Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789."Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgründe zusammen, die ihn vermochten in seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und durch mancherlei Vergnügungen, die sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte sich auch die Liebe darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner Heirath entschloß. Er kaufte sich also in seinem Geburtsorte an, ließ sich häuslich nieder, und trat zu einer Gesellschaft Viehhändler, die ihn zu den auswärtigen Geschäften ihres Handels gegen gute Vergeltung seiner Dienste gebrauchten. Jn der Folge aber gab die Verbindung mit seinen Handelsconsorten zu Jrrungen Anlaß, woraus Schuldklagen erwuchsen. Wegen einiger derselben will man Simmen beschuldigen, daß er Schuldposten, die er für die Gemeinschaft gehoben hätte, abgeschworen habe. Er hat aber in sehr ernstlichen Unterredungen behauptet, mit Wissen nie falsch geschworen und allezeit ein Entsetzen vor falschen Eiden gehabt zu haben, mit Anführung des Denkspruchs des gemeinen Mannes: einen falschen Eid geschworen, heiße die Seele verloren." "Durch seine Verheirathung kam er mit dem, mit dessen Blute er sich befleckte, in eine doppelte Verschwägerung. Denn Simmens Weib war George Schmidts leibliche Schwester; und dieser hatte Simmens Schwester zur Frau." »Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgruͤnde zusammen, die ihn vermochten in seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und durch mancherlei Vergnuͤgungen, die sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte sich auch die Liebe darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner Heirath entschloß. Er kaufte sich also in seinem Geburtsorte an, ließ sich haͤuslich nieder, und trat zu einer Gesellschaft Viehhaͤndler, die ihn zu den auswaͤrtigen Geschaͤften ihres Handels gegen gute Vergeltung seiner Dienste gebrauchten. Jn der Folge aber gab die Verbindung mit seinen Handelsconsorten zu Jrrungen Anlaß, woraus Schuldklagen erwuchsen. Wegen einiger derselben will man Simmen beschuldigen, daß er Schuldposten, die er fuͤr die Gemeinschaft gehoben haͤtte, abgeschworen habe. Er hat aber in sehr ernstlichen Unterredungen behauptet, mit Wissen nie falsch geschworen und allezeit ein Entsetzen vor falschen Eiden gehabt zu haben, mit Anfuͤhrung des Denkspruchs des gemeinen Mannes: einen falschen Eid geschworen, heiße die Seele verloren.« »Durch seine Verheirathung kam er mit dem, mit dessen Blute er sich befleckte, in eine doppelte Verschwaͤgerung. Denn Simmens Weib war George Schmidts leibliche Schwester; und dieser hatte Simmens Schwester zur Frau.« <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0036" n="34"/><lb/> <p>»Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgruͤnde zusammen, die ihn vermochten in seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und durch mancherlei Vergnuͤgungen, die sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte sich auch die Liebe darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner Heirath entschloß. Er kaufte sich also in seinem Geburtsorte an, ließ sich haͤuslich nieder, und trat zu einer Gesellschaft Viehhaͤndler, die ihn zu den auswaͤrtigen Geschaͤften ihres Handels gegen gute Vergeltung seiner Dienste gebrauchten. Jn der Folge aber gab die Verbindung mit seinen Handelsconsorten zu Jrrungen Anlaß, woraus Schuldklagen erwuchsen. Wegen einiger derselben will man <hi rendition="#b">Simmen</hi> beschuldigen, daß er Schuldposten, die er fuͤr die Gemeinschaft gehoben haͤtte, abgeschworen habe. Er hat aber in sehr ernstlichen Unterredungen behauptet, mit Wissen nie falsch geschworen und allezeit ein Entsetzen vor falschen Eiden gehabt zu haben, mit Anfuͤhrung des Denkspruchs des gemeinen Mannes: einen falschen Eid geschworen, heiße die Seele verloren.«</p> <p>»Durch seine Verheirathung kam er mit dem, mit dessen Blute er sich befleckte, in eine doppelte Verschwaͤgerung. Denn <hi rendition="#b">Simmens</hi> Weib war <hi rendition="#b">George Schmidts</hi> leibliche Schwester; und dieser hatte <hi rendition="#b">Simmens</hi> Schwester zur Frau.«</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [34/0036]
»Es kamen wohl bei ihm viele Bewegungsgruͤnde zusammen, die ihn vermochten in seinem Vaterlande zu bleiben. Er hatte Freunde, die ihn dazu beredeten, und durch mancherlei Vergnuͤgungen, die sie ihm machten, an sich zogen; vielleicht mischte sich auch die Liebe darein, nach welcher er sich kurz hernach zu seiner Heirath entschloß. Er kaufte sich also in seinem Geburtsorte an, ließ sich haͤuslich nieder, und trat zu einer Gesellschaft Viehhaͤndler, die ihn zu den auswaͤrtigen Geschaͤften ihres Handels gegen gute Vergeltung seiner Dienste gebrauchten. Jn der Folge aber gab die Verbindung mit seinen Handelsconsorten zu Jrrungen Anlaß, woraus Schuldklagen erwuchsen. Wegen einiger derselben will man Simmen beschuldigen, daß er Schuldposten, die er fuͤr die Gemeinschaft gehoben haͤtte, abgeschworen habe. Er hat aber in sehr ernstlichen Unterredungen behauptet, mit Wissen nie falsch geschworen und allezeit ein Entsetzen vor falschen Eiden gehabt zu haben, mit Anfuͤhrung des Denkspruchs des gemeinen Mannes: einen falschen Eid geschworen, heiße die Seele verloren.«
»Durch seine Verheirathung kam er mit dem, mit dessen Blute er sich befleckte, in eine doppelte Verschwaͤgerung. Denn Simmens Weib war George Schmidts leibliche Schwester; und dieser hatte Simmens Schwester zur Frau.«
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/36>, abgerufen am 27.07.2024. |