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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792.

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die Wildniß der Versuche zu der freien offnen Gegend der allgemeinen Grundsätze führt."

Ferner heißt es: "Man muß nicht nur mehrere und andere Versuche als wie bisher anstellen, sondern solche auch nach einer ganz andern Methode und Ordnung einrichten und fortsetzen. Eine unbestimmte und sich selbst überlaßne Erfahrung ist nur schwankend, und mehr betäubend als unterrichtend. Geht aber die Erfahrung nach bestimmten Gesetzen, einer gewissen Folge und Zusammenhang fort, so kann man hoffen, daß die Wissenschaften in einen bessern Zustand werden gesetzt werden."

Jch werde in der Folge Gelegenheit nehmen, von besondern Seelenkrankheiten zu sprechen, jetzt aber blos etwas im Allgemeinen beifügen. Die Seelenkrankheiten können überhaupt in zwei Hauptarten eingetheilt werden. Denn da, wie schon bemerkt worden, Seelenkrankheit überhaupt in Beraubung der Seelenfreiheit besteht, diese aber zweierlei Art seyn kann, daß nehmlich dadurch die Seele entweder in Unthätigkeit oder in eine bestimmte Art der Thätigkeit gesetzt wird, wovon sie sich nicht befreien kann, so ist die erste Art der Seelenkrankheiten eine entweder allgemeine oder in Ansehung einer besondern Art der Thätigkeit herrschende Seelenschwäche; oder die Unfähigkeit eine Reihe von Jdeen zweckmäßig zu verfolgen; die zweite Art hingegen eine mechanische Thätigkeit, oder ein Zwang eine gewisse Reihe von Jdeen be-


die Wildniß der Versuche zu der freien offnen Gegend der allgemeinen Grundsaͤtze fuͤhrt.«

Ferner heißt es: »Man muß nicht nur mehrere und andere Versuche als wie bisher anstellen, sondern solche auch nach einer ganz andern Methode und Ordnung einrichten und fortsetzen. Eine unbestimmte und sich selbst uͤberlaßne Erfahrung ist nur schwankend, und mehr betaͤubend als unterrichtend. Geht aber die Erfahrung nach bestimmten Gesetzen, einer gewissen Folge und Zusammenhang fort, so kann man hoffen, daß die Wissenschaften in einen bessern Zustand werden gesetzt werden.«

Jch werde in der Folge Gelegenheit nehmen, von besondern Seelenkrankheiten zu sprechen, jetzt aber blos etwas im Allgemeinen beifuͤgen. Die Seelenkrankheiten koͤnnen uͤberhaupt in zwei Hauptarten eingetheilt werden. Denn da, wie schon bemerkt worden, Seelenkrankheit uͤberhaupt in Beraubung der Seelenfreiheit besteht, diese aber zweierlei Art seyn kann, daß nehmlich dadurch die Seele entweder in Unthaͤtigkeit oder in eine bestimmte Art der Thaͤtigkeit gesetzt wird, wovon sie sich nicht befreien kann, so ist die erste Art der Seelenkrankheiten eine entweder allgemeine oder in Ansehung einer besondern Art der Thaͤtigkeit herrschende Seelenschwaͤche; oder die Unfaͤhigkeit eine Reihe von Jdeen zweckmaͤßig zu verfolgen; die zweite Art hingegen eine mechanische Thaͤtigkeit, oder ein Zwang eine gewisse Reihe von Jdeen be-

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[22/0024] die Wildniß der Versuche zu der freien offnen Gegend der allgemeinen Grundsaͤtze fuͤhrt.« Ferner heißt es: »Man muß nicht nur mehrere und andere Versuche als wie bisher anstellen, sondern solche auch nach einer ganz andern Methode und Ordnung einrichten und fortsetzen. Eine unbestimmte und sich selbst uͤberlaßne Erfahrung ist nur schwankend, und mehr betaͤubend als unterrichtend. Geht aber die Erfahrung nach bestimmten Gesetzen, einer gewissen Folge und Zusammenhang fort, so kann man hoffen, daß die Wissenschaften in einen bessern Zustand werden gesetzt werden.« Jch werde in der Folge Gelegenheit nehmen, von besondern Seelenkrankheiten zu sprechen, jetzt aber blos etwas im Allgemeinen beifuͤgen. Die Seelenkrankheiten koͤnnen uͤberhaupt in zwei Hauptarten eingetheilt werden. Denn da, wie schon bemerkt worden, Seelenkrankheit uͤberhaupt in Beraubung der Seelenfreiheit besteht, diese aber zweierlei Art seyn kann, daß nehmlich dadurch die Seele entweder in Unthaͤtigkeit oder in eine bestimmte Art der Thaͤtigkeit gesetzt wird, wovon sie sich nicht befreien kann, so ist die erste Art der Seelenkrankheiten eine entweder allgemeine oder in Ansehung einer besondern Art der Thaͤtigkeit herrschende Seelenschwaͤche; oder die Unfaͤhigkeit eine Reihe von Jdeen zweckmaͤßig zu verfolgen; die zweite Art hingegen eine mechanische Thaͤtigkeit, oder ein Zwang eine gewisse Reihe von Jdeen be-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 9, St. 1. Berlin, 1792, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0901_1792/24>, abgerufen am 26.04.2024.