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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791.

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von Nummern, welche seit vielen Jahren gezogen worden, nicht erinnern, und wird daher noch weniger wissen, welche Nummern gar nicht oder weniger mal wie andere herausgekommen sind, aber im Schlafe wird ihm die Vorstellung aller seit vielen Jahren gezogenen Nummern und das Resultat, welches hierin zu fassen ist, mit eben der Stärke beiwohnen können, als jede andre Vorstellung, weil in diesem Zustande keine Vorstellung einen größern Grad von Stärke hat, als die andere; und wenn eben dieser Jemand ein Lotteriespieler ist, für den also dieses Resultat Jnteresse hat, so wird ihn diese Vorstellung wecken, er wird entweder völlig erwachen, oder in den mittleren Zustand gerathen, das ist: er wird träumen.

Wem diese Behauptung zu kühn scheint, den frage ich: ob denn die Verhältnisse, welche jedes Frauenzimmer ohne es zu wissen, mithin mittelst dunkler Vorstellungen berechnet, wenn es eine Melodie anhört, nicht eine weit verwickeltere Sache sind? Und ich frage ferner: ob dies nicht daher rührt, weil wir uns bei Anhörung einer Musik blos leidend verhalten, also keine Aufmerksamkeit zu verwenden brauchen? Denn Aufmerksamkeit nenne ich hier: die Bemühung etwas zu entdecken oder zu fassen; und wenn ich sage: es wird keine Aufmerksamkeit erfordert, so will ich zu verstehen geben, daß diese Bemühung unnöthig ist. Und daher behaupte ich: die Anhörung der Musik erfordert keine Aufmerk-


von Nummern, welche seit vielen Jahren gezogen worden, nicht erinnern, und wird daher noch weniger wissen, welche Nummern gar nicht oder weniger mal wie andere herausgekommen sind, aber im Schlafe wird ihm die Vorstellung aller seit vielen Jahren gezogenen Nummern und das Resultat, welches hierin zu fassen ist, mit eben der Staͤrke beiwohnen koͤnnen, als jede andre Vorstellung, weil in diesem Zustande keine Vorstellung einen groͤßern Grad von Staͤrke hat, als die andere; und wenn eben dieser Jemand ein Lotteriespieler ist, fuͤr den also dieses Resultat Jnteresse hat, so wird ihn diese Vorstellung wecken, er wird entweder voͤllig erwachen, oder in den mittleren Zustand gerathen, das ist: er wird traͤumen.

Wem diese Behauptung zu kuͤhn scheint, den frage ich: ob denn die Verhaͤltnisse, welche jedes Frauenzimmer ohne es zu wissen, mithin mittelst dunkler Vorstellungen berechnet, wenn es eine Melodie anhoͤrt, nicht eine weit verwickeltere Sache sind? Und ich frage ferner: ob dies nicht daher ruͤhrt, weil wir uns bei Anhoͤrung einer Musik blos leidend verhalten, also keine Aufmerksamkeit zu verwenden brauchen? Denn Aufmerksamkeit nenne ich hier: die Bemuͤhung etwas zu entdecken oder zu fassen; und wenn ich sage: es wird keine Aufmerksamkeit erfordert, so will ich zu verstehen geben, daß diese Bemuͤhung unnoͤthig ist. Und daher behaupte ich: die Anhoͤrung der Musik erfordert keine Aufmerk-

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[27/0027] von Nummern, welche seit vielen Jahren gezogen worden, nicht erinnern, und wird daher noch weniger wissen, welche Nummern gar nicht oder weniger mal wie andere herausgekommen sind, aber im Schlafe wird ihm die Vorstellung aller seit vielen Jahren gezogenen Nummern und das Resultat, welches hierin zu fassen ist, mit eben der Staͤrke beiwohnen koͤnnen, als jede andre Vorstellung, weil in diesem Zustande keine Vorstellung einen groͤßern Grad von Staͤrke hat, als die andere; und wenn eben dieser Jemand ein Lotteriespieler ist, fuͤr den also dieses Resultat Jnteresse hat, so wird ihn diese Vorstellung wecken, er wird entweder voͤllig erwachen, oder in den mittleren Zustand gerathen, das ist: er wird traͤumen. Wem diese Behauptung zu kuͤhn scheint, den frage ich: ob denn die Verhaͤltnisse, welche jedes Frauenzimmer ohne es zu wissen, mithin mittelst dunkler Vorstellungen berechnet, wenn es eine Melodie anhoͤrt, nicht eine weit verwickeltere Sache sind? Und ich frage ferner: ob dies nicht daher ruͤhrt, weil wir uns bei Anhoͤrung einer Musik blos leidend verhalten, also keine Aufmerksamkeit zu verwenden brauchen? Denn Aufmerksamkeit nenne ich hier: die Bemuͤhung etwas zu entdecken oder zu fassen; und wenn ich sage: es wird keine Aufmerksamkeit erfordert, so will ich zu verstehen geben, daß diese Bemuͤhung unnoͤthig ist. Und daher behaupte ich: die Anhoͤrung der Musik erfordert keine Aufmerk-

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 3. Berlin, 1791, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0803_1791/27>, abgerufen am 22.11.2024.