Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 3. Berlin, 1789.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0072" n="72"/><lb/> gabe und Unterwerfung unter Gottes Willen erdulden wollen, so lange Gott solchen auf Jhnen lassen will. Sind Sie in dieser Uebergabe, so werden Sie allezeit dabei einen <hi rendition="#aq">Non trouble</hi> (wie M. <persName ref="#ref12"><note type="editorial">Madame Guyon</note> Guion </persName> solches nennet) haben, das ist, eine <hi rendition="#b">Nichtunruhe,</hi> eine <hi rendition="#b">Nichtverwirrung,</hi> und hierdurch werden Sie in allen Zeiten, da dieser peinliche Hunger sich empfindlich spuͤren laͤßt, aushalten koͤnnen. Es kommen jedoch, und um der Seelen Schwachheit willen, Zwischenzeiten, da dieser quaͤlende Hunger nachlaͤßt, und man wieder Ruhe und Erquickung empfindet. Diese Abwechselungen muͤssen Sie so erdulden, und sich so viel moͤglich enthalten, etwas zu wuͤnschen noch zu begehren, naͤmlich nicht mit dem obern an Gott uͤberlassenen Willen, welches Sie sehr foͤrdern wird, immer weiter fort zu schreiten. Kommt der quaͤlende Hunger, so dulden und tragen Sie ferner denselben so gut Sie koͤnnen; kommen Troͤstungen, so gedenken Sie an die Worte des Engels zum Elia, da er ihm Brod und Wasser brachte, oder an die Worte der heiligen Schrift: <hi rendition="#b">er,</hi> der Elias, <hi rendition="#b">gieng durch die Kraft dieser Speise bis an den Berg Horeb, vierzig Tage und vierzig Naͤchte.</hi> Diese <hi rendition="#b">vierzige</hi> Zahl beziehet sich auf unsre Reinigung, (auf die vierzig Stunden Jesu Christi im Grabe, auf seine vierzigtaͤgige Versuchung vom Satan, auf die vierzig Jahre der Jsraeliten in der Wuͤsten etc.) und diese Erquickungen der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0072]
gabe und Unterwerfung unter Gottes Willen erdulden wollen, so lange Gott solchen auf Jhnen lassen will. Sind Sie in dieser Uebergabe, so werden Sie allezeit dabei einen Non trouble (wie M. Guion solches nennet) haben, das ist, eine Nichtunruhe, eine Nichtverwirrung, und hierdurch werden Sie in allen Zeiten, da dieser peinliche Hunger sich empfindlich spuͤren laͤßt, aushalten koͤnnen. Es kommen jedoch, und um der Seelen Schwachheit willen, Zwischenzeiten, da dieser quaͤlende Hunger nachlaͤßt, und man wieder Ruhe und Erquickung empfindet. Diese Abwechselungen muͤssen Sie so erdulden, und sich so viel moͤglich enthalten, etwas zu wuͤnschen noch zu begehren, naͤmlich nicht mit dem obern an Gott uͤberlassenen Willen, welches Sie sehr foͤrdern wird, immer weiter fort zu schreiten. Kommt der quaͤlende Hunger, so dulden und tragen Sie ferner denselben so gut Sie koͤnnen; kommen Troͤstungen, so gedenken Sie an die Worte des Engels zum Elia, da er ihm Brod und Wasser brachte, oder an die Worte der heiligen Schrift: er, der Elias, gieng durch die Kraft dieser Speise bis an den Berg Horeb, vierzig Tage und vierzig Naͤchte. Diese vierzige Zahl beziehet sich auf unsre Reinigung, (auf die vierzig Stunden Jesu Christi im Grabe, auf seine vierzigtaͤgige Versuchung vom Satan, auf die vierzig Jahre der Jsraeliten in der Wuͤsten etc.) und diese Erquickungen der
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