Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.
Daß diese Zerrüttung gerade in den Theilen des Foetus vorgegangen ist, welche dem Verbrecher sind zertrümmert worden, macht vielleicht ein uns unsichtbarer Zusammenhang der Glieder des Foetus mit denen der Mutter, mittelst Adern, Gefässe, Nerven, u.d.gl. andern Verbindungswerkzeugen. Jch glaube, daß dieses eben keine Hypothese ist, die in das Reich der Unmöglichkeit zu setzen ist. Büffon schreibt diese Erscheinung einer nothwendigen Folge des unendlichen Zusammensetzungsvermögen der Materie zu. Es ist nicht zu läugnen, daß die materielle Welt ein solches Vermögen hat; aber nur auch bestimmende Ursachen müssen da seyn, welche sie jedesmahl zu dieser oder jener Zusammensetzung vermögen. Ob aber diese bestimmenden Ursachen in der Materie selbst oder ausserhalb in andern Umständen liegen, davon hat Büffon nichts ausgemacht, und nicht einmal daran gedacht. Doch genug hiervon. --
Daß diese Zerruͤttung gerade in den Theilen des Foetus vorgegangen ist, welche dem Verbrecher sind zertruͤmmert worden, macht vielleicht ein uns unsichtbarer Zusammenhang der Glieder des Foetus mit denen der Mutter, mittelst Adern, Gefaͤsse, Nerven, u.d.gl. andern Verbindungswerkzeugen. Jch glaube, daß dieses eben keine Hypothese ist, die in das Reich der Unmoͤglichkeit zu setzen ist. Buͤffon schreibt diese Erscheinung einer nothwendigen Folge des unendlichen Zusammensetzungsvermoͤgen der Materie zu. Es ist nicht zu laͤugnen, daß die materielle Welt ein solches Vermoͤgen hat; aber nur auch bestimmende Ursachen muͤssen da seyn, welche sie jedesmahl zu dieser oder jener Zusammensetzung vermoͤgen. Ob aber diese bestimmenden Ursachen in der Materie selbst oder ausserhalb in andern Umstaͤnden liegen, davon hat Buͤffon nichts ausgemacht, und nicht einmal daran gedacht. Doch genug hiervon. — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0045" n="43"/><lb/> Einbildungskraft, Sympathie, leidende Menschheit, welche Gefuͤhle erregt die nicht! Die Frau empfindet den Stoß selbst in ihren Gliedern, der Zerruͤttung und Schmerz in ihnen hervorbringen muß. Der Embryo bekommt nun auch diese Erschuͤtterung und folglich auch die verhaͤltnißmaͤßigen heftigen Empfindungen, deren Zuruͤckwuͤrkung in dem Koͤrper des Foetus Zerruͤttung und Schmerz hervorbringen. </p> <p>Daß diese Zerruͤttung gerade in den Theilen des Foetus vorgegangen ist, welche dem Verbrecher sind zertruͤmmert worden, macht vielleicht ein uns unsichtbarer Zusammenhang der Glieder des Foetus mit denen der Mutter, mittelst Adern, Gefaͤsse, Nerven, u.d.gl. andern Verbindungswerkzeugen. Jch glaube, daß dieses eben keine Hypothese ist, die in das Reich der Unmoͤglichkeit zu setzen ist. </p> <p>Buͤffon schreibt diese Erscheinung einer nothwendigen Folge des unendlichen Zusammensetzungsvermoͤgen der Materie zu. Es ist nicht zu laͤugnen, daß die materielle Welt ein solches Vermoͤgen hat; aber nur auch bestimmende Ursachen muͤssen da seyn, welche sie jedesmahl zu dieser oder jener Zusammensetzung vermoͤgen. Ob aber diese bestimmenden Ursachen in der Materie selbst oder ausserhalb in andern Umstaͤnden liegen, davon hat Buͤffon nichts ausgemacht, und nicht einmal daran gedacht. Doch genug hiervon. — </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0045]
Einbildungskraft, Sympathie, leidende Menschheit, welche Gefuͤhle erregt die nicht! Die Frau empfindet den Stoß selbst in ihren Gliedern, der Zerruͤttung und Schmerz in ihnen hervorbringen muß. Der Embryo bekommt nun auch diese Erschuͤtterung und folglich auch die verhaͤltnißmaͤßigen heftigen Empfindungen, deren Zuruͤckwuͤrkung in dem Koͤrper des Foetus Zerruͤttung und Schmerz hervorbringen.
Daß diese Zerruͤttung gerade in den Theilen des Foetus vorgegangen ist, welche dem Verbrecher sind zertruͤmmert worden, macht vielleicht ein uns unsichtbarer Zusammenhang der Glieder des Foetus mit denen der Mutter, mittelst Adern, Gefaͤsse, Nerven, u.d.gl. andern Verbindungswerkzeugen. Jch glaube, daß dieses eben keine Hypothese ist, die in das Reich der Unmoͤglichkeit zu setzen ist.
Buͤffon schreibt diese Erscheinung einer nothwendigen Folge des unendlichen Zusammensetzungsvermoͤgen der Materie zu. Es ist nicht zu laͤugnen, daß die materielle Welt ein solches Vermoͤgen hat; aber nur auch bestimmende Ursachen muͤssen da seyn, welche sie jedesmahl zu dieser oder jener Zusammensetzung vermoͤgen. Ob aber diese bestimmenden Ursachen in der Materie selbst oder ausserhalb in andern Umstaͤnden liegen, davon hat Buͤffon nichts ausgemacht, und nicht einmal daran gedacht. Doch genug hiervon. —
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
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