Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite


noch eins, und so in einer unendlichen Progression fort, denken kann. Gesetzt also, der Mensch hat keine sinnliche Anschauung des Geistigen, so folgt doch daraus die Nichtexistenz desselben noch nicht. Ueberdies, wenn Sie nichts als Materie anerkennen wollen, so müssen Sie auch die Gottheit zu einem materiellen Wesen machen, und dann wird ein Spinozist aus Jhnen.

Theokles.

Erlauben Sie, so weit sind wir noch nicht. Sie nennen Geist ein Etwas, das nicht Materie ist. Gut. Räumen Sie denn diesem Etwas die Existenz ein, nicht bloß die in der Vorstellung, sondern auch in der Wirklichkeit?

Damas.

Allerdings. Ein Etwas, das nicht in der Wirklichkeit existirte, würde mir hier nicht helfen.

Theokles.

Also wäre dieses wirkliche Etwas doch eine Substanz?

Damas.

Ja, insofern es existirt.



noch eins, und so in einer unendlichen Progression fort, denken kann. Gesetzt also, der Mensch hat keine sinnliche Anschauung des Geistigen, so folgt doch daraus die Nichtexistenz desselben noch nicht. Ueberdies, wenn Sie nichts als Materie anerkennen wollen, so muͤssen Sie auch die Gottheit zu einem materiellen Wesen machen, und dann wird ein Spinozist aus Jhnen.

Theokles.

Erlauben Sie, so weit sind wir noch nicht. Sie nennen Geist ein Etwas, das nicht Materie ist. Gut. Raͤumen Sie denn diesem Etwas die Existenz ein, nicht bloß die in der Vorstellung, sondern auch in der Wirklichkeit?

Damas.

Allerdings. Ein Etwas, das nicht in der Wirklichkeit existirte, wuͤrde mir hier nicht helfen.

Theokles.

Also waͤre dieses wirkliche Etwas doch eine Substanz?

Damas.

Ja, insofern es existirt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0032" n="32"/><lb/>
noch eins, und so in einer unendlichen Progression                         fort, denken kann. Gesetzt also, der Mensch hat keine sinnliche Anschauung                         des Geistigen, so folgt doch daraus die Nichtexistenz desselben noch nicht.                         Ueberdies, wenn Sie nichts als Materie anerkennen wollen, so mu&#x0364;ssen Sie auch                         die Gottheit zu einem materiellen Wesen machen, und dann wird ein Spinozist                         aus Jhnen.</p>
            <p rend="center"> <hi rendition="#b">Theokles.</hi> </p>
            <p>Erlauben Sie, so weit sind wir noch nicht. Sie nennen Geist                         ein Etwas, das nicht Materie ist. Gut. Ra&#x0364;umen Sie denn diesem Etwas die                         Existenz ein, nicht bloß die in der Vorstellung, sondern auch in der                         Wirklichkeit?</p>
            <p rend="center"> <hi rendition="#b">Damas.</hi> </p>
            <p>Allerdings. Ein Etwas, das nicht in der Wirklichkeit                         existirte, wu&#x0364;rde mir hier nicht helfen.</p>
            <p rend="center"> <hi rendition="#b">Theokles.</hi> </p>
            <p>Also wa&#x0364;re dieses wirkliche Etwas doch eine Substanz?</p>
            <p rend="center"> <hi rendition="#b">Damas.</hi> </p>
            <p>Ja, insofern es existirt.</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0032] noch eins, und so in einer unendlichen Progression fort, denken kann. Gesetzt also, der Mensch hat keine sinnliche Anschauung des Geistigen, so folgt doch daraus die Nichtexistenz desselben noch nicht. Ueberdies, wenn Sie nichts als Materie anerkennen wollen, so muͤssen Sie auch die Gottheit zu einem materiellen Wesen machen, und dann wird ein Spinozist aus Jhnen. Theokles. Erlauben Sie, so weit sind wir noch nicht. Sie nennen Geist ein Etwas, das nicht Materie ist. Gut. Raͤumen Sie denn diesem Etwas die Existenz ein, nicht bloß die in der Vorstellung, sondern auch in der Wirklichkeit? Damas. Allerdings. Ein Etwas, das nicht in der Wirklichkeit existirte, wuͤrde mir hier nicht helfen. Theokles. Also waͤre dieses wirkliche Etwas doch eine Substanz? Damas. Ja, insofern es existirt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/32
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 2. Berlin, 1788, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0602_1788/32>, abgerufen am 24.11.2024.