Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

Bild:
<< vorherige Seite

Und immer werde ich nun die Natur umarmen, wenn aufbrausende Leidenschaften mich bestürmen, wenn eitle, stolze, unumschränkte Begierden mich beunruhigen, wenn innere anwandelnde Finsterniß, unüberwindliche düstere Temperamentslage, alles verbitternder Gram und Kummer des Herzens, leidige hypochondrische Schwermuthsgefühle mir mein Leben unerträglich und freudenlos machen.

Jmmer will ich da dieß göttliche Mittel anwenden, von meiner Krankheit geheilt, meinen Schmerzen entrissen zu werden; und mich wieder in dem Kreise der Lebenden zu sehen; wieder mein Blut im Körper so sanft und gesund hinwallen zu fühlen -- zu fühlen, daß meine Organen wieder offen und zur Empfänglichkeit der Freude gestimmt sind.

Joh. Ludw. David Schlichting.



Ein Brief nebst einer Einlage von Gesichten und Erscheinungen.

Augsburg, den 11ten Jan. 1785.

Von der berichteten Affaire in Jhrem Magazin Gebrauch zu machen, überlasse ich Jhrem eigenen Gutbefinden, mir scheint sie in manchem Betracht


Und immer werde ich nun die Natur umarmen, wenn aufbrausende Leidenschaften mich bestuͤrmen, wenn eitle, stolze, unumschraͤnkte Begierden mich beunruhigen, wenn innere anwandelnde Finsterniß, unuͤberwindliche duͤstere Temperamentslage, alles verbitternder Gram und Kummer des Herzens, leidige hypochondrische Schwermuthsgefuͤhle mir mein Leben unertraͤglich und freudenlos machen.

Jmmer will ich da dieß goͤttliche Mittel anwenden, von meiner Krankheit geheilt, meinen Schmerzen entrissen zu werden; und mich wieder in dem Kreise der Lebenden zu sehen; wieder mein Blut im Koͤrper so sanft und gesund hinwallen zu fuͤhlen — zu fuͤhlen, daß meine Organen wieder offen und zur Empfaͤnglichkeit der Freude gestimmt sind.

Joh. Ludw. David Schlichting.



Ein Brief nebst einer Einlage von Gesichten und Erscheinungen.

Augsburg, den 11ten Jan. 1785.

Von der berichteten Affaire in Jhrem Magazin Gebrauch zu machen, uͤberlasse ich Jhrem eigenen Gutbefinden, mir scheint sie in manchem Betracht

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0122" n="120"/><lb/>
          <p>Und immer werde ich nun die Natur umarmen, wenn aufbrausende Leidenschaften mich                   bestu&#x0364;rmen, wenn eitle, stolze, unumschra&#x0364;nkte Begierden mich beunruhigen, wenn                   innere anwandelnde Finsterniß, unu&#x0364;berwindliche du&#x0364;stere Temperamentslage, alles                   verbitternder Gram und Kummer des Herzens, leidige hypochondrische                   Schwermuthsgefu&#x0364;hle mir mein Leben unertra&#x0364;glich und freudenlos machen. </p>
          <p>Jmmer will ich da dieß go&#x0364;ttliche Mittel anwenden, von meiner Krankheit geheilt,                   meinen Schmerzen entrissen zu werden; und mich wieder in dem Kreise der Lebenden                   zu sehen; wieder mein Blut im Ko&#x0364;rper so sanft und gesund hinwallen zu fu&#x0364;hlen &#x2014; zu                   fu&#x0364;hlen, daß meine Organen wieder offen und zur Empfa&#x0364;nglichkeit der Freude gestimmt                   sind. </p>
          <p rendition="#right"> <hi rendition="#b">
              <persName ref="#ref0006"><note type="editorial">Schlichting, Johann Ludwig Adam</note>Joh. Ludw. David                         Schlichting.</persName>
            </hi> </p>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Ein Brief nebst einer Einlage von Gesichten und Erscheinungen.</head><lb/>
          <note type="editorial">
            <bibl>
              <persName ref="#ref90"><note type="editorial"/>Mu&#x0364;ller,Ludwig</persName>
            </bibl>
          </note>
          <p rendition="#right"> Augsburg, den 11ten Jan. 1785. </p>
          <p>Von der berichteten Affaire in Jhrem Magazin Gebrauch zu machen,                   u&#x0364;berlasse ich Jhrem eigenen Gutbefinden, mir scheint sie in manchem Betracht<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0122] Und immer werde ich nun die Natur umarmen, wenn aufbrausende Leidenschaften mich bestuͤrmen, wenn eitle, stolze, unumschraͤnkte Begierden mich beunruhigen, wenn innere anwandelnde Finsterniß, unuͤberwindliche duͤstere Temperamentslage, alles verbitternder Gram und Kummer des Herzens, leidige hypochondrische Schwermuthsgefuͤhle mir mein Leben unertraͤglich und freudenlos machen. Jmmer will ich da dieß goͤttliche Mittel anwenden, von meiner Krankheit geheilt, meinen Schmerzen entrissen zu werden; und mich wieder in dem Kreise der Lebenden zu sehen; wieder mein Blut im Koͤrper so sanft und gesund hinwallen zu fuͤhlen — zu fuͤhlen, daß meine Organen wieder offen und zur Empfaͤnglichkeit der Freude gestimmt sind. Joh. Ludw. David Schlichting. Ein Brief nebst einer Einlage von Gesichten und Erscheinungen. Augsburg, den 11ten Jan. 1785. Von der berichteten Affaire in Jhrem Magazin Gebrauch zu machen, uͤberlasse ich Jhrem eigenen Gutbefinden, mir scheint sie in manchem Betracht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christof Wingertszahn, Sheila Dickson, Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, University of Glasgow: Erstellung der Transkription nach DTA-Richtlinien (2015-06-09T11:00:00Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig, Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2015-06-09T11:00:00Z)
UB Uni-Bielefeld: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2015-06-09T11:00:00Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Die Umlautschreibung mit ›e‹ über dem Vokal wurden übernommen.
  • Die Majuskel I/J wurde nicht nach Lautwert transkribiert.
  • Verbessert wird nur bei eindeutigen Druckfehlern. Die editorischen Eingriffe sind stets nachgewiesen.
  • Zu Moritz’ Zeit war es üblich, bei mehrzeiligen Zitaten vor jeder Zeile Anführungsstriche zu setzen. Diese wiederholten Anführungsstriche des Originals werden stillschweigend getilgt.
  • Die Druckgestalt der Vorlagen (Absätze, Überschriften, Schriftgrade etc.) wird schematisiert wiedergegeben. Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Worteinfügungen der Herausgeber im edierten Text sowie Ergänzungen einzelner Buchstaben sind dokumentiert.
  • Die Originalseite wird als einzelne Seite in der Internetausgabe wiedergegeben. Von diesem Darstellungsprinzip wird bei langen, sich über mehr als eine Seite erstreckenden Fußnoten abgewichen. Die vollständige Fußnote erscheint in diesem Fall zusammenhängend an der ersten betreffenden Seite.
  • Die textkritischen Nachweise erfolgen in XML-Form nach dem DTABf-Schema: <choice><corr>[Verbesserung]</corr><sic>[Originaltext]</sic></choice> vorgenommen.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/122
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/122>, abgerufen am 08.05.2024.