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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784.

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scheinenden Reden und Handlungen ungeachtet, sich doch nicht in der vollen Ausübung seines Bewußtseyns befand, welches hauptsächlich durch den nachherigen gänzlichen Mangel an Rückerinnerung an die Vorfälle der Krankheit bestätigt wird, so stößt man da wieder auf undurchdringliche Geheimnisse.

Daß dem Kranken Spiegel und lebhafte Gemälde zuwider waren, läßt sich meines Erachtens so erklären: Seine Nerven waren durch die Krankheit selbst schon auf einen sehr hohen Grad gespannt, und also auch äusserst reitzbar, mithin mußten Spiegel und dergleichen Gegenstände einen sehr lebhaften Eindruck auf sie machen, und sie vollends bis auf den höchstmöglichen Grad spannen.

Schwarze Farbe konnte ihrer Natur nach gar keinen Eindruck auf die Nerven des Patienten machen, dieß mußte ihm aber eben so widrig seyn als jenes, weil ein gänzlicher Mangel an Eindruck die so überspannten Nerven eben so sehr beleidigen mußte.

Daß er endlich Uhrenbänder und Uhrenketten gar nicht vor sich sehen konnte, dieß beruht auf einem Nebenumstand. Er hatte sich nemlich vor seiner Krankheit sehr viel mit dergleichen Tändeleien abgegeben, mithin konnte die Seele die Eindrücke davon leicht behalten haben. Wunderbar ists aber immer, daß nun der Eindruck von diesen Dingen


scheinenden Reden und Handlungen ungeachtet, sich doch nicht in der vollen Ausuͤbung seines Bewußtseyns befand, welches hauptsaͤchlich durch den nachherigen gaͤnzlichen Mangel an Ruͤckerinnerung an die Vorfaͤlle der Krankheit bestaͤtigt wird, so stoͤßt man da wieder auf undurchdringliche Geheimnisse.

Daß dem Kranken Spiegel und lebhafte Gemaͤlde zuwider waren, laͤßt sich meines Erachtens so erklaͤren: Seine Nerven waren durch die Krankheit selbst schon auf einen sehr hohen Grad gespannt, und also auch aͤusserst reitzbar, mithin mußten Spiegel und dergleichen Gegenstaͤnde einen sehr lebhaften Eindruck auf sie machen, und sie vollends bis auf den hoͤchstmoͤglichen Grad spannen.

Schwarze Farbe konnte ihrer Natur nach gar keinen Eindruck auf die Nerven des Patienten machen, dieß mußte ihm aber eben so widrig seyn als jenes, weil ein gaͤnzlicher Mangel an Eindruck die so uͤberspannten Nerven eben so sehr beleidigen mußte.

Daß er endlich Uhrenbaͤnder und Uhrenketten gar nicht vor sich sehen konnte, dieß beruht auf einem Nebenumstand. Er hatte sich nemlich vor seiner Krankheit sehr viel mit dergleichen Taͤndeleien abgegeben, mithin konnte die Seele die Eindruͤcke davon leicht behalten haben. Wunderbar ists aber immer, daß nun der Eindruck von diesen Dingen

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[22/0022] scheinenden Reden und Handlungen ungeachtet, sich doch nicht in der vollen Ausuͤbung seines Bewußtseyns befand, welches hauptsaͤchlich durch den nachherigen gaͤnzlichen Mangel an Ruͤckerinnerung an die Vorfaͤlle der Krankheit bestaͤtigt wird, so stoͤßt man da wieder auf undurchdringliche Geheimnisse. Daß dem Kranken Spiegel und lebhafte Gemaͤlde zuwider waren, laͤßt sich meines Erachtens so erklaͤren: Seine Nerven waren durch die Krankheit selbst schon auf einen sehr hohen Grad gespannt, und also auch aͤusserst reitzbar, mithin mußten Spiegel und dergleichen Gegenstaͤnde einen sehr lebhaften Eindruck auf sie machen, und sie vollends bis auf den hoͤchstmoͤglichen Grad spannen. Schwarze Farbe konnte ihrer Natur nach gar keinen Eindruck auf die Nerven des Patienten machen, dieß mußte ihm aber eben so widrig seyn als jenes, weil ein gaͤnzlicher Mangel an Eindruck die so uͤberspannten Nerven eben so sehr beleidigen mußte. Daß er endlich Uhrenbaͤnder und Uhrenketten gar nicht vor sich sehen konnte, dieß beruht auf einem Nebenumstand. Er hatte sich nemlich vor seiner Krankheit sehr viel mit dergleichen Taͤndeleien abgegeben, mithin konnte die Seele die Eindruͤcke davon leicht behalten haben. Wunderbar ists aber immer, daß nun der Eindruck von diesen Dingen

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 2, St. 3. Berlin, 1784, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0203_1784/22>, abgerufen am 21.11.2024.