Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0084" n="82"/><lb/> nach Ein Uhr in der Nacht, wie ich mich zu Bette legte. Jch war ziemlich erfroren, und hatte mich im Bette eingewickelt, als ich in dem Nebenzimmer einen kleinen Hund winseln hoͤrte, der von ungefaͤhr eingesperrt war. Unentschluͤssig, ob ich aufstehen und ihn hereinlassen, oder ob ich warten sollte, bis es ein Anderer hoͤrte, oder ich Jemanden hierzu abrufen koͤnnte, kam einer von den Bedienten auf die Hausdiele, den ich deshalb rief, der es aber nicht hoͤrte; kurz, ich war schon entschlossen, aufzustehen, als ich die Thuͤre oͤffnen hoͤrte, und der Hund in Freiheit gesezt ward. Wie dies kaum geschehen war, und ich, wie ich mich genau erinnere, in dem Augenblick an das Kartenspiel dachte, was ich in der Gesellschaft gespielt hatte, uͤber dessen Ausgang ich Reflexion machte: so hoͤrte ich im Zimmer ein Klopfen, als wenn Jemand mit einem Finger auf die Leisten der Panelung klopft, obgleich keine Panelung im Zimmer war, und dies Klopfen ging im ganzen Zimmer herum, und war abwechselnd mit einem Geraͤusche verbunden, das dem ganz aͤhnlich war, wenn man die eine platte Hand unter der andren stark wegstreicht. – Meine Lage im Bette dabei war mit dem Gesichte gegen die Wand. Ohne daß ich im mindesten dadurch beunruhiget ward, oder nur entfernt den Gedanken hatte, daß dies ein unnatuͤrliches Geraͤusch, oder gar Vorbedeutungen von meiner kranken Mutter seyn koͤnnten, an die ich auch den Augenblick gar nicht dachte, glaubte<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [82/0084]
nach Ein Uhr in der Nacht, wie ich mich zu Bette legte. Jch war ziemlich erfroren, und hatte mich im Bette eingewickelt, als ich in dem Nebenzimmer einen kleinen Hund winseln hoͤrte, der von ungefaͤhr eingesperrt war. Unentschluͤssig, ob ich aufstehen und ihn hereinlassen, oder ob ich warten sollte, bis es ein Anderer hoͤrte, oder ich Jemanden hierzu abrufen koͤnnte, kam einer von den Bedienten auf die Hausdiele, den ich deshalb rief, der es aber nicht hoͤrte; kurz, ich war schon entschlossen, aufzustehen, als ich die Thuͤre oͤffnen hoͤrte, und der Hund in Freiheit gesezt ward. Wie dies kaum geschehen war, und ich, wie ich mich genau erinnere, in dem Augenblick an das Kartenspiel dachte, was ich in der Gesellschaft gespielt hatte, uͤber dessen Ausgang ich Reflexion machte: so hoͤrte ich im Zimmer ein Klopfen, als wenn Jemand mit einem Finger auf die Leisten der Panelung klopft, obgleich keine Panelung im Zimmer war, und dies Klopfen ging im ganzen Zimmer herum, und war abwechselnd mit einem Geraͤusche verbunden, das dem ganz aͤhnlich war, wenn man die eine platte Hand unter der andren stark wegstreicht. – Meine Lage im Bette dabei war mit dem Gesichte gegen die Wand. Ohne daß ich im mindesten dadurch beunruhiget ward, oder nur entfernt den Gedanken hatte, daß dies ein unnatuͤrliches Geraͤusch, oder gar Vorbedeutungen von meiner kranken Mutter seyn koͤnnten, an die ich auch den Augenblick gar nicht dachte, glaubte
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Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
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