Tod einer andern Weibsperson, und führte ihr Vorhaben auch würklich auf folgende Art aus. Sie gab nehmlich vor, als eines Sonntages die Züchtlinge in die Kirche gehen mußten, daß sie Bauchweh habe, und nicht den Gottesdienst mit abwarten könne. Mit ihr wurde noch eine andere Züchtlinginn, Mederin mit Nahmen, zurükgelassen, welches ein äußerst einfältiges Mensch war. Zu dieser begab sich Margaretha K-- und stellte ihr vor, daß sie beide, um ihres Jammers auf einmal los zu werden, sterben wollen, und daß sie (die Margretha K--) damit den Anfang machen wollte, daß sie die Mederin zuerst umbrächte. Die Mederin war damit zufrieden, nur machte sie vorher die Bedingung, daß ihr das Umbringen nicht viel Schmerzen verursachen sollte. Sie legte sich darauf auf eine Brücke im Zuchthause ausgestrekt hin, und die Mörderinn übte würklich die schrekliche That mit Abschneidung des vordern Halses mittelst eines Ulmer Kreuzermessers an ihr aus, die einfältige Mederin empfing die tödlichen Messerstreiche mit aller Gelassenheit, und starb nach einer Stunde an den empfangenen Wunden.
Um zu sehen, wie die unglükliche Mörderinn auf die abscheuliche Jdee ihre Mitgefangene hinzurichten gekommen sey, und wie traurig die Veranlassungen dazu waren, will ich aus dem medicinischen Bericht über sie nur noch folgendes hinzu setzen, woraus zugleich erhellen wird, wie hundisch die
Tod einer andern Weibsperson, und fuͤhrte ihr Vorhaben auch wuͤrklich auf folgende Art aus. Sie gab nehmlich vor, als eines Sonntages die Zuͤchtlinge in die Kirche gehen mußten, daß sie Bauchweh habe, und nicht den Gottesdienst mit abwarten koͤnne. Mit ihr wurde noch eine andere Zuͤchtlinginn, Mederin mit Nahmen, zuruͤkgelassen, welches ein aͤußerst einfaͤltiges Mensch war. Zu dieser begab sich Margaretha K— und stellte ihr vor, daß sie beide, um ihres Jammers auf einmal los zu werden, sterben wollen, und daß sie (die Margretha K—) damit den Anfang machen wollte, daß sie die Mederin zuerst umbraͤchte. Die Mederin war damit zufrieden, nur machte sie vorher die Bedingung, daß ihr das Umbringen nicht viel Schmerzen verursachen sollte. Sie legte sich darauf auf eine Bruͤcke im Zuchthause ausgestrekt hin, und die Moͤrderinn uͤbte wuͤrklich die schrekliche That mit Abschneidung des vordern Halses mittelst eines Ulmer Kreuzermessers an ihr aus, die einfaͤltige Mederin empfing die toͤdlichen Messerstreiche mit aller Gelassenheit, und starb nach einer Stunde an den empfangenen Wunden.
Um zu sehen, wie die ungluͤkliche Moͤrderinn auf die abscheuliche Jdee ihre Mitgefangene hinzurichten gekommen sey, und wie traurig die Veranlassungen dazu waren, will ich aus dem medicinischen Bericht uͤber sie nur noch folgendes hinzu setzen, woraus zugleich erhellen wird, wie hundisch die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0036"n="36"/><lb/>
Tod einer andern Weibsperson, und fuͤhrte ihr Vorhaben auch wuͤrklich auf folgende Art aus. Sie gab nehmlich vor, als eines Sonntages die Zuͤchtlinge in die Kirche gehen mußten, daß sie Bauchweh habe, und nicht den Gottesdienst mit abwarten koͤnne. Mit ihr wurde noch eine andere Zuͤchtlinginn, Mederin mit Nahmen, zuruͤkgelassen, welches ein aͤußerst einfaͤltiges Mensch war. Zu dieser begab sich Margaretha K— und stellte ihr vor, daß sie beide, um ihres Jammers auf einmal los zu werden, sterben wollen, und daß sie (die Margretha K—) damit den Anfang machen wollte, daß sie die Mederin zuerst umbraͤchte. Die Mederin war damit zufrieden, nur machte sie vorher die Bedingung, daß ihr das Umbringen nicht viel Schmerzen verursachen sollte. Sie legte sich darauf auf eine Bruͤcke im Zuchthause ausgestrekt hin, und die Moͤrderinn uͤbte wuͤrklich die schrekliche That mit Abschneidung des vordern Halses mittelst eines Ulmer Kreuzermessers an ihr aus, die einfaͤltige Mederin empfing die toͤdlichen Messerstreiche mit aller Gelassenheit, und starb nach einer Stunde an den empfangenen Wunden.</p><p>Um zu sehen, <hirendition="#b">wie</hi> die ungluͤkliche Moͤrderinn auf die abscheuliche Jdee ihre Mitgefangene hinzurichten gekommen sey, und wie traurig die Veranlassungen dazu waren, will ich aus dem medicinischen Bericht uͤber sie nur noch folgendes hinzu setzen, woraus zugleich erhellen wird, wie hundisch die<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[36/0036]
Tod einer andern Weibsperson, und fuͤhrte ihr Vorhaben auch wuͤrklich auf folgende Art aus. Sie gab nehmlich vor, als eines Sonntages die Zuͤchtlinge in die Kirche gehen mußten, daß sie Bauchweh habe, und nicht den Gottesdienst mit abwarten koͤnne. Mit ihr wurde noch eine andere Zuͤchtlinginn, Mederin mit Nahmen, zuruͤkgelassen, welches ein aͤußerst einfaͤltiges Mensch war. Zu dieser begab sich Margaretha K— und stellte ihr vor, daß sie beide, um ihres Jammers auf einmal los zu werden, sterben wollen, und daß sie (die Margretha K—) damit den Anfang machen wollte, daß sie die Mederin zuerst umbraͤchte. Die Mederin war damit zufrieden, nur machte sie vorher die Bedingung, daß ihr das Umbringen nicht viel Schmerzen verursachen sollte. Sie legte sich darauf auf eine Bruͤcke im Zuchthause ausgestrekt hin, und die Moͤrderinn uͤbte wuͤrklich die schrekliche That mit Abschneidung des vordern Halses mittelst eines Ulmer Kreuzermessers an ihr aus, die einfaͤltige Mederin empfing die toͤdlichen Messerstreiche mit aller Gelassenheit, und starb nach einer Stunde an den empfangenen Wunden.
Um zu sehen, wie die ungluͤkliche Moͤrderinn auf die abscheuliche Jdee ihre Mitgefangene hinzurichten gekommen sey, und wie traurig die Veranlassungen dazu waren, will ich aus dem medicinischen Bericht uͤber sie nur noch folgendes hinzu setzen, woraus zugleich erhellen wird, wie hundisch die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:
Anmerkungen zur Transkription:
Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.
Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0603_1788/36>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.