Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

sich aufbewahren, und in die Reihe ihrer übrigen Vorstellungen verweben.
b) Wie weit es die menschliche Seele überhaupt in Erlangung solcher analogen Begriffe bringen kann, ohne daß sie durchs Gehör sich Begriffe zu schaffen im Stande ist, -- und wie sie sich ihre Abstractionen bezeichnet, um sie als solche und nicht als Empfindungen sinnlicher Objecte zu denken.
c) Ob sich daher die Seele des Taubstummen, um sich nicht durch die unzählige Menge von Gegenständen zu zerstreuen, gleichsam aus einem innern Ordnungsinstinkt eine Art von Sprache bildet, an welche sich alle ihre Gesichtsbegriffe anschließen, und wodurch sie fähig wird, Subjecte und Prädicate nicht mit einander in der Reihe ihrer Begriffe zu verwechseln.
d) Wie es zugeht, daß bei dem Mangel des Gehörs die Beobachtungsgabe der Taubstummen so erstaunlich zunimmt, und wie sie ganze Gespräche bloß durch die Lippenbewegung andrer richtig zu verstehen anfangen.
e) Vorzüglich aber müßte man die Eigentümlichkeit ihres Characters zu studi-

sich aufbewahren, und in die Reihe ihrer uͤbrigen Vorstellungen verweben.
b) Wie weit es die menschliche Seele uͤberhaupt in Erlangung solcher analogen Begriffe bringen kann, ohne daß sie durchs Gehoͤr sich Begriffe zu schaffen im Stande ist, — und wie sie sich ihre Abstractionen bezeichnet, um sie als solche und nicht als Empfindungen sinnlicher Objecte zu denken.
c) Ob sich daher die Seele des Taubstummen, um sich nicht durch die unzaͤhlige Menge von Gegenstaͤnden zu zerstreuen, gleichsam aus einem innern Ordnungsinstinkt eine Art von Sprache bildet, an welche sich alle ihre Gesichtsbegriffe anschließen, und wodurch sie faͤhig wird, Subjecte und Praͤdicate nicht mit einander in der Reihe ihrer Begriffe zu verwechseln.
d) Wie es zugeht, daß bei dem Mangel des Gehoͤrs die Beobachtungsgabe der Taubstummen so erstaunlich zunimmt, und wie sie ganze Gespraͤche bloß durch die Lippenbewegung andrer richtig zu verstehen anfangen.
e) Vorzuͤglich aber muͤßte man die Eigentuͤmlichkeit ihres Characters zu studi-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <list>
            <item> <hi rendition="#b"><pb facs="#f0015" n="13"/><lb/>
sich aufbewahren, und in die Reihe ihrer u&#x0364;brigen                             Vorstellungen verweben.</hi> </item>
            <item> <hi rendition="#aq">b)</hi> <hi rendition="#b"> Wie weit es die menschliche Seele u&#x0364;berhaupt in Erlangung                             solcher analogen Begriffe bringen kann, ohne daß sie durchs Geho&#x0364;r sich                             Begriffe zu schaffen im Stande ist, &#x2014; und wie sie sich ihre                             Abstractionen bezeichnet, um sie als solche und nicht als Empfindungen                             sinnlicher Objecte zu denken.</hi> </item>
            <item> <hi rendition="#aq">c)</hi> <hi rendition="#b"> Ob sich daher die Seele des Taubstummen, um sich nicht                             durch die unza&#x0364;hlige Menge von Gegensta&#x0364;nden zu zerstreuen, gleichsam aus                             einem innern Ordnungsinstinkt eine Art von Sprache bildet, an welche                             sich alle ihre Gesichtsbegriffe anschließen, und wodurch sie fa&#x0364;hig wird,                             Subjecte und Pra&#x0364;dicate nicht mit einander in der Reihe ihrer Begriffe zu                             verwechseln.</hi> </item>
            <item> <hi rendition="#aq">d)</hi> <hi rendition="#b"> Wie es zugeht, daß bei dem Mangel des Geho&#x0364;rs die                             Beobachtungsgabe der Taubstummen so erstaunlich zunimmt, und wie sie                             ganze Gespra&#x0364;che bloß durch die Lippenbewegung andrer richtig zu                             verstehen anfangen.</hi> </item>
            <item> <hi rendition="#aq">e)</hi> <hi rendition="#b"> Vorzu&#x0364;glich aber mu&#x0364;ßte man die Eigentu&#x0364;mlichkeit ihres                             Characters zu studi-<lb/></hi> </item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0015] sich aufbewahren, und in die Reihe ihrer uͤbrigen Vorstellungen verweben. b) Wie weit es die menschliche Seele uͤberhaupt in Erlangung solcher analogen Begriffe bringen kann, ohne daß sie durchs Gehoͤr sich Begriffe zu schaffen im Stande ist, — und wie sie sich ihre Abstractionen bezeichnet, um sie als solche und nicht als Empfindungen sinnlicher Objecte zu denken. c) Ob sich daher die Seele des Taubstummen, um sich nicht durch die unzaͤhlige Menge von Gegenstaͤnden zu zerstreuen, gleichsam aus einem innern Ordnungsinstinkt eine Art von Sprache bildet, an welche sich alle ihre Gesichtsbegriffe anschließen, und wodurch sie faͤhig wird, Subjecte und Praͤdicate nicht mit einander in der Reihe ihrer Begriffe zu verwechseln. d) Wie es zugeht, daß bei dem Mangel des Gehoͤrs die Beobachtungsgabe der Taubstummen so erstaunlich zunimmt, und wie sie ganze Gespraͤche bloß durch die Lippenbewegung andrer richtig zu verstehen anfangen. e) Vorzuͤglich aber muͤßte man die Eigentuͤmlichkeit ihres Characters zu studi-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/15
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 7, St. 1. Berlin, 1789, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0701_1789/15>, abgerufen am 23.04.2024.