Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785.
Der herrschende einfache Laut ist also in jedem Worte nur ein einziger, allein durch die Laute, welche sich entweder von selber an ihn anschmiegen, als das b in blöcken, oder welche durch einen Vokal an ihn geknüpft werden, als das ch in lachen, wird dieser herrschende Laut auf mannichfaltige Weise modificirt, und verändert mit seiner Bekleidung auch seine zufällige Bedeutung, obgleich seine wesentliche Bedeutung beständig zum Grunde liegt, und unerschütterlich ist. Das l z.B. zeigt einen jeden Laut überhaupt an, weil es sich in der Zunge als dem Sprachwerkzeuge bildet, wodurch wir unsere Laute hervorbringen, und in deren Ermangelung uns diese Hervorbringung irgend eines Lauts unmöglich seyn würde. Sobald aber ein Laut von Menschen oder Thieren hervorgebracht wird, so fügt sich dem herrschenden Laut l von vorne ein b oder p hinan, als in den Wörtern, plappern, plaudern, blarren, plerren, von Thieren: blaffen, blöcken, bellen, brüllen, u.s.w. Wird hingegen ein Laut vermittelst lebloser unorganischer Körper hervorgebracht, so wird der herrschende Laut l gemeiniglich durch den hinangesetzten Gaumenlaut näher bestimmt, als in
Der herrschende einfache Laut ist also in jedem Worte nur ein einziger, allein durch die Laute, welche sich entweder von selber an ihn anschmiegen, als das b in bloͤcken, oder welche durch einen Vokal an ihn geknuͤpft werden, als das ch in lachen, wird dieser herrschende Laut auf mannichfaltige Weise modificirt, und veraͤndert mit seiner Bekleidung auch seine zufaͤllige Bedeutung, obgleich seine wesentliche Bedeutung bestaͤndig zum Grunde liegt, und unerschuͤtterlich ist. Das l z.B. zeigt einen jeden Laut uͤberhaupt an, weil es sich in der Zunge als dem Sprachwerkzeuge bildet, wodurch wir unsere Laute hervorbringen, und in deren Ermangelung uns diese Hervorbringung irgend eines Lauts unmoͤglich seyn wuͤrde. Sobald aber ein Laut von Menschen oder Thieren hervorgebracht wird, so fuͤgt sich dem herrschenden Laut l von vorne ein b oder p hinan, als in den Woͤrtern, plappern, plaudern, blarren, plerren, von Thieren: blaffen, bloͤcken, bellen, bruͤllen, u.s.w. Wird hingegen ein Laut vermittelst lebloser unorganischer Koͤrper hervorgebracht, so wird der herrschende Laut l gemeiniglich durch den hinangesetzten Gaumenlaut naͤher bestimmt, als in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0112" n="112"/><lb/> bei den einsylbigen Woͤrtern, ein einfacher Laut der herrschende, welchem sich die uͤbrigen nach ihrem Range, und nach ihrer Nebenbedeutung unterordnen muͤssen. </p> <p>Der herrschende einfache Laut ist also in jedem Worte nur ein einziger, allein durch die Laute, welche sich entweder von selber an ihn anschmiegen, als das <hi rendition="#b">b</hi> in <hi rendition="#b">bloͤcken,</hi> oder welche durch einen Vokal an ihn geknuͤpft werden, als das <hi rendition="#b">ch</hi> in <hi rendition="#b">lachen,</hi> wird dieser herrschende Laut auf mannichfaltige Weise modificirt, und veraͤndert mit seiner Bekleidung auch seine zufaͤllige Bedeutung, obgleich seine wesentliche Bedeutung bestaͤndig zum Grunde liegt, und unerschuͤtterlich ist. </p> <p>Das <hi rendition="#b">l</hi> z.B. zeigt einen jeden Laut uͤberhaupt an, weil es sich in der Zunge als dem Sprachwerkzeuge bildet, wodurch wir unsere Laute hervorbringen, und in deren Ermangelung uns diese Hervorbringung irgend eines Lauts unmoͤglich seyn wuͤrde. Sobald aber ein Laut von Menschen oder Thieren hervorgebracht wird, so fuͤgt sich dem herrschenden Laut <hi rendition="#b">l</hi> von vorne ein <hi rendition="#b">b</hi> oder <hi rendition="#b">p</hi> hinan, als in den Woͤrtern, <hi rendition="#b">plappern, plaudern, blarren, plerren,</hi> von Thieren: <hi rendition="#b">blaffen, bloͤcken, bellen, bruͤllen,</hi> u.s.w. Wird hingegen ein Laut vermittelst lebloser unorganischer Koͤrper hervorgebracht, so wird der herrschende Laut <hi rendition="#b">l</hi> gemeiniglich durch den hinangesetzten Gaumenlaut naͤher bestimmt, als in<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0112]
bei den einsylbigen Woͤrtern, ein einfacher Laut der herrschende, welchem sich die uͤbrigen nach ihrem Range, und nach ihrer Nebenbedeutung unterordnen muͤssen.
Der herrschende einfache Laut ist also in jedem Worte nur ein einziger, allein durch die Laute, welche sich entweder von selber an ihn anschmiegen, als das b in bloͤcken, oder welche durch einen Vokal an ihn geknuͤpft werden, als das ch in lachen, wird dieser herrschende Laut auf mannichfaltige Weise modificirt, und veraͤndert mit seiner Bekleidung auch seine zufaͤllige Bedeutung, obgleich seine wesentliche Bedeutung bestaͤndig zum Grunde liegt, und unerschuͤtterlich ist.
Das l z.B. zeigt einen jeden Laut uͤberhaupt an, weil es sich in der Zunge als dem Sprachwerkzeuge bildet, wodurch wir unsere Laute hervorbringen, und in deren Ermangelung uns diese Hervorbringung irgend eines Lauts unmoͤglich seyn wuͤrde. Sobald aber ein Laut von Menschen oder Thieren hervorgebracht wird, so fuͤgt sich dem herrschenden Laut l von vorne ein b oder p hinan, als in den Woͤrtern, plappern, plaudern, blarren, plerren, von Thieren: blaffen, bloͤcken, bellen, bruͤllen, u.s.w. Wird hingegen ein Laut vermittelst lebloser unorganischer Koͤrper hervorgebracht, so wird der herrschende Laut l gemeiniglich durch den hinangesetzten Gaumenlaut naͤher bestimmt, als in
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Zitationshilfe: | Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 3, St. 2. Berlin, 1785, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0303_1785/112>, abgerufen am 17.02.2025. |