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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.

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bildungskraft bleibt es hinterher immer, wenn das gefürchtete Uebel, gesezt daß auch nur wenige Gründe zur Furcht da waren, zufällig eintrift. Die Fragen, welche der Herr Verfasser am Ende seines lehrreichen Aufsatzes über die Freiheit der menschlichen Handlungen aufwirft, verdienen beherzigt zu werden. Wie viele mögen mit ihm hierübereinerlei Meinung haben!

Eben derselbe hat noch einen medicinischen Bericht beigefügt, worin er erzält, daß ein Fräulein von May aus Furcht vor einem Brechpulver, das sie einnehmen müssen, wahnsinnig wird. Seite 87, ff.

Die Würkungen der Furcht über die menschliche Seele sind von sehr manigfaltiger Art, und sie ist eine der heftigsten und betäubendsten Leidenschaften des Gemüths. Viele verlieren dadurch auf einmal ihre ganze Besonnenheit, ihr Nachdenken stockt, alle ihre Empfindungen erstarren, und sie ist gleichsam das für den Geist, was ein heftiger Schlagfluß für den Körper ist. Die lebhaftesten Köpfe gerathen durch sie in Verwirrung, und es zeigt eine große Seele an, welche sich nicht von ihr bemeistern läßt. Andre Menschen macht sie kühn und beherzt, und dies ist eine ihrer sonderbarsten Würkungen.



bildungskraft bleibt es hinterher immer, wenn das gefuͤrchtete Uebel, gesezt daß auch nur wenige Gruͤnde zur Furcht da waren, zufaͤllig eintrift. Die Fragen, welche der Herr Verfasser am Ende seines lehrreichen Aufsatzes uͤber die Freiheit der menschlichen Handlungen aufwirft, verdienen beherzigt zu werden. Wie viele moͤgen mit ihm hieruͤbereinerlei Meinung haben!

Eben derselbe hat noch einen medicinischen Bericht beigefuͤgt, worin er erzaͤlt, daß ein Fraͤulein von May aus Furcht vor einem Brechpulver, das sie einnehmen muͤssen, wahnsinnig wird. Seite 87, ff.

Die Wuͤrkungen der Furcht uͤber die menschliche Seele sind von sehr manigfaltiger Art, und sie ist eine der heftigsten und betaͤubendsten Leidenschaften des Gemuͤths. Viele verlieren dadurch auf einmal ihre ganze Besonnenheit, ihr Nachdenken stockt, alle ihre Empfindungen erstarren, und sie ist gleichsam das fuͤr den Geist, was ein heftiger Schlagfluß fuͤr den Koͤrper ist. Die lebhaftesten Koͤpfe gerathen durch sie in Verwirrung, und es zeigt eine große Seele an, welche sich nicht von ihr bemeistern laͤßt. Andre Menschen macht sie kuͤhn und beherzt, und dies ist eine ihrer sonderbarsten Wuͤrkungen.


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[13/0015] bildungskraft bleibt es hinterher immer, wenn das gefuͤrchtete Uebel, gesezt daß auch nur wenige Gruͤnde zur Furcht da waren, zufaͤllig eintrift. Die Fragen, welche der Herr Verfasser am Ende seines lehrreichen Aufsatzes uͤber die Freiheit der menschlichen Handlungen aufwirft, verdienen beherzigt zu werden. Wie viele moͤgen mit ihm hieruͤbereinerlei Meinung haben! Eben derselbe hat noch einen medicinischen Bericht beigefuͤgt, worin er erzaͤlt, daß ein Fraͤulein von May aus Furcht vor einem Brechpulver, das sie einnehmen muͤssen, wahnsinnig wird. Seite 87, ff. Die Wuͤrkungen der Furcht uͤber die menschliche Seele sind von sehr manigfaltiger Art, und sie ist eine der heftigsten und betaͤubendsten Leidenschaften des Gemuͤths. Viele verlieren dadurch auf einmal ihre ganze Besonnenheit, ihr Nachdenken stockt, alle ihre Empfindungen erstarren, und sie ist gleichsam das fuͤr den Geist, was ein heftiger Schlagfluß fuͤr den Koͤrper ist. Die lebhaftesten Koͤpfe gerathen durch sie in Verwirrung, und es zeigt eine große Seele an, welche sich nicht von ihr bemeistern laͤßt. Andre Menschen macht sie kuͤhn und beherzt, und dies ist eine ihrer sonderbarsten Wuͤrkungen.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/15>, abgerufen am 21.11.2024.