Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite


meister bessere Methoden vorgeschlagen, hatte seinen Verstand durch allerlei gute Schriften allmählig aufzuklären gesucht; allein alles vergeblich. P** hielt sich einmahl für einen unverbesserlichen Schulmeister, und er widersprach daher seinen Prediger in allen Stücken. Kam sein Prediger, die Schule zu visitiren, wozu die Landgeistlichen im Brandenburgischen ausdrückliche Ordre haben, so ging P** gemeiniglich sogleich aus der Schulstube hinaus, oder fing mit seinem Vorgesetzten oft zu zanken an, so daß dieser fast allemahl unverrichteter Sache wieder weggehen mußte.

Schacks Vater hatte dem Jnspektor Frosch von Zeit zu Zeit von allem Nachricht gegeben, und sich einigemahl die Erlaubniß zur Einführung besserer Lehrbücher in der Dorfschule ausgebeten; allein er wurde von ihm immer unter dem elenden Vorwande abgewiesen, daß man sich an alten Einrichtungen nicht vergreifen -- und keine Neuerungssucht verrathen müsse, und so blieb es denn auch hier, wie an so vielen andern Orten, wo die furchtsame Behutsamkeit gegen hergebrachte Gewohnheiten für eine heilige Pflicht gehalten wird -- beim Alten.

(Die Fortsetzung folgt.)



meister bessere Methoden vorgeschlagen, hatte seinen Verstand durch allerlei gute Schriften allmaͤhlig aufzuklaͤren gesucht; allein alles vergeblich. P** hielt sich einmahl fuͤr einen unverbesserlichen Schulmeister, und er widersprach daher seinen Prediger in allen Stuͤcken. Kam sein Prediger, die Schule zu visitiren, wozu die Landgeistlichen im Brandenburgischen ausdruͤckliche Ordre haben, so ging P** gemeiniglich sogleich aus der Schulstube hinaus, oder fing mit seinem Vorgesetzten oft zu zanken an, so daß dieser fast allemahl unverrichteter Sache wieder weggehen mußte.

Schacks Vater hatte dem Jnspektor Frosch von Zeit zu Zeit von allem Nachricht gegeben, und sich einigemahl die Erlaubniß zur Einfuͤhrung besserer Lehrbuͤcher in der Dorfschule ausgebeten; allein er wurde von ihm immer unter dem elenden Vorwande abgewiesen, daß man sich an alten Einrichtungen nicht vergreifen — und keine Neuerungssucht verrathen muͤsse, und so blieb es denn auch hier, wie an so vielen andern Orten, wo die furchtsame Behutsamkeit gegen hergebrachte Gewohnheiten fuͤr eine heilige Pflicht gehalten wird — beim Alten.

(Die Fortsetzung folgt.)


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0127" n="127"/><lb/>
meister bessere Methoden vorgeschlagen, hatte seinen Verstand durch allerlei                   gute Schriften allma&#x0364;hlig aufzukla&#x0364;ren gesucht; allein alles vergeblich. <hi rendition="#b">P**</hi> hielt sich einmahl fu&#x0364;r einen unverbesserlichen                   Schulmeister, und er widersprach daher seinen Prediger in allen Stu&#x0364;cken. Kam sein                   Prediger, die Schule zu visitiren, wozu die Landgeistlichen im Brandenburgischen                   ausdru&#x0364;ckliche Ordre haben, so ging <hi rendition="#b">P**</hi> gemeiniglich                   sogleich aus der Schulstube hinaus, oder fing mit seinem Vorgesetzten oft zu                   zanken an, so daß dieser fast allemahl unverrichteter Sache wieder weggehen mußte. </p>
              <p>Schacks Vater hatte dem Jnspektor Frosch von Zeit zu Zeit von allem Nachricht                   gegeben, und sich einigemahl die Erlaubniß zur Einfu&#x0364;hrung besserer Lehrbu&#x0364;cher in                   der Dorfschule ausgebeten; allein er wurde von ihm immer unter dem elenden                   Vorwande abgewiesen, daß man sich an alten Einrichtungen nicht vergreifen &#x2014; und                   keine Neuerungssucht verrathen mu&#x0364;sse, und so blieb es denn auch hier, wie an so                   vielen andern Orten, wo die furchtsame Behutsamkeit gegen hergebrachte                   Gewohnheiten fu&#x0364;r eine heilige Pflicht gehalten wird &#x2014; beim Alten. </p>
              <p>(Die Fortsetzung folgt.)</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0127] meister bessere Methoden vorgeschlagen, hatte seinen Verstand durch allerlei gute Schriften allmaͤhlig aufzuklaͤren gesucht; allein alles vergeblich. P** hielt sich einmahl fuͤr einen unverbesserlichen Schulmeister, und er widersprach daher seinen Prediger in allen Stuͤcken. Kam sein Prediger, die Schule zu visitiren, wozu die Landgeistlichen im Brandenburgischen ausdruͤckliche Ordre haben, so ging P** gemeiniglich sogleich aus der Schulstube hinaus, oder fing mit seinem Vorgesetzten oft zu zanken an, so daß dieser fast allemahl unverrichteter Sache wieder weggehen mußte. Schacks Vater hatte dem Jnspektor Frosch von Zeit zu Zeit von allem Nachricht gegeben, und sich einigemahl die Erlaubniß zur Einfuͤhrung besserer Lehrbuͤcher in der Dorfschule ausgebeten; allein er wurde von ihm immer unter dem elenden Vorwande abgewiesen, daß man sich an alten Einrichtungen nicht vergreifen — und keine Neuerungssucht verrathen muͤsse, und so blieb es denn auch hier, wie an so vielen andern Orten, wo die furchtsame Behutsamkeit gegen hergebrachte Gewohnheiten fuͤr eine heilige Pflicht gehalten wird — beim Alten. (Die Fortsetzung folgt.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/127
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 2. Berlin, 1786, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0402_1786/127>, abgerufen am 01.05.2024.