Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788.
Jm fünften Kapitel beschreibt er seine körperliche Gestalt und übrigen Leibesbeschaffenheiten mit der pünktlichsten Genauigkeit. Jm sechsten redet er von seinen kläglichen Gesundheitsumständen. Es ist erstaunlich, mit wie vielen Krankheiten und körperlichen Schwachheiten der grosse Mann lebenslang zu kämpfen hatte. Er war nie ganz gesund*), und dies mußte nothwendig seiner ganzen Denk- und Handlungsart etwas Eigenthümliches geben. Sehr sonderbar, und vielleicht einzig in ihrer Art, ist folgende hierher gehörige Stelle. "Jch hatte, sagt er, die Gewohnheit, worüber sich die meisten verwundert haben, daß, wenn ich keine Ursachen des Schmerzes hatte, ich dergleichen selbst aufsuchte. Dadurch ging ich gemeiniglich den Krankheit erregenden Ursachen entge- *) So wie sein ganzes Leben überhaupt eine Kette unglücklicher und sehr sonderbarer Begebenheiten war.
Jm fuͤnften Kapitel beschreibt er seine koͤrperliche Gestalt und uͤbrigen Leibesbeschaffenheiten mit der puͤnktlichsten Genauigkeit. Jm sechsten redet er von seinen klaͤglichen Gesundheitsumstaͤnden. Es ist erstaunlich, mit wie vielen Krankheiten und koͤrperlichen Schwachheiten der grosse Mann lebenslang zu kaͤmpfen hatte. Er war nie ganz gesund*), und dies mußte nothwendig seiner ganzen Denk- und Handlungsart etwas Eigenthuͤmliches geben. Sehr sonderbar, und vielleicht einzig in ihrer Art, ist folgende hierher gehoͤrige Stelle. »Jch hatte, sagt er, die Gewohnheit, woruͤber sich die meisten verwundert haben, daß, wenn ich keine Ursachen des Schmerzes hatte, ich dergleichen selbst aufsuchte. Dadurch ging ich gemeiniglich den Krankheit erregenden Ursachen entge- *) So wie sein ganzes Leben uͤberhaupt eine Kette ungluͤcklicher und sehr sonderbarer Begebenheiten war.
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stuͤrzt. Sein Vater faͤhrt fort, ihn auf eine grausame Art uͤberall als einen Sklaven mit sich zu fuͤhren. Ein reicher Vetter will den Cardan zu seinem Universalerben einsetzen, aber Cardans Vater verhindert es, indem es unrechtmaͤssig erworbenes Gut sey. Jn seinem fuͤnfundzwanzigsten Jahre verliert er seinen Vater. Jm einunddreissigsten verheiratet er sich, und erzeugt mit seinem Weibe zwei Knaben und eine Tochter.
Jm fuͤnften Kapitel beschreibt er seine koͤrperliche Gestalt und uͤbrigen Leibesbeschaffenheiten mit der puͤnktlichsten Genauigkeit. Jm sechsten redet er von seinen klaͤglichen Gesundheitsumstaͤnden. Es ist erstaunlich, mit wie vielen Krankheiten und koͤrperlichen Schwachheiten der grosse Mann lebenslang zu kaͤmpfen hatte. Er war nie ganz gesund*) , und dies mußte nothwendig seiner ganzen Denk- und Handlungsart etwas Eigenthuͤmliches geben. Sehr sonderbar, und vielleicht einzig in ihrer Art, ist folgende hierher gehoͤrige Stelle. »Jch hatte, sagt er, die Gewohnheit, woruͤber sich die meisten verwundert haben, daß, wenn ich keine Ursachen des Schmerzes hatte, ich dergleichen selbst aufsuchte. Dadurch ging ich gemeiniglich den Krankheit erregenden Ursachen entge-
*) So wie sein ganzes Leben uͤberhaupt eine Kette ungluͤcklicher und sehr sonderbarer Begebenheiten war.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 6, St. 1. Berlin, 1788, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0601_1788/109>, abgerufen am 16.02.2025. |