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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.

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te. Der Knabe zeigte meinen guten Schutzgeist an, oder vielleicht auch meinen Enkel. Das Bauerhaus in der Einöde, die Hoffnung zur Ruhe. -- Der Schrecken und der Abgrund, den ich erblickte, hat den Fall meines Sohns anzeigen können."

"Ein andermal träumte es mir, als ob ich vom Körper getrennt im Mondhimmel war, und mich über meinen einsamen Zustand beklagte, als ich auf einmal folgende Stimme meines Vaters vernahm: Jch bin dir von Gott zu deinem Wächter gegeben. Alles ist hier voll von Seelen, die du aber nicht siehst, so daß du weder mit mir noch mit ihnen reden kannst. Du wirst aber in diesem Himmel siebentausend Jahre bleiben, und eben so lange in den andern Planeten, bis zum achten, alsdann wirst du in's Reich Gottes eingehn! Diesen Traum hab' ich mir so ausgelegt: Die Seele meines Vaters zeigte meinen Schutzgeist, der Mond die Grammatik, Mercur die Geometrie und Arithmetik, Venus die Musik, die Weissagungsgabe und die Dichtkunst, die Sonne die Sittenlehre, Jupiter die Naturlehre, Mars die Medicin, Saturn den Ackerbau, die Kräuterkunde und die übrigen geringern Wissenschaften, der achte die Erndtelese, nämlich die Weisheit und andre Studien u.s.w. an."

Er erzählt noch einige andre Träume, die wir übergehn können. Merkwürdig ist's, mit welcher


te. Der Knabe zeigte meinen guten Schutzgeist an, oder vielleicht auch meinen Enkel. Das Bauerhaus in der Einoͤde, die Hoffnung zur Ruhe. — Der Schrecken und der Abgrund, den ich erblickte, hat den Fall meines Sohns anzeigen koͤnnen.«

»Ein andermal traͤumte es mir, als ob ich vom Koͤrper getrennt im Mondhimmel war, und mich uͤber meinen einsamen Zustand beklagte, als ich auf einmal folgende Stimme meines Vaters vernahm: Jch bin dir von Gott zu deinem Waͤchter gegeben. Alles ist hier voll von Seelen, die du aber nicht siehst, so daß du weder mit mir noch mit ihnen reden kannst. Du wirst aber in diesem Himmel siebentausend Jahre bleiben, und eben so lange in den andern Planeten, bis zum achten, alsdann wirst du in's Reich Gottes eingehn! Diesen Traum hab' ich mir so ausgelegt: Die Seele meines Vaters zeigte meinen Schutzgeist, der Mond die Grammatik, Mercur die Geometrie und Arithmetik, Venus die Musik, die Weissagungsgabe und die Dichtkunst, die Sonne die Sittenlehre, Jupiter die Naturlehre, Mars die Medicin, Saturn den Ackerbau, die Kraͤuterkunde und die uͤbrigen geringern Wissenschaften, der achte die Erndtelese, naͤmlich die Weisheit und andre Studien u.s.w. an.«

Er erzaͤhlt noch einige andre Traͤume, die wir uͤbergehn koͤnnen. Merkwuͤrdig ist's, mit welcher

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[84/0084] te. Der Knabe zeigte meinen guten Schutzgeist an, oder vielleicht auch meinen Enkel. Das Bauerhaus in der Einoͤde, die Hoffnung zur Ruhe. — Der Schrecken und der Abgrund, den ich erblickte, hat den Fall meines Sohns anzeigen koͤnnen.« »Ein andermal traͤumte es mir, als ob ich vom Koͤrper getrennt im Mondhimmel war, und mich uͤber meinen einsamen Zustand beklagte, als ich auf einmal folgende Stimme meines Vaters vernahm: Jch bin dir von Gott zu deinem Waͤchter gegeben. Alles ist hier voll von Seelen, die du aber nicht siehst, so daß du weder mit mir noch mit ihnen reden kannst. Du wirst aber in diesem Himmel siebentausend Jahre bleiben, und eben so lange in den andern Planeten, bis zum achten, alsdann wirst du in's Reich Gottes eingehn! Diesen Traum hab' ich mir so ausgelegt: Die Seele meines Vaters zeigte meinen Schutzgeist, der Mond die Grammatik, Mercur die Geometrie und Arithmetik, Venus die Musik, die Weissagungsgabe und die Dichtkunst, die Sonne die Sittenlehre, Jupiter die Naturlehre, Mars die Medicin, Saturn den Ackerbau, die Kraͤuterkunde und die uͤbrigen geringern Wissenschaften, der achte die Erndtelese, naͤmlich die Weisheit und andre Studien u.s.w. an.« Er erzaͤhlt noch einige andre Traͤume, die wir uͤbergehn koͤnnen. Merkwuͤrdig ist's, mit welcher

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/84>, abgerufen am 28.04.2024.