Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 3. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0017" n="17"/><lb/> oder eigentlich des Sinnes des Satzes, und des Ausdruks, oder der Ausdruͤcke dieses Sinnes. <hi rendition="#b">Geht nun eine Verwirrung in den Gehirnfiebern vor, verliehrt das Gedaͤchtniß die Kraft zu einem gewissen Gedanken seine ihm eigentliche Wortfolge herbeizufuͤhren;</hi> so wird der Gedanke immer deutlich in der Seele vorhanden seyn, aber <hi rendition="#b">unwillkuͤrlich</hi> werden sich die Worte untereinander werfen, gerade so wie der Herr Verfasser von sich erzaͤhlt. Wenn wir auf uns Acht geben, so werden wir oft bemerken, daß wir uns ein gewisses Object deutlich vorstellen koͤnnen, ohne seine symbolischen Ausdruͤcke behalten zu haben, ob wir gleich immer ein Beduͤrfniß fuͤhlen, den symbolischen Ausdruk ins Gedaͤchtniß zuruͤk zu bringen. Hiebei faͤllt mir ein, was <hi rendition="#b">Bonnetus</hi> von sich erzaͤhlt, daß er nehmlich, ob er gleich lange die Kraͤuterkunde gelehrt hatte, sich niemals auf das Wort Pimpinelle besinnen konnte, wenn er auch gleich dieses Gewaͤchs vor sich sahe, und sonst ein gutes Gedaͤchtniß besaß. <hi rendition="#b">Geßner</hi> fuͤhrt in seinen neuesten Entdeckungen in der Arzneigelahrtheit. B. 1. S. 137 ff. unter der Rubrik: <hi rendition="#b">Krankheiten der innern Sinne,</hi> ein merkwuͤrdiges Beyspiel von Vergessenheit an, welches hier aufgezeichnet zu werden verdient. Ein Mann von 73 Jahren empfand im Anfang des Jaͤnners (1770) einen Krampf in den Muskeln des Mundes, und ein Kuͤtzeln, wie vom Kriechen der Ameisen. Den 20ten Jaͤnner bemerkte man bei einiger<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [17/0017]
oder eigentlich des Sinnes des Satzes, und des Ausdruks, oder der Ausdruͤcke dieses Sinnes. Geht nun eine Verwirrung in den Gehirnfiebern vor, verliehrt das Gedaͤchtniß die Kraft zu einem gewissen Gedanken seine ihm eigentliche Wortfolge herbeizufuͤhren; so wird der Gedanke immer deutlich in der Seele vorhanden seyn, aber unwillkuͤrlich werden sich die Worte untereinander werfen, gerade so wie der Herr Verfasser von sich erzaͤhlt. Wenn wir auf uns Acht geben, so werden wir oft bemerken, daß wir uns ein gewisses Object deutlich vorstellen koͤnnen, ohne seine symbolischen Ausdruͤcke behalten zu haben, ob wir gleich immer ein Beduͤrfniß fuͤhlen, den symbolischen Ausdruk ins Gedaͤchtniß zuruͤk zu bringen. Hiebei faͤllt mir ein, was Bonnetus von sich erzaͤhlt, daß er nehmlich, ob er gleich lange die Kraͤuterkunde gelehrt hatte, sich niemals auf das Wort Pimpinelle besinnen konnte, wenn er auch gleich dieses Gewaͤchs vor sich sahe, und sonst ein gutes Gedaͤchtniß besaß. Geßner fuͤhrt in seinen neuesten Entdeckungen in der Arzneigelahrtheit. B. 1. S. 137 ff. unter der Rubrik: Krankheiten der innern Sinne, ein merkwuͤrdiges Beyspiel von Vergessenheit an, welches hier aufgezeichnet zu werden verdient. Ein Mann von 73 Jahren empfand im Anfang des Jaͤnners (1770) einen Krampf in den Muskeln des Mundes, und ein Kuͤtzeln, wie vom Kriechen der Ameisen. Den 20ten Jaͤnner bemerkte man bei einiger
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