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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786.

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Noch während dieser Aderöfnung war ich schon im Stande wieder ordentlich zu sprechen; und scherzte schon beim Zubinden der Ader mit meinem Gärtner, welcher vor Bestürzung mir nicht recht helfen konnte.

Seit dieser Zeit habe ich dergleichen Zufall nie wieder gehabt. Jch glaube also das nächste und kräftigste Mittel erwählet zu haben, welches mir diese schleunige Hülfe brachte, und gleich so munter und frisch wieder machte, als ich vor diesem Zufall gewesen war.


Die zweite Erfahrung, der Genesungsgeschichte des Jünglings ähnlich.

Vor zehn Jahren kam der Fischer M.. aus dem Dorfe W.. zu mir nach meinem Guthe B.., welches ich damals selbst bewirthschaftete. Er entschuldigte sich, mir beschwerlich zu seyn; hoffte aber, daß ich wegen seines großen Unglücks nicht nur Mitleiden mit ihm haben, sondern auch nach meiner Einsicht ihm Rath und Hülfe ertheilen würde.

Er hätte ein Töchterchen von acht Jahren, dieses wäre ihm seit einem halben Jahre dermaßen krank, daß alle Medicin, die er nacheinander aus den nächstgelegenen Städten gehohlet, ohne die vielen Ausgaben zu scheuen, ganz und gar nicht angeschlagen hätte: vielmehr wäre dieses Kind von Zeit


Noch waͤhrend dieser Aderoͤfnung war ich schon im Stande wieder ordentlich zu sprechen; und scherzte schon beim Zubinden der Ader mit meinem Gaͤrtner, welcher vor Bestuͤrzung mir nicht recht helfen konnte.

Seit dieser Zeit habe ich dergleichen Zufall nie wieder gehabt. Jch glaube also das naͤchste und kraͤftigste Mittel erwaͤhlet zu haben, welches mir diese schleunige Huͤlfe brachte, und gleich so munter und frisch wieder machte, als ich vor diesem Zufall gewesen war.


Die zweite Erfahrung, der Genesungsgeschichte des Juͤnglings aͤhnlich.

Vor zehn Jahren kam der Fischer M.. aus dem Dorfe W.. zu mir nach meinem Guthe B.., welches ich damals selbst bewirthschaftete. Er entschuldigte sich, mir beschwerlich zu seyn; hoffte aber, daß ich wegen seines großen Ungluͤcks nicht nur Mitleiden mit ihm haben, sondern auch nach meiner Einsicht ihm Rath und Huͤlfe ertheilen wuͤrde.

Er haͤtte ein Toͤchterchen von acht Jahren, dieses waͤre ihm seit einem halben Jahre dermaßen krank, daß alle Medicin, die er nacheinander aus den naͤchstgelegenen Staͤdten gehohlet, ohne die vielen Ausgaben zu scheuen, ganz und gar nicht angeschlagen haͤtte: vielmehr waͤre dieses Kind von Zeit

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[26/0026] Noch waͤhrend dieser Aderoͤfnung war ich schon im Stande wieder ordentlich zu sprechen; und scherzte schon beim Zubinden der Ader mit meinem Gaͤrtner, welcher vor Bestuͤrzung mir nicht recht helfen konnte. Seit dieser Zeit habe ich dergleichen Zufall nie wieder gehabt. Jch glaube also das naͤchste und kraͤftigste Mittel erwaͤhlet zu haben, welches mir diese schleunige Huͤlfe brachte, und gleich so munter und frisch wieder machte, als ich vor diesem Zufall gewesen war. Die zweite Erfahrung, der Genesungsgeschichte des Juͤnglings aͤhnlich. Vor zehn Jahren kam der Fischer M.. aus dem Dorfe W.. zu mir nach meinem Guthe B.., welches ich damals selbst bewirthschaftete. Er entschuldigte sich, mir beschwerlich zu seyn; hoffte aber, daß ich wegen seines großen Ungluͤcks nicht nur Mitleiden mit ihm haben, sondern auch nach meiner Einsicht ihm Rath und Huͤlfe ertheilen wuͤrde. Er haͤtte ein Toͤchterchen von acht Jahren, dieses waͤre ihm seit einem halben Jahre dermaßen krank, daß alle Medicin, die er nacheinander aus den naͤchstgelegenen Staͤdten gehohlet, ohne die vielen Ausgaben zu scheuen, ganz und gar nicht angeschlagen haͤtte: vielmehr waͤre dieses Kind von Zeit

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 3. Berlin, 1786, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0403_1786/26>, abgerufen am 28.04.2024.