Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.
Wer sieht nicht hieraus, daß ganze Völkerschaften, daß die Menschheit manchen erschütternden Geniusschwung, der sie aus hundert- und tausendjährigem Schlummer erweckte, und wie durch einen gewaltsamen Stoß auf einmal zu einer Höhe empor hob, zu welcher dieselbe ohne dies noch Jahrhunderte hindurch vergebens aufgeschauet haben würde, jenem Keim zur Schwärmerey in der menschlichen Seele zu verdanken habe; -- ein offenbarer Beweis, wie die Meisterhand der Natur oft die wichtigsten Phänomene, in der Geisterwelt sowohl als in der physischen, an die feinsten Fäden anknüpfe,
Wer sieht nicht hieraus, daß ganze Voͤlkerschaften, daß die Menschheit manchen erschuͤtternden Geniusschwung, der sie aus hundert- und tausendjaͤhrigem Schlummer erweckte, und wie durch einen gewaltsamen Stoß auf einmal zu einer Hoͤhe empor hob, zu welcher dieselbe ohne dies noch Jahrhunderte hindurch vergebens aufgeschauet haben wuͤrde, jenem Keim zur Schwaͤrmerey in der menschlichen Seele zu verdanken habe; — ein offenbarer Beweis, wie die Meisterhand der Natur oft die wichtigsten Phaͤnomene, in der Geisterwelt sowohl als in der physischen, an die feinsten Faͤden anknuͤpfe, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0033" n="33"/><lb/> gewandt, aus jedem Gesichtspunct beschaut, macht die <hi rendition="#b">Columbe,</hi> die <hi rendition="#b">Copernicus,</hi> die <hi rendition="#b">Luther,</hi> die <hi rendition="#b">Leibnitze</hi> und <hi rendition="#b"><persName ref="#ref0128"><note type="editorial">Kant, Jmmanuel</note>Cante.</persName></hi> Die unerschuͤtterliche Ueberzeugung, daß sie trotz aller Einwuͤrfe und Widerspruͤche recht sehen und urtheilen, die unwiderlegbare Gewißheit, daß es ihnen gelingen muͤsse und gelingen werde. Der Muth, die Standhaftigkeit und Ausdaurung in Kaͤmpfen und Muͤhseligkeiten sind Folgen des edlen hohen Selbstbewußtseyns, welches durch das Gefuͤhl der mit ungewoͤhnlicher Thaͤtigkeit arbeitenden Seelenkraͤfte erzeugt, unddurch eine Art von Jllusion, die der auf sich selbst gehefteten Seele nur allzu gewoͤhnlich ist, auf die Groͤße,Wichtigkeit, Richtigkeit und endliche Durchsetzung der zu erfindenden, oder zu unternehmenden Sache uͤbertragen wird.</p> <p>Wer sieht nicht hieraus, daß ganze Voͤlkerschaften, daß die Menschheit manchen erschuͤtternden Geniusschwung, der sie aus hundert- und tausendjaͤhrigem Schlummer erweckte, und wie durch einen gewaltsamen Stoß auf einmal zu einer Hoͤhe empor hob, zu welcher dieselbe ohne dies noch Jahrhunderte hindurch vergebens aufgeschauet haben wuͤrde, jenem Keim zur Schwaͤrmerey in der menschlichen Seele zu verdanken habe; — ein offenbarer Beweis, wie die Meisterhand der Natur oft die wichtigsten Phaͤnomene, in der Geisterwelt sowohl als in der physischen, an die feinsten Faͤden anknuͤpfe,<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0033]
gewandt, aus jedem Gesichtspunct beschaut, macht die Columbe, die Copernicus, die Luther, die Leibnitze und Cante. Die unerschuͤtterliche Ueberzeugung, daß sie trotz aller Einwuͤrfe und Widerspruͤche recht sehen und urtheilen, die unwiderlegbare Gewißheit, daß es ihnen gelingen muͤsse und gelingen werde. Der Muth, die Standhaftigkeit und Ausdaurung in Kaͤmpfen und Muͤhseligkeiten sind Folgen des edlen hohen Selbstbewußtseyns, welches durch das Gefuͤhl der mit ungewoͤhnlicher Thaͤtigkeit arbeitenden Seelenkraͤfte erzeugt, unddurch eine Art von Jllusion, die der auf sich selbst gehefteten Seele nur allzu gewoͤhnlich ist, auf die Groͤße,Wichtigkeit, Richtigkeit und endliche Durchsetzung der zu erfindenden, oder zu unternehmenden Sache uͤbertragen wird.
Wer sieht nicht hieraus, daß ganze Voͤlkerschaften, daß die Menschheit manchen erschuͤtternden Geniusschwung, der sie aus hundert- und tausendjaͤhrigem Schlummer erweckte, und wie durch einen gewaltsamen Stoß auf einmal zu einer Hoͤhe empor hob, zu welcher dieselbe ohne dies noch Jahrhunderte hindurch vergebens aufgeschauet haben wuͤrde, jenem Keim zur Schwaͤrmerey in der menschlichen Seele zu verdanken habe; — ein offenbarer Beweis, wie die Meisterhand der Natur oft die wichtigsten Phaͤnomene, in der Geisterwelt sowohl als in der physischen, an die feinsten Faͤden anknuͤpfe,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien
(2015-06-09T11:00:00Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2015-06-09T11:00:00Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |