Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787.
*) Bougainville erzählt in seiner Reisebeschreibung, daß die Otaheiter sogleich ein Mädchen unter seinem Schiffsvolke durch den Geruch entdeckt hätten, welches den Weltumsegeler in Mannskleidern begleitete und bisher von allen Schiffsleuten für eine Mannsperson gehalten worden war. P.
*) Bougainville erzaͤhlt in seiner Reisebeschreibung, daß die Otaheiter sogleich ein Maͤdchen unter seinem Schiffsvolke durch den Geruch entdeckt haͤtten, welches den Weltumsegeler in Mannskleidern begleitete und bisher von allen Schiffsleuten fuͤr eine Mannsperson gehalten worden war. P.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p rend="indention2"><pb facs="#f0021" n="19"/><lb/> gut unterscheiden*)<note place="foot"><p>*) <choice><corr>Bougainville</corr><sic>Bongainville</sic></choice> erzaͤhlt in seiner Reisebeschreibung, daß die Otaheiter sogleich ein Maͤdchen unter seinem Schiffsvolke durch den Geruch entdeckt haͤtten, welches den Weltumsegeler in Mannskleidern begleitete und bisher von allen Schiffsleuten fuͤr eine Mannsperson gehalten worden war.</p><p rendition="#right"><hi rendition="#b">P.</hi></p></note>. Der Ritter Digby gedenkt eines Kindes, welches in den Waͤldern erzogen wurde, und einen so feinen Geruch hatte, daß es durch selbigen die Annaͤherung eines Feindes entdeckte. Als <choice><corr>es</corr><sic>er</sic></choice> nachher seine Lebensart geaͤndert hatte, so erlitte auch diese große Fuͤhlbarkeit starke Veraͤnderungen. Doch unterschied er noch lange Zeit nachher, als er sich verheurathet hatte, seine Frau durch das <hi rendition="#b">Beriechen</hi> noch gar wohl von einer andern. Jn der Nacht vertrat seine Nase die Stelle des Gesichts. Ein Prager Geistlicher, von welchem in dem <hi rendition="#aq">Journal des Savans</hi> 1684. geredet wird, setzt die Philosophen in noch groͤßere Verwunderung. Er kannte nicht nur die Personen, welche ihn besucht, so bald er sie berochen, sondern auch, was noch ausserordentlicher ist, er unterschied eine Jungfrau von einer Frau, und eine keusche Person von einer unzuͤchtigen. u.s.w. Warum wollte man dennoch zweifeln, daß ein Mensch durch unsichtbare Annaͤherung seines Freundes, vermittelst des <hi rendition="#b">Geruchs</hi> eine Jdee<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [19/0021]
gut unterscheiden*) . Der Ritter Digby gedenkt eines Kindes, welches in den Waͤldern erzogen wurde, und einen so feinen Geruch hatte, daß es durch selbigen die Annaͤherung eines Feindes entdeckte. Als es nachher seine Lebensart geaͤndert hatte, so erlitte auch diese große Fuͤhlbarkeit starke Veraͤnderungen. Doch unterschied er noch lange Zeit nachher, als er sich verheurathet hatte, seine Frau durch das Beriechen noch gar wohl von einer andern. Jn der Nacht vertrat seine Nase die Stelle des Gesichts. Ein Prager Geistlicher, von welchem in dem Journal des Savans 1684. geredet wird, setzt die Philosophen in noch groͤßere Verwunderung. Er kannte nicht nur die Personen, welche ihn besucht, so bald er sie berochen, sondern auch, was noch ausserordentlicher ist, er unterschied eine Jungfrau von einer Frau, und eine keusche Person von einer unzuͤchtigen. u.s.w. Warum wollte man dennoch zweifeln, daß ein Mensch durch unsichtbare Annaͤherung seines Freundes, vermittelst des Geruchs eine Jdee
*) Bougainville erzaͤhlt in seiner Reisebeschreibung, daß die Otaheiter sogleich ein Maͤdchen unter seinem Schiffsvolke durch den Geruch entdeckt haͤtten, welches den Weltumsegeler in Mannskleidern begleitete und bisher von allen Schiffsleuten fuͤr eine Mannsperson gehalten worden war.
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 5, St. 1. Berlin, 1787, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0501_1787/21>, abgerufen am 16.07.2024. |