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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

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Man hat doch dort den innern Seelenzustand eines Menschen seiner Aufmerksamkeit noch würdig gefunden, und ordentlich gewisse Epochen angenommen, nach welchen die allmälige Heilung des Seelenkranken erfolgen mußte. --

Man scheint dabei nach einem dunkeln Gefühl dem ganzen Proceß bei der Heilung körperlicher Krankheiten gefolgt zu seyn. --

Der Krankheitsstoff mußte durch die Traurigkeit der Seele über ihr Sündenelend gleichsam zubereitet, und alsdann durch die heftigsten Angriffe der Reue und Buße, durch die größte Seelenzerknirschung ausgestoßen werden, worauf dann erst der Durchbruch oder die wohlthätige Krisis erfolgte, die nun der Krankheit ein plötzliches Ende machte.

O, es giebt gewiß sehr viele, die diese wohlthätige Krisis empfunden haben, indem sie von Lastern und Ausschweifungen auf den Weg der Tugend wieder zurückkehrten. --

Möchten diese doch, wenn auch ohne Nennung ihrer Nahmen, zum Besten der Menschheit, die geheime Geschichte ihrer Verirrungen und ihrer Wiederkehr zum Guten in diesem Magazine zur Erfahrungsseelenkunde mittheilen; und sagen, wie es zuging, daß entweder ihre eigne beßre Natur sich wieder emporarbeitete, oder was für einen Weg irgend ein Freund, der ihr Helfer


Man hat doch dort den innern Seelenzustand eines Menschen seiner Aufmerksamkeit noch wuͤrdig gefunden, und ordentlich gewisse Epochen angenommen, nach welchen die allmaͤlige Heilung des Seelenkranken erfolgen mußte. —

Man scheint dabei nach einem dunkeln Gefuͤhl dem ganzen Proceß bei der Heilung koͤrperlicher Krankheiten gefolgt zu seyn. —

Der Krankheitsstoff mußte durch die Traurigkeit der Seele uͤber ihr Suͤndenelend gleichsam zubereitet, und alsdann durch die heftigsten Angriffe der Reue und Buße, durch die groͤßte Seelenzerknirschung ausgestoßen werden, worauf dann erst der Durchbruch oder die wohlthaͤtige Krisis erfolgte, die nun der Krankheit ein ploͤtzliches Ende machte.

O, es giebt gewiß sehr viele, die diese wohlthaͤtige Krisis empfunden haben, indem sie von Lastern und Ausschweifungen auf den Weg der Tugend wieder zuruͤckkehrten. —

Moͤchten diese doch, wenn auch ohne Nennung ihrer Nahmen, zum Besten der Menschheit, die geheime Geschichte ihrer Verirrungen und ihrer Wiederkehr zum Guten in diesem Magazine zur Erfahrungsseelenkunde mittheilen; und sagen, wie es zuging, daß entweder ihre eigne beßre Natur sich wieder emporarbeitete, oder was fuͤr einen Weg irgend ein Freund, der ihr Helfer

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[36/0038] Man hat doch dort den innern Seelenzustand eines Menschen seiner Aufmerksamkeit noch wuͤrdig gefunden, und ordentlich gewisse Epochen angenommen, nach welchen die allmaͤlige Heilung des Seelenkranken erfolgen mußte. — Man scheint dabei nach einem dunkeln Gefuͤhl dem ganzen Proceß bei der Heilung koͤrperlicher Krankheiten gefolgt zu seyn. — Der Krankheitsstoff mußte durch die Traurigkeit der Seele uͤber ihr Suͤndenelend gleichsam zubereitet, und alsdann durch die heftigsten Angriffe der Reue und Buße, durch die groͤßte Seelenzerknirschung ausgestoßen werden, worauf dann erst der Durchbruch oder die wohlthaͤtige Krisis erfolgte, die nun der Krankheit ein ploͤtzliches Ende machte. O, es giebt gewiß sehr viele, die diese wohlthaͤtige Krisis empfunden haben, indem sie von Lastern und Ausschweifungen auf den Weg der Tugend wieder zuruͤckkehrten. — Moͤchten diese doch, wenn auch ohne Nennung ihrer Nahmen, zum Besten der Menschheit, die geheime Geschichte ihrer Verirrungen und ihrer Wiederkehr zum Guten in diesem Magazine zur Erfahrungsseelenkunde mittheilen; und sagen, wie es zuging, daß entweder ihre eigne beßre Natur sich wieder emporarbeitete, oder was fuͤr einen Weg irgend ein Freund, der ihr Helfer

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/38>, abgerufen am 23.11.2024.