Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0084" n="84"/><lb/> kein Erstaunen daruͤber empfindet, ob sie gleich wieder nicht Bilder, sondern Realitaͤten, wuͤrkliche Objecte vor sich zu haben glaubt, liegt offenbar wieder darin, daß sie sich so leicht im Traume <hi rendition="#b">uͤbereilt,</hi> und im Strome ihrer Phantasien so schnell hingerissen wird, daß sie uͤber den Zusammenhang ihrer Jdeen und ihrer Folgen auf einander nicht aufmerksam nachdenken kann. Wie es aber zugeht, daß die Seele von einer Jdee im Traume so leicht und gewoͤhnlich zu der entgegengesezten uͤbergeht, und selten die Begriffe an ihren eigentlichen Faden anreihet, wie sie es im Wachen thut, davon lassen sich alle Gruͤnde ohnmoͤglich speciell angeben, indem dies <choice><corr>Phaͤnomen</corr><sic>Phoͤnomen</sic></choice> von einer Menge verschiedener dunkler Vorstellungen von verborgenen Jdeenassociationen, Veraͤnderungen in Organen, und in der Blutbewegnis, vornehmlich von unwillkuͤrlichen Nervenerschuͤtterungen abzuhaͤngen pflegt; — man kann aber doch hiebei gewisse methodische Gesetze bemerken, wie die Seele bei solchen Ueberschritten zu entgegengesetzten Begriffen verfaͤhrt, und die ohngefaͤhr die nehmlichen seyn muͤssen, die wir in dergleichen Faͤllen im Wachen annehmen, die Seele geht nehmlich am leichtesten zur <hi rendition="#b">gerade</hi> entgegengesetzten Jdee uͤber, weil diese ihr <hi rendition="#b">naͤher zu liegen</hi> scheint, als die mit ihr verwandten aber nicht gerade contrastirenden Jdeen. Unter den contrastirenden hebt sie wieder die am ersten aus, welche mit dem eben <hi rendition="#b">herrschenden</hi> Affect der Seele in der naͤhern<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [84/0084]
kein Erstaunen daruͤber empfindet, ob sie gleich wieder nicht Bilder, sondern Realitaͤten, wuͤrkliche Objecte vor sich zu haben glaubt, liegt offenbar wieder darin, daß sie sich so leicht im Traume uͤbereilt, und im Strome ihrer Phantasien so schnell hingerissen wird, daß sie uͤber den Zusammenhang ihrer Jdeen und ihrer Folgen auf einander nicht aufmerksam nachdenken kann. Wie es aber zugeht, daß die Seele von einer Jdee im Traume so leicht und gewoͤhnlich zu der entgegengesezten uͤbergeht, und selten die Begriffe an ihren eigentlichen Faden anreihet, wie sie es im Wachen thut, davon lassen sich alle Gruͤnde ohnmoͤglich speciell angeben, indem dies Phaͤnomen von einer Menge verschiedener dunkler Vorstellungen von verborgenen Jdeenassociationen, Veraͤnderungen in Organen, und in der Blutbewegnis, vornehmlich von unwillkuͤrlichen Nervenerschuͤtterungen abzuhaͤngen pflegt; — man kann aber doch hiebei gewisse methodische Gesetze bemerken, wie die Seele bei solchen Ueberschritten zu entgegengesetzten Begriffen verfaͤhrt, und die ohngefaͤhr die nehmlichen seyn muͤssen, die wir in dergleichen Faͤllen im Wachen annehmen, die Seele geht nehmlich am leichtesten zur gerade entgegengesetzten Jdee uͤber, weil diese ihr naͤher zu liegen scheint, als die mit ihr verwandten aber nicht gerade contrastirenden Jdeen. Unter den contrastirenden hebt sie wieder die am ersten aus, welche mit dem eben herrschenden Affect der Seele in der naͤhern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |