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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

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den Deutschen fressen, saufen, verrecken sie. Woher dieser Menschenstolz? Diese uns eigne Herabsetzung der Thiere, die mir nicht gefällt; der ich, ohne übertriebne Liebe oder Vorurtheile gegen die Thiere, doch Pflichten wenigstens an den Thieren, wenn auch nicht gegen sie, glaube, und ein solcher Freund und Patron der Thiere bin, daß ich, z.B. keinen Hund, keine Katze aufjage, wenn sie auf einem Stuhle liegen; sondern mir, oder jemanden anders, lieber einen leeren Stuhl herbei hole und dem Muhamed, wo nicht nachahme, doch applaudire, der seinen Rockermel abschnitt und liegen ließ, weil eine Katze darauf lag. Doch bei welchem Volke, ja von welchem Volke, ist das alberne Vorurtheil der Unehrlichkeit derer, die mit todten Thieren zu thun haben? Oder ist es Genauigkeit der Sprache? Wenigstens hat der Deutsche für die Begattung fast jeder Thiere ein eignes Wort, falzen, rammeln, horsten, beschellen, bespringen, belegen, u.s.f. Dies kann Jägersprache seyn, die ohnedies das besondere affectirt. Woher jenes komme, sage ich mit dem Horaz, quaerere distuli; Nec scire fas est omnia; doch ist der Teutsche auch wieder demüthig; nur der Teutsche hat ein eignes Wort, sündigen für die Vergehungen gegen Gott; Beten, Gebet nur zu Gott, welches in keiner andern Sprache so unterscheidend ist, selbst im Ebräischen, wo sündigen wenigstens auch gegen Menschen gebraucht wird,


den Deutschen fressen, saufen, verrecken sie. Woher dieser Menschenstolz? Diese uns eigne Herabsetzung der Thiere, die mir nicht gefaͤllt; der ich, ohne uͤbertriebne Liebe oder Vorurtheile gegen die Thiere, doch Pflichten wenigstens an den Thieren, wenn auch nicht gegen sie, glaube, und ein solcher Freund und Patron der Thiere bin, daß ich, z.B. keinen Hund, keine Katze aufjage, wenn sie auf einem Stuhle liegen; sondern mir, oder jemanden anders, lieber einen leeren Stuhl herbei hole und dem Muhamed, wo nicht nachahme, doch applaudire, der seinen Rockermel abschnitt und liegen ließ, weil eine Katze darauf lag. Doch bei welchem Volke, ja von welchem Volke, ist das alberne Vorurtheil der Unehrlichkeit derer, die mit todten Thieren zu thun haben? Oder ist es Genauigkeit der Sprache? Wenigstens hat der Deutsche fuͤr die Begattung fast jeder Thiere ein eignes Wort, falzen, rammeln, horsten, beschellen, bespringen, belegen, u.s.f. Dies kann Jaͤgersprache seyn, die ohnedies das besondere affectirt. Woher jenes komme, sage ich mit dem Horaz, quaerere distuli; Nec scire fas est omnia; doch ist der Teutsche auch wieder demuͤthig; nur der Teutsche hat ein eignes Wort, suͤndigen fuͤr die Vergehungen gegen Gott; Beten, Gebet nur zu Gott, welches in keiner andern Sprache so unterscheidend ist, selbst im Ebraͤischen, wo suͤndigen wenigstens auch gegen Menschen gebraucht wird,

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[66/0068] den Deutschen fressen, saufen, verrecken sie. Woher dieser Menschenstolz? Diese uns eigne Herabsetzung der Thiere, die mir nicht gefaͤllt; der ich, ohne uͤbertriebne Liebe oder Vorurtheile gegen die Thiere, doch Pflichten wenigstens an den Thieren, wenn auch nicht gegen sie, glaube, und ein solcher Freund und Patron der Thiere bin, daß ich, z.B. keinen Hund, keine Katze aufjage, wenn sie auf einem Stuhle liegen; sondern mir, oder jemanden anders, lieber einen leeren Stuhl herbei hole und dem Muhamed, wo nicht nachahme, doch applaudire, der seinen Rockermel abschnitt und liegen ließ, weil eine Katze darauf lag. Doch bei welchem Volke, ja von welchem Volke, ist das alberne Vorurtheil der Unehrlichkeit derer, die mit todten Thieren zu thun haben? Oder ist es Genauigkeit der Sprache? Wenigstens hat der Deutsche fuͤr die Begattung fast jeder Thiere ein eignes Wort, falzen, rammeln, horsten, beschellen, bespringen, belegen, u.s.f. Dies kann Jaͤgersprache seyn, die ohnedies das besondere affectirt. Woher jenes komme, sage ich mit dem Horaz, quaerere distuli; Nec scire fas est omnia; doch ist der Teutsche auch wieder demuͤthig; nur der Teutsche hat ein eignes Wort, suͤndigen fuͤr die Vergehungen gegen Gott; Beten, Gebet nur zu Gott, welches in keiner andern Sprache so unterscheidend ist, selbst im Ebraͤischen, wo suͤndigen wenigstens auch gegen Menschen gebraucht wird,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/68>, abgerufen am 29.11.2024.