Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite


eine Ursache der Luft und ihrer Verdünnung. Ausserdem also, daß die dem Blute ähnlichen Säfte viele Luftteilchen in sich enthalten, finden wir auch noch einen neuen Beweis von dem Daseyn der Luft in den Behältnissen des Embryo, weil Wärme ein Erzeugniß der verdünnenden Luft ist.

Mit Recht können wir annehmen, daß die Werkzeuge des Athemholens im Kleinen gebildet, und auch ihre Bestimmung zu erreichen geschickt sind, da auch noch überdies die Luft, womit der Embryo umgeben ist, flüssiger, verdünnter, und also seinen Organen angemessener ist. Der Foetus athmet also schon im Mutterleibe, und bringt dadurch die Säfte und Nahrung in Umlauf und Umkreis, Würkung und Gegenwürkung, als ein thätiges Hinderniß der Fäulniß.

Jch kann überhaupt nicht einsehen, warum man alle Luft von dem Embryo im Mutterleibe ausgeschlossen hat, da doch in dem Ey, das die Henne leget, und in dem das künftige Thier enthalten ist, genug Luft enthalten ist. Denn da das Ey nicht völlig inwendig von der flüssigen Materie angefüllet ist, wie wollte die Schaale dem Druck der äussern Luft widerstehn, wenn nicht in dem leeren Raume des Eys, Gegenwürkung, d.h. Luft enthalten wäre?

Mit Recht nehmen wir also an, daß, da sogar in dem Ey der Keim mit Luft als das Verwahrungsmittel vor Fäulniß umgeben ist, daß auch der


eine Ursache der Luft und ihrer Verduͤnnung. Ausserdem also, daß die dem Blute aͤhnlichen Saͤfte viele Luftteilchen in sich enthalten, finden wir auch noch einen neuen Beweis von dem Daseyn der Luft in den Behaͤltnissen des Embryo, weil Waͤrme ein Erzeugniß der verduͤnnenden Luft ist.

Mit Recht koͤnnen wir annehmen, daß die Werkzeuge des Athemholens im Kleinen gebildet, und auch ihre Bestimmung zu erreichen geschickt sind, da auch noch uͤberdies die Luft, womit der Embryo umgeben ist, fluͤssiger, verduͤnnter, und also seinen Organen angemessener ist. Der Foetus athmet also schon im Mutterleibe, und bringt dadurch die Saͤfte und Nahrung in Umlauf und Umkreis, Wuͤrkung und Gegenwuͤrkung, als ein thaͤtiges Hinderniß der Faͤulniß.

Jch kann uͤberhaupt nicht einsehen, warum man alle Luft von dem Embryo im Mutterleibe ausgeschlossen hat, da doch in dem Ey, das die Henne leget, und in dem das kuͤnftige Thier enthalten ist, genug Luft enthalten ist. Denn da das Ey nicht voͤllig inwendig von der fluͤssigen Materie angefuͤllet ist, wie wollte die Schaale dem Druck der aͤussern Luft widerstehn, wenn nicht in dem leeren Raume des Eys, Gegenwuͤrkung, d.h. Luft enthalten waͤre?

Mit Recht nehmen wir also an, daß, da sogar in dem Ey der Keim mit Luft als das Verwahrungsmittel vor Faͤulniß umgeben ist, daß auch der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0038" n="36"/><lb/>
eine Ursache der Luft                         und ihrer Verdu&#x0364;nnung. Ausserdem also, daß die dem Blute a&#x0364;hnlichen Sa&#x0364;fte                         viele Luftteilchen in sich enthalten, finden wir auch noch einen neuen                         Beweis von dem Daseyn der Luft in den Beha&#x0364;ltnissen des Embryo, weil Wa&#x0364;rme                         ein Erzeugniß der verdu&#x0364;nnenden Luft ist. </p>
            <p>Mit Recht ko&#x0364;nnen wir annehmen, daß die Werkzeuge des Athemholens im Kleinen                         gebildet, und auch ihre Bestimmung zu erreichen geschickt sind, da auch noch                         u&#x0364;berdies die Luft, womit der Embryo umgeben ist, flu&#x0364;ssiger, verdu&#x0364;nnter, und                         also seinen Organen angemessener ist. Der Foetus athmet also schon im                         Mutterleibe, und bringt dadurch die Sa&#x0364;fte und Nahrung in Umlauf und Umkreis,                         Wu&#x0364;rkung und Gegenwu&#x0364;rkung, als ein tha&#x0364;tiges Hinderniß der Fa&#x0364;ulniß. </p>
            <p>Jch kann u&#x0364;berhaupt nicht einsehen, warum man alle Luft von dem Embryo im                         Mutterleibe ausgeschlossen hat, da doch in dem Ey, das die Henne leget, und                         in dem das ku&#x0364;nftige Thier enthalten ist, genug Luft enthalten ist. Denn da                         das Ey nicht vo&#x0364;llig inwendig von der flu&#x0364;ssigen Materie angefu&#x0364;llet ist, wie                         wollte die Schaale dem Druck der a&#x0364;ussern Luft widerstehn, wenn nicht in dem                         leeren Raume des Eys, Gegenwu&#x0364;rkung, d.h. Luft enthalten wa&#x0364;re? </p>
            <p>Mit Recht nehmen wir also an, daß, da sogar in dem Ey der Keim mit Luft als                         das Verwahrungsmittel vor Fa&#x0364;ulniß umgeben ist, daß auch der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0038] eine Ursache der Luft und ihrer Verduͤnnung. Ausserdem also, daß die dem Blute aͤhnlichen Saͤfte viele Luftteilchen in sich enthalten, finden wir auch noch einen neuen Beweis von dem Daseyn der Luft in den Behaͤltnissen des Embryo, weil Waͤrme ein Erzeugniß der verduͤnnenden Luft ist. Mit Recht koͤnnen wir annehmen, daß die Werkzeuge des Athemholens im Kleinen gebildet, und auch ihre Bestimmung zu erreichen geschickt sind, da auch noch uͤberdies die Luft, womit der Embryo umgeben ist, fluͤssiger, verduͤnnter, und also seinen Organen angemessener ist. Der Foetus athmet also schon im Mutterleibe, und bringt dadurch die Saͤfte und Nahrung in Umlauf und Umkreis, Wuͤrkung und Gegenwuͤrkung, als ein thaͤtiges Hinderniß der Faͤulniß. Jch kann uͤberhaupt nicht einsehen, warum man alle Luft von dem Embryo im Mutterleibe ausgeschlossen hat, da doch in dem Ey, das die Henne leget, und in dem das kuͤnftige Thier enthalten ist, genug Luft enthalten ist. Denn da das Ey nicht voͤllig inwendig von der fluͤssigen Materie angefuͤllet ist, wie wollte die Schaale dem Druck der aͤussern Luft widerstehn, wenn nicht in dem leeren Raume des Eys, Gegenwuͤrkung, d.h. Luft enthalten waͤre? Mit Recht nehmen wir also an, daß, da sogar in dem Ey der Keim mit Luft als das Verwahrungsmittel vor Faͤulniß umgeben ist, daß auch der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/38
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 8, St. 1. Berlin, 1791, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0801_1791/38>, abgerufen am 20.04.2024.