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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.

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prinzipiums, für die Denkkraft, als äusseres Werkzeug, brauchbar war, erkannten. Aber der Künstler kann fortexistiren, wenn auch seine Jnstrumente vernichtet sind; und so, sollt ich meinen, wäre es auch mit der Denkkraft, gesetzt, daß ihr Organ, der Körper, zerstört würde.

Damas.

Nun, wir wollen die Fortdauer dieser Denkkraft nach dem Tode einmal annehmen; worein würden Sie denn ihr Wesen setzen?

Theokles.

Das weiß ich nicht. Sie sagten ja selbst, das Wesen einer Kraft kenne kein Mensch. Besser, wir nennen dasselbe ein unbekanntes Etwas, als wir nennen es Geist, das nur ein Titel ohne Gehalt ist. Und so würde ich es auch mit dem Begriffe von der Gottheit machen. Die Gottheit ist die Kraft aller Kräfte, und das unermeßliche Weltall ist ihr Organ, wodurch sie in die Unendlichkeit hin ihre Würkungen erstreckt; denn nur aus den Würkungen erkennen wir eine Urkraft oder eine Gottheit, und denken Sie sich einmal den Gedanken recht lebhaft; Sie werden eben so ehrfurchtsvoll niederfallen und anbeten, als sonst.



prinzipiums, fuͤr die Denkkraft, als aͤusseres Werkzeug, brauchbar war, erkannten. Aber der Kuͤnstler kann fortexistiren, wenn auch seine Jnstrumente vernichtet sind; und so, sollt ich meinen, waͤre es auch mit der Denkkraft, gesetzt, daß ihr Organ, der Koͤrper, zerstoͤrt wuͤrde.

Damas.

Nun, wir wollen die Fortdauer dieser Denkkraft nach dem Tode einmal annehmen; worein wuͤrden Sie denn ihr Wesen setzen?

Theokles.

Das weiß ich nicht. Sie sagten ja selbst, das Wesen einer Kraft kenne kein Mensch. Besser, wir nennen dasselbe ein unbekanntes Etwas, als wir nennen es Geist, das nur ein Titel ohne Gehalt ist. Und so wuͤrde ich es auch mit dem Begriffe von der Gottheit machen. Die Gottheit ist die Kraft aller Kraͤfte, und das unermeßliche Weltall ist ihr Organ, wodurch sie in die Unendlichkeit hin ihre Wuͤrkungen erstreckt; denn nur aus den Wuͤrkungen erkennen wir eine Urkraft oder eine Gottheit, und denken Sie sich einmal den Gedanken recht lebhaft; Sie werden eben so ehrfurchtsvoll niederfallen und anbeten, als sonst.


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[38/0038] prinzipiums, fuͤr die Denkkraft, als aͤusseres Werkzeug, brauchbar war, erkannten. Aber der Kuͤnstler kann fortexistiren, wenn auch seine Jnstrumente vernichtet sind; und so, sollt ich meinen, waͤre es auch mit der Denkkraft, gesetzt, daß ihr Organ, der Koͤrper, zerstoͤrt wuͤrde. Damas. Nun, wir wollen die Fortdauer dieser Denkkraft nach dem Tode einmal annehmen; worein wuͤrden Sie denn ihr Wesen setzen? Theokles. Das weiß ich nicht. Sie sagten ja selbst, das Wesen einer Kraft kenne kein Mensch. Besser, wir nennen dasselbe ein unbekanntes Etwas, als wir nennen es Geist, das nur ein Titel ohne Gehalt ist. Und so wuͤrde ich es auch mit dem Begriffe von der Gottheit machen. Die Gottheit ist die Kraft aller Kraͤfte, und das unermeßliche Weltall ist ihr Organ, wodurch sie in die Unendlichkeit hin ihre Wuͤrkungen erstreckt; denn nur aus den Wuͤrkungen erkennen wir eine Urkraft oder eine Gottheit, und denken Sie sich einmal den Gedanken recht lebhaft; Sie werden eben so ehrfurchtsvoll niederfallen und anbeten, als sonst.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/38>, abgerufen am 10.10.2024.