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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787.

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ren Bekenntnissen sind, desto mehr werden wir durch sie einsehen lernen, welche Umstände sie gerade so und nicht anders bildeten; welche einzelne und allgemeine Eindrücke aus der frühen Kindheit sie mit in die übrigen Jahre und Geschäfte des Lebens hinüber nehmen; wie die Gewohnheit zur andern Natur bey ihnen wurde; wie sich nach und nach ihre Begriffe in Absicht des abstrakten Denkens, und ihre moralischen Gefühle bildeten; was Nachahmungstrieb, oder eigene selbständige Geisteskraft und Thätigkeit zu ihrer Entwickelung beytrug; welchen Kampf es der Vernunft kostete, nach und nach über die Sinnlichkeit Herr zu werden, und wie diese Sinnlichkeit doch mit das vornehmste Vehiculum ihrer Ausbildung wurde, indem die Vernunft sie recht zu nutzen wußte.

Jeder große Mann wird erst durch die äußern Bestimmungen groß, die seinen Geist aufwecken, und irgend auf eine Seite besonders hintreiben. Die Geniekraft des Geistes muß freylich erst zu Grunde liegen; aber sie wird ohne besondere hinzugekommene Umstände, wie bey den so viel tausend Menschen geschieht, unterdrückt bleiben, und vielleicht Jahrtausende lang schlummern. Es ist sehr wichtig, die individuellen Umstände, Lagen und Bestimmungen zu wissen, unter welchen große Männer gebildet wurden, und sie dann gleichsam Schritt vor Schritt in ihrem Jdeengange zu verfolgen. Aus Schilderungen desselben, aus einer richtigen Darstellung


ren Bekenntnissen sind, desto mehr werden wir durch sie einsehen lernen, welche Umstaͤnde sie gerade so und nicht anders bildeten; welche einzelne und allgemeine Eindruͤcke aus der fruͤhen Kindheit sie mit in die uͤbrigen Jahre und Geschaͤfte des Lebens hinuͤber nehmen; wie die Gewohnheit zur andern Natur bey ihnen wurde; wie sich nach und nach ihre Begriffe in Absicht des abstrakten Denkens, und ihre moralischen Gefuͤhle bildeten; was Nachahmungstrieb, oder eigene selbstaͤndige Geisteskraft und Thaͤtigkeit zu ihrer Entwickelung beytrug; welchen Kampf es der Vernunft kostete, nach und nach uͤber die Sinnlichkeit Herr zu werden, und wie diese Sinnlichkeit doch mit das vornehmste Vehiculum ihrer Ausbildung wurde, indem die Vernunft sie recht zu nutzen wußte.

Jeder große Mann wird erst durch die aͤußern Bestimmungen groß, die seinen Geist aufwecken, und irgend auf eine Seite besonders hintreiben. Die Geniekraft des Geistes muß freylich erst zu Grunde liegen; aber sie wird ohne besondere hinzugekommene Umstaͤnde, wie bey den so viel tausend Menschen geschieht, unterdruͤckt bleiben, und vielleicht Jahrtausende lang schlummern. Es ist sehr wichtig, die individuellen Umstaͤnde, Lagen und Bestimmungen zu wissen, unter welchen große Maͤnner gebildet wurden, und sie dann gleichsam Schritt vor Schritt in ihrem Jdeengange zu verfolgen. Aus Schilderungen desselben, aus einer richtigen Darstellung

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[112/0112] ren Bekenntnissen sind, desto mehr werden wir durch sie einsehen lernen, welche Umstaͤnde sie gerade so und nicht anders bildeten; welche einzelne und allgemeine Eindruͤcke aus der fruͤhen Kindheit sie mit in die uͤbrigen Jahre und Geschaͤfte des Lebens hinuͤber nehmen; wie die Gewohnheit zur andern Natur bey ihnen wurde; wie sich nach und nach ihre Begriffe in Absicht des abstrakten Denkens, und ihre moralischen Gefuͤhle bildeten; was Nachahmungstrieb, oder eigene selbstaͤndige Geisteskraft und Thaͤtigkeit zu ihrer Entwickelung beytrug; welchen Kampf es der Vernunft kostete, nach und nach uͤber die Sinnlichkeit Herr zu werden, und wie diese Sinnlichkeit doch mit das vornehmste Vehiculum ihrer Ausbildung wurde, indem die Vernunft sie recht zu nutzen wußte. Jeder große Mann wird erst durch die aͤußern Bestimmungen groß, die seinen Geist aufwecken, und irgend auf eine Seite besonders hintreiben. Die Geniekraft des Geistes muß freylich erst zu Grunde liegen; aber sie wird ohne besondere hinzugekommene Umstaͤnde, wie bey den so viel tausend Menschen geschieht, unterdruͤckt bleiben, und vielleicht Jahrtausende lang schlummern. Es ist sehr wichtig, die individuellen Umstaͤnde, Lagen und Bestimmungen zu wissen, unter welchen große Maͤnner gebildet wurden, und sie dann gleichsam Schritt vor Schritt in ihrem Jdeengange zu verfolgen. Aus Schilderungen desselben, aus einer richtigen Darstellung

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 3. Berlin, 1787, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0503_1787/112>, abgerufen am 26.11.2024.