gluͤcklichen Veraͤnderung, die mit dem B. J. vorgegangen war, gehoͤrt hatten, erwarteten ihn mit Ungeduld. Dieser kam.
Eine ruͤhrende Szene! Der Mann, der vor drei Tagen in dieser armen Huͤtte ganz entkraͤftet, halb nackend und baarfuß, anlangte, den die armen Bewohner dieses Hauses als einen Auswurf der Natur betrachteten, und dessen Kamerad in dem leinwandnen Kittel mit Spott und Verachtung auf denselben herabsahe, dieser Mann kommt nun (sein Ruf gieng vor ihm) mit einem heitern Gesichte, als ein Oberrabbiner gekleidet, in einer ehrwuͤrdigen Gestalt in eben diese Huͤtte.
Sie bezeugten alle ihre Freude und Verwunderung uͤber diese Transformation. Die arme Frau nahm ihren Saͤugling auf die Arme, und bat fuͤr ihn, mit thraͤnenden Augen, um den Seegen. Sein Kamerad bat ihn sehr ruͤhrend um Verzeihung wegen seiner rohen Behandlung; er sagte,
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