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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.

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ken, die zu Stockholm aufbewahret werden, drei Bände von seinen Träumen befinden, die er mit großer Sorgfalt aufgezeichnet hat, und deren Mittheilung, meiner Meinung nach, um so interessanter seyn müßte, da sie ohne Zweifel auch die Merkmaale enthalten, wodurch er seine Somnia von dem unterschied, was er visa & audita nannte.*)

S. 19. Jch werde an einem andern Orte von Leuten reden, die, aus Ueberdruß am Leben, oder durch einen zufälligen Todtschlag, Mörder geworden, und ein merkwürdiges Beispiel anführen, welchem ich selbst beigewohnt habe. Der Mensch, von welchem hier die Rede ist, hat durch sein Betragen, z.B. gegen die Krankenwärterin, offenbare Beweise von seiner Bosheit gegeben, und scheint mir in so fern weniger merkwürdig, da er zu der Klasse der gemeinen Mörder gehöret.

S. 21. (Das Beständige, u.s.w.) Eine sehr richtige und gegründete Bemerkung. Allein, man sollte von ihr zu der Untersuchung übergehen, in wie fern die Errichtung der Manufakturen und sitzenden Gewerke, die bei uns ohne Vergleich zahlreicher sind, als sie bei den Alten waren, auf den Verfall des Menschengeschlechts Einfluß hat. Wieder ein Gegenstand zu einer Preisaufgabe!

*) Jch weiß keinen schicklicheren Ort Jhnen anzuzeigen, daß ich Schwedenborg persönlich gekannt habe.


ken, die zu Stockholm aufbewahret werden, drei Baͤnde von seinen Traͤumen befinden, die er mit großer Sorgfalt aufgezeichnet hat, und deren Mittheilung, meiner Meinung nach, um so interessanter seyn muͤßte, da sie ohne Zweifel auch die Merkmaale enthalten, wodurch er seine Somnia von dem unterschied, was er visa & audita nannte.*)

S. 19. Jch werde an einem andern Orte von Leuten reden, die, aus Ueberdruß am Leben, oder durch einen zufaͤlligen Todtschlag, Moͤrder geworden, und ein merkwuͤrdiges Beispiel anfuͤhren, welchem ich selbst beigewohnt habe. Der Mensch, von welchem hier die Rede ist, hat durch sein Betragen, z.B. gegen die Krankenwaͤrterin, offenbare Beweise von seiner Bosheit gegeben, und scheint mir in so fern weniger merkwuͤrdig, da er zu der Klasse der gemeinen Moͤrder gehoͤret.

S. 21. (Das Bestaͤndige, u.s.w.) Eine sehr richtige und gegruͤndete Bemerkung. Allein, man sollte von ihr zu der Untersuchung uͤbergehen, in wie fern die Errichtung der Manufakturen und sitzenden Gewerke, die bei uns ohne Vergleich zahlreicher sind, als sie bei den Alten waren, auf den Verfall des Menschengeschlechts Einfluß hat. Wieder ein Gegenstand zu einer Preisaufgabe!

*) Jch weiß keinen schicklicheren Ort Jhnen anzuzeigen, daß ich Schwedenborg persoͤnlich gekannt habe.
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[54/0054] ken, die zu Stockholm aufbewahret werden, drei Baͤnde von seinen Traͤumen befinden, die er mit großer Sorgfalt aufgezeichnet hat, und deren Mittheilung, meiner Meinung nach, um so interessanter seyn muͤßte, da sie ohne Zweifel auch die Merkmaale enthalten, wodurch er seine Somnia von dem unterschied, was er visa & audita nannte.*) S. 19. Jch werde an einem andern Orte von Leuten reden, die, aus Ueberdruß am Leben, oder durch einen zufaͤlligen Todtschlag, Moͤrder geworden, und ein merkwuͤrdiges Beispiel anfuͤhren, welchem ich selbst beigewohnt habe. Der Mensch, von welchem hier die Rede ist, hat durch sein Betragen, z.B. gegen die Krankenwaͤrterin, offenbare Beweise von seiner Bosheit gegeben, und scheint mir in so fern weniger merkwuͤrdig, da er zu der Klasse der gemeinen Moͤrder gehoͤret. S. 21. (Das Bestaͤndige, u.s.w.) Eine sehr richtige und gegruͤndete Bemerkung. Allein, man sollte von ihr zu der Untersuchung uͤbergehen, in wie fern die Errichtung der Manufakturen und sitzenden Gewerke, die bei uns ohne Vergleich zahlreicher sind, als sie bei den Alten waren, auf den Verfall des Menschengeschlechts Einfluß hat. Wieder ein Gegenstand zu einer Preisaufgabe! *) Jch weiß keinen schicklicheren Ort Jhnen anzuzeigen, daß ich Schwedenborg persoͤnlich gekannt habe.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/54>, abgerufen am 04.05.2024.