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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.

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Da er aber unter diesen Umständen zu seinem Dienste völlig unbrauchbar wurde, und demselben länger nicht vorstehen konnte, der Frau Pröbstin Hochfürstl. Durchlaucht aber ihn, da er ein alter Mann, und in seinem Dienste immer ehrlich befunden war, nicht verstossen wollten, liessen Höchstdieselben ihm vor 2 Jahren seinen Sohn adjungiren, jedoch so, daß der alte Mann alle mit seinem Dienste verbundene Revenüen, bis auf einige kleine Accidenzien, Lebenslang behalten soll, und sein Sohn so lange besonders salarirt wird.

Von dieser Zeit, ja, ich möchte beinahe sagen, von dem Tage an, da ihm diese Wohlthat, worum er doch selbst gebethen hatte, widerfuhr, und er nun aus aller Thätigkeit gesetzt wurde, fing sein Verstand an, zu scheitern, und alle seine Seelenkräfte merklich abzunehmen. Das Gedächtniß verläßt ihm von Tage zu Tage immer mehr, wobei jedoch das etwas Auffallendes ist, daß er sich solcher Dinge, die vor 30 bis 40 Jahren geschehen, und besonders ihm selbst wiederfahren sind, noch oft recht gut erinnert, auch von dem, was er einzunehmen, wenns auch nur Kleinigkeiten sind, nichts vergessen hat. Seit einem Jahre hat er sich den unglücklichen Gedanken im Kopf gesetzt, daß er geschlachtet, und aus seinem Fleische Würste gemacht werden sollten. Und es ist kein Mensch im Stande, ihm diesen Gedanken zu benehmen. Daß es keine Verstellung ist, davon


Da er aber unter diesen Umstaͤnden zu seinem Dienste voͤllig unbrauchbar wurde, und demselben laͤnger nicht vorstehen konnte, der Frau Proͤbstin Hochfuͤrstl. Durchlaucht aber ihn, da er ein alter Mann, und in seinem Dienste immer ehrlich befunden war, nicht verstossen wollten, liessen Hoͤchstdieselben ihm vor 2 Jahren seinen Sohn adjungiren, jedoch so, daß der alte Mann alle mit seinem Dienste verbundene Revenuͤen, bis auf einige kleine Accidenzien, Lebenslang behalten soll, und sein Sohn so lange besonders salarirt wird.

Von dieser Zeit, ja, ich moͤchte beinahe sagen, von dem Tage an, da ihm diese Wohlthat, worum er doch selbst gebethen hatte, widerfuhr, und er nun aus aller Thaͤtigkeit gesetzt wurde, fing sein Verstand an, zu scheitern, und alle seine Seelenkraͤfte merklich abzunehmen. Das Gedaͤchtniß verlaͤßt ihm von Tage zu Tage immer mehr, wobei jedoch das etwas Auffallendes ist, daß er sich solcher Dinge, die vor 30 bis 40 Jahren geschehen, und besonders ihm selbst wiederfahren sind, noch oft recht gut erinnert, auch von dem, was er einzunehmen, wenns auch nur Kleinigkeiten sind, nichts vergessen hat. Seit einem Jahre hat er sich den ungluͤcklichen Gedanken im Kopf gesetzt, daß er geschlachtet, und aus seinem Fleische Wuͤrste gemacht werden sollten. Und es ist kein Mensch im Stande, ihm diesen Gedanken zu benehmen. Daß es keine Verstellung ist, davon

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[17/0017] Da er aber unter diesen Umstaͤnden zu seinem Dienste voͤllig unbrauchbar wurde, und demselben laͤnger nicht vorstehen konnte, der Frau Proͤbstin Hochfuͤrstl. Durchlaucht aber ihn, da er ein alter Mann, und in seinem Dienste immer ehrlich befunden war, nicht verstossen wollten, liessen Hoͤchstdieselben ihm vor 2 Jahren seinen Sohn adjungiren, jedoch so, daß der alte Mann alle mit seinem Dienste verbundene Revenuͤen, bis auf einige kleine Accidenzien, Lebenslang behalten soll, und sein Sohn so lange besonders salarirt wird. Von dieser Zeit, ja, ich moͤchte beinahe sagen, von dem Tage an, da ihm diese Wohlthat, worum er doch selbst gebethen hatte, widerfuhr, und er nun aus aller Thaͤtigkeit gesetzt wurde, fing sein Verstand an, zu scheitern, und alle seine Seelenkraͤfte merklich abzunehmen. Das Gedaͤchtniß verlaͤßt ihm von Tage zu Tage immer mehr, wobei jedoch das etwas Auffallendes ist, daß er sich solcher Dinge, die vor 30 bis 40 Jahren geschehen, und besonders ihm selbst wiederfahren sind, noch oft recht gut erinnert, auch von dem, was er einzunehmen, wenns auch nur Kleinigkeiten sind, nichts vergessen hat. Seit einem Jahre hat er sich den ungluͤcklichen Gedanken im Kopf gesetzt, daß er geschlachtet, und aus seinem Fleische Wuͤrste gemacht werden sollten. Und es ist kein Mensch im Stande, ihm diesen Gedanken zu benehmen. Daß es keine Verstellung ist, davon

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/17>, abgerufen am 25.11.2024.