Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite


der sechsten am kleinen oder Ohrfinger -- bei der siebenten am Daumen.

Die Frau hatte zwar die herausgefallenen Knochen aufbewahrt, und versprach mir schon voriges Jahr dieselbe zu geben; allein nach allem möglichen Durchsuchen konnte sie keinen finden, welches ich sehr bedauerte.

Jch zweifele sehr, ob sie noch ein Glied verlieren wird, denn wenn sie mir gleich ihr Alter nicht sagen konnte, so ist sie doch schon achtzehn Jahr im Ehestande, und dem Ansehen nach näher an funfzig als fünfundvierzig. Die sieben Kinder sind noch alle frisch und munter. Einmahl war ich gegenwärtig, als mein Freund die Frau befrug, wie viel Kinder sie habe? statt der Antwort hob die Frau beide Hände in die Höhe und zeigte meinem Freund, daß sie nur noch drei ganze Finger, nämlich in der rechten Hand den Ring- und Mittelfinger, in der linken Hand den Ringfinger unverletzt übrig hätte.

Minden den 13ten September 1785.

Tiemann,

Kammerrath bei der Mindeschen Kr. und D. Kammer.




der sechsten am kleinen oder Ohrfinger — bei der siebenten am Daumen.

Die Frau hatte zwar die herausgefallenen Knochen aufbewahrt, und versprach mir schon voriges Jahr dieselbe zu geben; allein nach allem moͤglichen Durchsuchen konnte sie keinen finden, welches ich sehr bedauerte.

Jch zweifele sehr, ob sie noch ein Glied verlieren wird, denn wenn sie mir gleich ihr Alter nicht sagen konnte, so ist sie doch schon achtzehn Jahr im Ehestande, und dem Ansehen nach naͤher an funfzig als fuͤnfundvierzig. Die sieben Kinder sind noch alle frisch und munter. Einmahl war ich gegenwaͤrtig, als mein Freund die Frau befrug, wie viel Kinder sie habe? statt der Antwort hob die Frau beide Haͤnde in die Hoͤhe und zeigte meinem Freund, daß sie nur noch drei ganze Finger, naͤmlich in der rechten Hand den Ring- und Mittelfinger, in der linken Hand den Ringfinger unverletzt uͤbrig haͤtte.

Minden den 13ten September 1785.

Tiemann,

Kammerrath bei der Mindeschen Kr. und D. Kammer.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0047" n="47"/><lb/>
der sechsten am kleinen oder                         Ohrfinger &#x2014; bei der siebenten am Daumen. </p>
            <p>Die Frau hatte zwar die herausgefallenen Knochen aufbewahrt, und versprach                         mir schon voriges Jahr dieselbe zu geben; allein nach allem mo&#x0364;glichen                         Durchsuchen konnte sie keinen finden, welches ich sehr bedauerte. </p>
            <p>Jch zweifele sehr, ob sie noch ein Glied verlieren wird, denn wenn sie mir                         gleich ihr Alter nicht sagen konnte, so ist sie doch schon achtzehn Jahr im                         Ehestande, und dem Ansehen nach na&#x0364;her an funfzig als fu&#x0364;nfundvierzig. Die                         sieben Kinder sind noch alle frisch und munter. Einmahl war ich gegenwa&#x0364;rtig,                         als mein Freund die Frau befrug, wie viel Kinder sie habe? statt der Antwort                         hob die Frau beide Ha&#x0364;nde in die Ho&#x0364;he und zeigte meinem Freund, daß sie nur                         noch drei ganze Finger, na&#x0364;mlich in der rechten Hand den Ring- und                         Mittelfinger, in der linken Hand den Ringfinger unverletzt u&#x0364;brig ha&#x0364;tte. </p>
            <p>Minden den 13ten September 1785. </p>
            <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">
                <persName ref="#ref0097"><note type="editorial">Tiemann, Johann Ernst</note>Tiemann,</persName>
              </hi> </p>
            <p rendition="#right"> Kammerrath bei der Mindeschen Kr. und D. Kammer. </p>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0047] der sechsten am kleinen oder Ohrfinger — bei der siebenten am Daumen. Die Frau hatte zwar die herausgefallenen Knochen aufbewahrt, und versprach mir schon voriges Jahr dieselbe zu geben; allein nach allem moͤglichen Durchsuchen konnte sie keinen finden, welches ich sehr bedauerte. Jch zweifele sehr, ob sie noch ein Glied verlieren wird, denn wenn sie mir gleich ihr Alter nicht sagen konnte, so ist sie doch schon achtzehn Jahr im Ehestande, und dem Ansehen nach naͤher an funfzig als fuͤnfundvierzig. Die sieben Kinder sind noch alle frisch und munter. Einmahl war ich gegenwaͤrtig, als mein Freund die Frau befrug, wie viel Kinder sie habe? statt der Antwort hob die Frau beide Haͤnde in die Hoͤhe und zeigte meinem Freund, daß sie nur noch drei ganze Finger, naͤmlich in der rechten Hand den Ring- und Mittelfinger, in der linken Hand den Ringfinger unverletzt uͤbrig haͤtte. Minden den 13ten September 1785. Tiemann, Kammerrath bei der Mindeschen Kr. und D. Kammer.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/47
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/47>, abgerufen am 27.04.2024.